Über das Schreiben – was ich schreibe, warum ich es tue, wer mich inspiriert und motiviert

Eine Blogparade ist für mich fast unwiderstehlich. Wenn dann noch eine Schreib-Ikone wie Anna Koschinski dazu einlädt, übers Schreiben zu schreiben, gibt es kein Halten mehr. Kennst du die Szene aus dem Film Roger Rabbit, in der Roger, der Cartoon-Hase, verfolgt wird und sich versteckt? Sein Verfolger Judge Doom, ultimativ böse natürlich, lässt nichts aus, um Roger aus seinem Versteck zu locken. Judge Doom greift zum ultimativen Trick: Er klopft einen Tusch – „Ta-ta-ta-taaa-tam“ – und lässt die letzten beiden Töne weg. So sehr sich Roger Rabbit auch zu beherrschen versucht, er hält es nicht aus. Beim dritten Mal Klopfen bricht er durch die Wand und vervollständigt den Tusch: „Ta-Taaaaaa!“ (hier im YouTube-Clip). So ähnlich geht es mir mit Blogparaden. Meine Schreiblust demontiert und verwirft jedes „Aber xy ist wichtiger, dringender und muss vorher … etc.“ mit Verve und großer Überzeugung. Also schreibe ich, es hilft nichts.

Was ich so schreibe

Blogartikel – meine schreiberische Hauptbeschäftigung

Im April 2021 entdecke ich Judith Peters und ihre Challenge BoomBoomBlog. In einer Woche schreibe ich mich mit vielen anderen Blog-Neulingen von Null auf den ersten Blogartikel. Enthusiasmus und Energie sind im Dauer-Hoch! Das Schreiben ist schon immer meins. Tagebücher, die ich aus Furcht vor Entdeckung meiner Geheimnisse immer wieder vernichte. Journals mit und ohne äußere Schreibimpulse, Morgenseiten, Dankbarkeitsseiten, Forenbeiträge, und nie bekomme ich vom Schreiben genug. Es erreichen mich immer wieder Rückmeldungen, ich möge bitte mehr, öffentlicher, häufiger schreiben. Auf einem Blog zum Beispiel. In einer Zeitung oder einem Magazin in einer Kolumne regelmäßig philosophieren und witzeln. Oder mich auf eine Bühne stellen und meine Geschichten erzählen. Gern auch ein Buch schreiben.  Besser viele Bücher.

Ich will öffentlich schreiben, aber der Mut fehlt. Noch. Blogs setze ich immer wieder auf und fülle sie nicht. Mein Impostor, den ich meist mit mir herumtrage, erzählt mir jahrelang überzeugend, dass es trotz aller an mich herangetragenen Wünsche niemanden interessiert, wenn und was ich schreibe. Seit ich nach dem Abi bei der einzigen Tageszeitung, bei der ich mich bewerbe, nicht angenommen werde, sitzt der Glaube tief. Das Thema gehe ich mit Judiths Challenge erfolgreich an. Es ist für mich klar, dass ich danach The Content Society beitrete. Mein erstes persönliches Taa-Taaaaa zum Thema Schreiben. Und jetzt gibt es kein Halten mehr: Ich schreibe und schreibe. Artikel um Artikel. Alle Blogdekaden, viele Blogparaden – ich bin dabei, 2022 auch mit einer eigenen Blogparade zum Leben nach den Wechseljahren.

Newsletter schreiben

Beinahe hätte ich es vergessen: Natürlich schreibe ich meinen wunderbaren Newsletter! Er gehört so selbstverständlich in mein Schreib-Portfolio und ist mir genauso wichtig wie das Bloggen. Ich berichte wöchentlich über meine Erlebnisse, meine Erkenntnisse, meine Themen im Coaching. Mein Newsletter heißt Midlife Storys und erzählt mitten aus dem Leben. Er ist eine Art Fortsetzungsgeschichte, in die ich professionelle Impulse und Angebote einbinde. Ein bisschen Werbung an dieser Stelle: Meine Midlife Storys werden sehr gern gelesen, ich bekomme tolle Rückmeldungen darauf. Probiere ihn doch auch mal aus:

Wenn du meine Midlife Storys schon kennst, freue ich mich, wenn du sie weiterempfiehlst!

Schreiben von Hochzeitsreden

Die Anfrage einer Freundin im letzten September, auf ihrer Hochzeit die Freie Trauung zu gestalten, traf mich nicht komplett überraschend. Sie hatte schon einmal gesagt, sollte sie in ihrem Leben noch einmal heiraten, wäre ich für die Rede ihre Wahl. Nun ist der Zeitpunkt bestimmt! Und weil ich gern meine natürlichen Talente auf den Prüfstand stelle, ging ich zu einer Hochzeitsredner-Ausbildung. Nun bin ich Hochzeitsrednerin und freue mich darauf, wunderschöne, berührende Hochzeitsreden zu schreiben und zu halten.

Schreiben auf Social Media

Als Online-Unternehmerin schreibe ich natürlich Texte auf Social Media, meist auf LinkedIn. Dort mag ich die wertschätzende Community und den Tiefgang vieler Beiträge. Auf Facebook bin ich vertreten, mit verhaltenem Engagement. Ich gelobe Besserung! Auf Instagram gab es Hunderte von Postings von mir, da bin ich aber zurzeit zum zweiten Mal völlig unsinnig gesperrt. Einerseits fehlt mir die lustige Spielwiese dort, andererseits konnte sich LinkedIn in die Lücke meines Kommunikations-Portfolios setzen. Dieser wertvollen Plattform hätte ich sonst vermutlich keine echte Chance gegeben.

Was ich zum Schreiben brauche, meine Lieblings-Umgebung, meine liebsten Werkzeuge:

Was ich zum Schreiben brauche ist Ruhe. Vor allem in mir selbst. Wenn ich entspannt und im Schreib-Flow bin, kann ich auch im Café oder sonstwo unterwegs schreiben. Ich habe immer mindestens ein Notizbuch dabei und immer meinen Füller oder einen Tintenroller. Viele meiner Ideen schreibe ich unterwegs auf. Wenn ich in Bewegung bin, schicke ich mir selbst eine WhatsApp-Nachricht und übertrage sie später. In Cafés schreibe ich gern meine Gedanken auf, als Listen oder als Journaling. Ich liebe die Leuchtturm-Bücher im B5-Format mit Softcover in allen Farben. Zurzeit sind gerade Zitronengelb und Puderrosa in Arbeit. Mein Dankbarkeitsjournal schreibe ich in ein blumiges Buch aus einer Frida Kahlo-Edition, ich habe es in einem Buchladen entdeckt. Ist es eigentlich so, dass alle Schreibenden gern lesen? Für mich sind Lesen und Schreiben sehr eng verbunden, ich liebe das Lesen!

Notizbücher, ein Montblanc-Füller und eine Katze auf einem Bett.
Mein Morgen-Setting mit Katze

Meine Blogartikel schreibe ich überwiegend am Laptop, meist zuhause, gelegentlich im Zug. Der Laptop ist, außer auf manchen Tagesreisen, immer dabei. Bei mehrtägigen Besuchen, in Urlauben, wenn ich bei meiner Mutter bin. Ohne eine Möglichkeit zu schreiben fühle ich mich nicht vollständig und einer wichtigen Ausdrucksmöglichkeit beraubt. Mittlerweile erschließe ich mir mit wachsender Begeisterung das Smartphone als Arbeitsgerät für meine Blogartikel. Die Bilder sind leicht und schnell integriert, und mit der WordPress-App ist ein Artikel flott geschrieben. Vor allem meine regelmäßigen 12 von 12-Artikel entstehen häufig am Handy. Seit ein paar Monaten besitze ich zusätzlich einen Tablet, den ich mit einer externen Tastatur bedienen will. Wir sind noch nicht richtig warm geworden miteinander, wir zwei. Der Wille ist aber da.

In meinem Haus ist fast jeder Platz ein Schreibplatz: mein Bett, in dem ich oft an einem Laptop-Tisch arbeite, mein Schreibtisch mit meinem wunderbaren ergonomischen Stuhl und einem Balance-Pad, auf dem ich stehe, wenn der Schreibtisch hochgefahren ist. Der Esstisch, das Sofa, ein Sessel am Fenster. Da sitze ich häufig, besonders wenn außer mir nur die Katze zuhause ist. Die kann ich dann in den Garten raus- und reinlassen. Sie schätzt es sehr, ihr Personal arbeiten zu sehen.

Warum ich schreibe, mit welchem Ziel und mit welcher Motivation

Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich schreibe, weil ich eine kleine Rampensau bin. Ich liebe es, eine Bühne zu haben. Angefangen mit den üblichen musikalischen Abenden für die Eltern musizierender Kinder, organisiert von Flöten-, Gitarren- und Klavierlehrerinnen, über Laientheaterstücke in der Schule, Präsentationen bei der Arbeit und Konzertmoderationen eines Chors: Ich liebe es, vor Menschen zu stehen und etwas zu zeigen, das anderen etwas gibt und was ich kann und mag. Dabei bin ich offen, persönlich und spontan. Ich bin im Flow, wenn ich Schwingungen aufnehme und in Verbindung mit dem Publikum bin. Wenn das passiert, bin ich mehr ich selbst als irgendwann sonst.

Eine Bildmontage, auf der die Autorin auf einer Bühne steht. Sit trägt eine blaue Jeans, eine leuchtendblaue Jacke, ein weißes T-Shirt und streckt die Arme nach den Seiten aus.
Meine Bühne, das Schreiben

Beim Schreiben ist es ähnlich, denn ich schreibe sehr persönlich. Ein Ziel beim Schreiben ist, meine Gedanken, Ideen, Erkenntnisse festzuhalten und zu sortieren. Das verschafft mir Klarheit über meine eigenen Wünsche. Beim Schreiben kristallisiert sich heraus, was mir wichtig ist und Freude macht. Schreibe ich hölzern, ist das Thema nichts für mich. Ein weiteres Ziel ist, mit meinem Schreiben zu bewegen, zu inspirieren, zu amüsieren. Ich habe die Gabe, selbst sensible und schwere Themen mit hintergründigem Humor zu behandeln und dabei durchgehend der Ernsthaftigkeit der Themen gerecht zu werden. Damit kann ich wachrütteln, aufmerksam machen, im Gedächtnis bleiben. Und amüsieren.

Meine Motivation ist intrinsisch, also hausgemacht. Sie ist einfach da, und niemand muss mich anschieben. Ich schreibe immer leidenschaftlich gern und viel lieber, als ich viele andere Dinge tue.

Die Kommentare auf meine Artikel, Newsletter und Social Media-Beiträge spiegeln mir regelmäßig wider, wie spürbar meine Begeisterung fürs Schreiben ist. Wenn ich gut schreibe, berühre ich. Und das berührt wiederum mich. Das Schreiben ist ein Weg, meine Bühne zu bespielen.

Wer mich beim Schreiben inspiriert – meine wunderbaren Vorbilder und Text-Influencer

Mein Vorbild beim Bloggen ist eindeutig Judith Peters. Als Mitglied von The Content Society erlebe ich seit drei Jahren hautnah, in welchen Situationen viele von Judiths Artikeln entstehen: Jemand stellt eine Frage, und sie schreibt einen Artikel darüber, präzise und hervorragend recherchiert, gut zu lesen und zu verstehen. Abgesehen davon ist sie ein quirliger, fantasievoller Mensch mit hoher Energie und tausend Ideen. Stillstand kennt sie nicht, und in ihrem Dunstkreis wird es nie langweilig.

Es gibt einige Blogs, auf denen ich unheimlich gern lese und die mich inspirieren. Ich kann hier nur einige aufzählen, denn es sind viele. Was ihnen allen gemein ist: Sie zeigen Persönlichkeit, Neugier, Mut, schöne Sprache und entwickeln sich ständig weiter. Sie sind attraktiv gestaltet und laden mich jedes Mal dazu ein, viel mehr zu lesen. Die nachfolgenden fünf finde ich toll, und es fallen mir auf Anhieb mindestens fünfzehn weitere Blogs ein, die ich sehr liebe und in denen ich mich beim Lesen verliere. Ich werde sie mal sammeln für ein Listicle mit meinen Lieblings-Blogs. Aber jetzt die fünf Blogs, auf die meine Würfel heute gefallen sind:

  • Birgit Elke Ising: schreibt laut, crazy und mit viel Herz, Tiefe und Witz über Kriegsenkel, Impro-Theater, Persönlichkeitsentwicklung und alles, was ihr sonst einfällt. Sie hat ihre eigene kluge, ungewöhnliche, coole Sprache.
  • Marita Eckmann schreibt einfühlsam und neugierig unter anderem über ihre Themen: ethisches Netzwerken, Menschliches, spirituelle Erkenntnisse, Schreiben, Kreativität, Selbstmanagement.
  • Ulrike Storny gibt Einblicke in die Themen Community Management, Onboarding, Fotografie (sie fotografiert meisterlich!). Aus ihrer sehr nahbaren Art zu schreiben blitzt sehr viel Optimismus hervor, mit dem sie schmerzliche Ereignisse angeht.
  • Kerstin Salvador zeigt mit viel Freude, Akribie und Leidenschaft Rechtschreib-Fallen und wie wir sie vermeiden können. Bei ihr gehe ich spätestens dann stöbern, wenn ich selbst nicht weiter weiß, aber auch sehr gern einfach so, weil sie begeistert und begeisternd von schönen Ausflügen, Geschichten und kulturellen Ereignissen berichtet.
  • Heiko Metz schreibt über das, was Menschen am Laufen hält, auch in schwierigen Zeiten. Seine Offenheit, die Zartheit mancher Texte und sein Umgang mit vielem machen einfach Mut.

Eine Text-Ikone im Schreiben, Vortragen und Übersetzen ist für mich Harry Rowohlt. Ohne seine überragend klugen und witzigen Übersetzungen würden mir Angela’s Ashes, Die grüne Wolke und Winnie-the-Pooh vermutlich nur halb so gut gefallen.

Ich liebe Autoren, deren Sprache mich berührt und deren Buch mich verändert. Diese drei zum Beispiel:

„Kaltblütig“ von Truman Capote las ich als Jugendliche. Damals verstörte es mich total, es war in meinem Leben noch zu früh für dieses Buch. Entziehen konnte ich mich ihm trotzdem nicht. Die Sprache, mit der Capote die Emotionslosigkeit der beiden Täter beklemmend spürbar macht, sitzt mir heute noch in den Knochen. Die zunehmende Selbstverständlichkeit von Gewalt im öffentlichen Raum hält dieses Gefühl am Leben.
„Das Parfum“ von Patrick Süskind machte mich zur reisenden Nase. Während ich es las, roch ich. Schnüffelte. Witterte. Alles. Mich, das Gras, die Erde, jede Blüte, den Saft einer Frucht, das metallisch-schmuddelige Odeur der Münzen in meinem Portemonnaie. Leder, Türgriffe, Schimmel. Alles. Wirklich alles. Nicht nur schön, kann ich dir sagen. Ein Fun Fact drumherum: Während ich es las, verarbeitete ich gerade die Trennung von meinem ersten langjährigen Freund in Hamburg. Ich war zum ersten Mal allein auf einer größeren Radtour, las das Buch, im Gras am Elbufer liegend, aus. Und vergaß ihn darüber, den Kerl. Nicht für immer, aber während des Lesens.
„Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny bewirkte, dass alles in mir langsam wurde. Ein Leben, temporör in Slow-Mo gelebt. Spannend.

Wenn ich durch meine Bücher gehe, entdecke ich Werke weiterer Autoren, deren Sprache mich verzaubert und verwandelt. Andreas Steinhöfel ist für mich ein ganz Großer. In seinem Buch „Der mechanische Prinz“ beschreibt er Tauben auf eine Weise, die mich sie für immer ins Herz schließen lässt. Minette Walters lese ich zurzeit nicht, aber in einem ihrer ersten Bücher machte sich allein durchs Lesen bei mir ein derartiges Grauen breit, dass ich mit rasendem Herzen und „oh nein!“ rufend die Zeilen verschlang. Die lakonische Sprache Ernest Hemingways, die ausführlichen Molluskenschilderungen von John Steinbeck in Straße der Ölsardinen, die direkte Sprache, mit der Anaïs Nin erotische Spannung aufbaut – sie alle prägen mich. Ich lerne von ihnen und spreche selbst, auch beim Schreiben, bildhaft. Gelegentlich verbinde und erfinde ich Wörter, wenn mir das gängige Repertoire nicht stark genug ausdrückt, was ich vermitteln will. Und meine Sprache entwickelt sich beim Lesen und Schreiben stetig weiter.

Schreiben und meine größten Herausforderungen

Meine größte Herausforderung beim Schreiben sind die Schreibblockaden. Als mich die erste ereilt, denke ich, ich könnte nie wieder schreiben. Ich setze mich hin und schreibe. Wieder und wieder. Erst zögerlich, und dann kommt er wieder, der Funke. Und mit ihm der Flow. Schreibblockaden zeigen mir, wenn ich mich verausgabt habe. Zum Beispiel mit einer Blogdekade, bei der ich un-be-dingt! zehn Artikel in zehn Tagen schreiben MUSSTE, obwohl ich mir die Zeit mühsam abgequetscht habe und anderes hintanstellte, was vielleicht wichtiger war. Oder wenn ich versuche über ein Thema zu schreiben, weil es mir angeboten wird, mich aber nicht einfängt. Wenn ich glaube, meinem Blog täten ein paar mehr Expertenartikel gut, für die ich in dem Moment nicht genug Ressourcen habe. Kurz: wenn ich mich zu etwas zwinge. Insofern ist eine Schreibblockade ein wichtiger Indikator.
Schreibblockade sagt: Guck genauer hin und finde heraus, was dir gut tut.
Ich sage danke!

Ein KI-generiertes Bild in Rosa und Blau. Es stellt ein riesiges Monster dar, das als Impostor-Symbol der verschüchterten kleinen Frau suggeriert, sie könne sowieso keine guten Texte schreiben.
So treffend stellt die KI von Canva meinen Impostor dar.

Eine anderes Hindernis ist die Vergleicheritis, die meinen Impostor zum Monster macht. Ungefähr so wie auf diesem wunderbaren Bild, das ich mit dem MagicStudio von Canva erstellt habe. Wenn ich mich auf die Einflüsterungen des Monsters einlasse, ist kein Wort mehr richtig, meine Inhalte fad und uninteressant, und ALLE ANDEREN SCHREIBEN IMMER BESSER. Meist regt sich dieses Phänomen, wenn mir etwas zum Wohlfühlen fehlt. Wenn ich eine Runde durch Wiesen und Wälder drehe, etwas esse, ein Glas Wasser trinke, mir etwas Unliebsames aus dem Weg räume, also mir selbst etwas Gutes tue, ist das Hindernis oft nur noch ein Mini-Hubbelchen auf meinem Weg, wenn überhaupt. Der Impostor schläft noch nie ganz tief. Mit zunehmender Schreibsicherheit beruhigt er sich aber oft recht schnell.

Und, ganz wichtig: Die Angst vor Wiederholung. Als ich mit dem Bloggen anfing, dachte ich, ich muss jedes Mal wieder komplett neuen Inhalt produzieren. So wie viele Online-Anfänger ging ich davon aus, dass die Welt jetzt sofort jeden meiner Buchstaben im Netz liest, bewertet, vergleicht und bei Wiederholung abstraft. Heute weiß ich, dass selbstverständlich nicht immer dieselben Menschen jeden Artikel von mir lesen. Es gibt einige wenige, wunderbare Crazy Fan Ladys, die alles kennen. Das habe ich beiläufig in Gesprächen erfahren. Eins lief ungefähr so: „Das steht in deinem Mai-Rückblick. Auf jeden Fall hast du das dann und dann geschrieben, kann auch in dem oder jenem Artikel sein.“ Ich, erstaunt: „Wieviele Artikel hast du denn gelesen?“. Die Leserin, schlicht: „Alle.“ Bevor ich es vergesse, meine teuren CFLs: Ich liebe euch!
Auch übers Schreiben habe ich schon geschrieben, vor gar nicht so langer Zeit. Letztes Jahr war es für die Blogparade von Gabi Kremeskötter. Wieder eine Blogparade, über das Bloggen. Ich wollte zuerst meinen Artikel, warum ich blogge, hier wieder recyceln. Aber weil sich mein Schreiben über die Zeit verändert und Annas Blogparade einen anderen Blickwinkel eröffnet, schreibe ich diesen Artikel komplett neu.

Wie sich mein Schreiben über die Zeit verändert

Mein erster Blogartikel, Warum ich meine Narben liebe, ist auf meiner alten Website entstanden, die ich in einem Baukastensystem aufgebaut hatte, und ich war in meinen Möglichkeiten sehr begrenzt. Deswegen bin ich noch vor dem nächsten Artikel umgezogen auf meine WordPress-Seite, die du hier siehst. Wenn ich ihn mir heute ansehe, finde ich ihn immer noch gut. Es ist ein wichtiger Artikel, der mir zeigt, wie ich Erkenntnisse gewinne und wie ich sie vermittele.

Vier Fotos der Autorin in unterschiedlichen Umfeldern, dazwischen ein blaues Textfeld mit dem Text: Die ersten Bilder auf meinem Blog
Die ersten Fotos auf meinem Blog

Über die Zeit sind meine Artikel subtiler, besser gestaltet, selbstsicherer geworden. In meinen ersten Artikeln wäre ich nicht auf die Idee gekommen, über Politik zu schreiben oder mich zu einem polarisierenden Thema klar zu positionieren. Ich wollte am liebsten allen gefallen und natürlich gern auch Kundinnen und Kunden gewinnen. Inzwischen weiß ich, dass ich alles schreiben kann, und es wird gelesen. Noch nicht von so vielen Menschen wie ich es gern hätte, noch nicht so, dass ich mit den durch meinen Blog gewonnenen Coachees reich werde. Wichtig ist, es wird gelesen, und das gern. Besonders wenn ich mich positioniere wie im Januar-Rückblick 2024 oder im Newsletter zum Frauentag. Ich werde stetig furchtloser im Teilen von Inhalten. Das fühlt sich für mich genau richtig und richtig gut an.

Rein formal spiele ich, seitdem ich schreibe, mehr mit Zeitformen wie zum Beispiel dem historischen Präsens. Ich achte (meist) auf kürzere Sätze, übermäßigen Gebrauch von Füllwörtern. Wiederholungen vermeide ich bestmöglich und suche stattdessen Synonyme.

Meine eigenen Lieblingstexte und warum sie es sind:

1. Persönliche Erkenntnisse für professionelle Performance

Zur Blogparade von Lena Kampfhofer über Nicht-Mainstream-Familien entstand mein Artikel Wild, frei und wunderbar – so leben wir Familie. Indem ich über meine Familie und die verschiedensten besonderen Bedingungen und Herausforderungen schreibe, bin ich persönlich, nahbar und zeige, wie ich an Herausforderungen herangehe. Das große Plus: Meine Leserinnen und ich erkennen, wie stark familiäre Erfahrungen das Berufsleben beeinflussen und inspirieren. Wie sehr die mühsam erlernte Geduld einer alleinerziehenden Mutter sich auch professionell bewährt. Zum Beispiel meine 90-Minuten-Regel: Wenn du mit der zeitlichen Planung auf der sicheren Seite sein willst, kalkuliere für jede noch so kleine Tätigkeit anderthalb Stunden ein. Brauchst du so lange, verzweifelst du nicht. Geht es schneller (fast immer), freust du dich über die gewonnene oder gesparte Zeit. Also: Naseputzen, geschafft in zwei statt in 90 Minuten. 88 Minuten gewonnen. Windeln wechseln: Zeitaufwand 15 statt 90 Minuten. 75 Minuten gespart. Einhundert Mails löschen: gebündelt und daher in 12 Minuten erledigt. Zeitersparnis 78 Minuten. Undsoweiter. So fühlt sich doch alles gleich viel besser an, nicht wahr?

2. Ein Artikel als Initialzündung meiner neuen Blog-Kategorie „Körperliebe“

In der Blogparade von Sandra Hoppenz über einen Liebesbrief an den Körper ensteht mein Interview mit meinem Körper, das mir unverhofft viel Spaß macht. Zwischen meinen ganzen Coaching-Themen wollte ich schon länger mehr Themen über Körperliebe schreiben und über einen wohltuenden Umgang mit dem eigenen Alterungs- und Veränderungsprozess. Es macht mir Freude, über modische Vorgaben und unseren individuellen Umgang damit zu schreiben. Ich berichte gern darüber, wie egal es mir ist, was ich mit 40, 50, Ü60 nicht mehr darf, wenn ich mich nach den Ansagen der Frauenzeitschriften richte. Auch dieser Artikel ist sehr persönlich. Als früh sehr langes Kind war ich vielen missgünstigen, meinem gesunden Selbstbewusstsein sehr abträglichen, Hänseleien und (nicht immer) unbeabsichtigten Verletzungen ausgesetzt. Mit meinem Weg und meinen Erkenntnissen mache ich mir selbst und meinen Leserinnen Mut und beginne kurz danach eine Artikelreihe über Körperliebe, an der ich zurzeit arbeite.

3. Rückblick-Liebe und Reflexion

Exemplarisch für meine Rückblicke suche ich den Monatsrückblick Oktober 2023 aus. Ein besonders bunter, vielfältiger, abwechslungsreicher Monat. Tolle Menschen spielen eine Rolle, Urlaub, Erkenntnisse, Erlebnisse. Artikel im Rahmen weiterer Blogparaden – erwähnte ich jemals, dass ich Blogparaden liebe? Der Oktoberrückblick 2023 ist sehr emotional, weil ich nach viel Zeit weg von meinem Zuhause endlich mal wieder etwas länger in Hamburg sein und mich dort erden kann. Und weil ich liebe Menschen treffen durfte. Rückblicke mag ich allgemein sehr gern, denn sie zeigen mir am Monatsende, was ich alles erreicht, geschafft, bewältigt habe. Die vielen schönen kleinen und großen Erlebnisse. Berufliches, Persönliches, Naturverbundenes.

4. Mini-Fazit zu meinen Lieblingsartikeln

Am besten bin ich mit persönlichen Artikeln. Besonders Blogparaden laden mich dazu ein, über meinen Themen-Tellerrand zu gucken und mich einer Fragestellung schreibend hinzugeben. Dabei entstehen gedanklich neue Räume, die – wer weiß? – auch meinem Business einen neuen Touch oder eine ganz neue Richtung geben.

Was ich gern mal schreiben möchte:

Ich möchte Trau- und Trauerreden schreiben und halten. Ein Anfang ist gemacht: Für September bin ich für eine Trauung eingeplant, und in Kürze ist meine Traurednerinnenausbildung abgeschlossen.

Eine Kolumne kann ich mir richtig gut vorstellen. Jede Woche ein Thema humoristisch analysieren, das liegt mir.

Kann sein, dass ich es schon erwähnte: Ich möchte ein Buch schreiben. Seit Jahrzehnten wollen viele Inhalte aus mir herausströmen. Autobiographisch wird es sein, optimistisch und ermutigend auch. Dazu fehlen mir vermutlich noch ein paar Kilo Mut, die ich mir erbloggen und erarbeiten werde. Oder ich lege in meinem Kopf einen Schalter um und lege plötzlich los.
Alles ist möglich, alles ist im Flow.

Silke Geissen sitzt in einem Buchladen mit Café. Im Hintergrund Bücherregale und Tische, eine Person, die am Fenster sitzt und etwas trinkt. Im Vordergrund die Autorin an einem braunen Tisch, vor sich eine dekorative Pflanze. Sie signiert ein Buch.
Und wer weiß, vielleicht sitze ich eines Tages wirklich am Signiertisch!

Danke, liebe Anna, für deine wunderbar inspirierende Blogparade!

16 Kommentare zu „Über das Schreiben – was ich schreibe, warum ich es tue, wer mich inspiriert und motiviert“

  1. Liebe Silke,

    toller Artikel. Man spürt Deine Begeisterung und Deine Liebe zum schreiben. Am besten hat mir gefallen, was Du über Deine Motivation geschrieben hast. Hausgemachte Motivation! Das werde ich mir merken. Genauso geht es mir auch. ich habe diesen Satz so sehr gefühlt.

    Liebe Grüße Britta

    1. Liebe Britta,

      herzlichen Dank! Selbst meine Sportuhr empfindet die hausgemachte Motivation nach, denn sie wertet Schreibzeit als Erholung. Das ist doch der beste Beweis!
      Da werde ich doch deine Seite auch mal besuchen können, ich freue mich drauf.

      Liebe Grüße, Silke

  2. Liebe Silke,
    es ist so schön, in deinen Artikel übers Schreiben lesend einzutauchen und deine Begeisterung förmlich zu spüren. Silke ganz in ihrem Element, so soll es sein! Und plötzlich lese ich da meinen Namen in deinem Artikel und bin ganz gerührt, wie mein Schreiben bei dir ankommt. Danke für die Erwähnung, ich freue mich gerade wie Bolle darüber. 😊 Das kann ich nur erwidern, denn auch ich schätze deine Blogartikel sehr. Wie schön, dass wir gemeinsam in der The Content Society bloggen und regelmäßig voneinander lesen.
    Alles Liebe
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,
      ja, beim Schreiben bin ich wirklich in meinem Element. Wie schön, dass es auch ankommt!
      Ich habe dich gern erwähnt und freue mich ehrlich, dass du von mir auch gern liest.
      Ohne The Content Society hätten wir einander und unsere Inhalte gar nicht kennengelernt; schon gut, dass wir uns über den Weg gelaufen sind.
      Liebe Grüße
      Silke

  3. Liebe Silke, dein Artikel ist so episch, so intensiv, so liebevoll – so stell ich mir dein Buch vor! Es ist an der Zeit, du weißt es eh, oder? Sogar KI weiß es schon, die von ganz oben. 😉
    Mach mal! Du bist so mutig in allem, was du angehst, ich bin sicher, es entsteht ein tolles Werk!
    Vielen Dank, dass du meinen Blog in deinen Artikel eingebunden hast! 😍
    Alles Liebe Ulrike

    1. Liebe Ulrike,
      jetzt wo du es sagst, kann ich mir den Ton meines Buches auch vorstellen, eine tolle Vision!
      Sehr gern habe ich deinen Blog eingebunden, ich finde, du schreibst tolle Artikel.
      Ganz liebe Grüße
      Silke

  4. Liebe Silke,

    alles ist möglich! Wenn du es bis hierher geschafft hast, dann schaffst du es auch an den Signiertisch. Ich glaube an dich – und damit sind wir schon mindestens zwei.

    Go for it!

    Korina

  5. Liebe Silke,
    was Blogparaden doch alles vollbringen! So durfte ich dich jetzt durch Annas Blogparade kennenlernen und bin total fasziniert, allein schon von diesem Artikel.
    Ich habe mir deinen Blog in meine Leseliste gespeichert, damit ich ihn immer parat habe. Gerne lese ich mich durch deine Artikel.
    Was doch das Schreiben über das Schreiben ans Tageslicht bringt. Anna hat immer tolle Ideen. Kennst Du ihre Blognacht?
    Mein Artikel ist bei der Blogparade auch dabei und so ganz anders. Doch so soll es ja sein!
    Auf bald in deinem Blog
    Margaretha

    1. Liebe Margaretha,
      ich freue mich sehr über deinen Kommentar, vielen lieben Dank! Ja, Blogparaden sind Zauberwerke der Vernetzung, ich stelle es auch immer wieder begeistert fest.
      Von Annas Blognacht habe ich schon gehört, bisher passte es terminlich noch nicht. Ich habe jetzt aber den Newsletter, und mir entgeht nichts mehr.
      Deinen Artikel habe ich sehr gern gelesen, du findest darunter einen Kommentar von mir.
      So spannend, wie unterschiedlich wir an dasselbe Thema herangehen.
      Wir lesen uns,
      liebe Grüße
      Silke

  6. Liebe Silke,
    Was für ein schöner Artikel über deinen Werdegang als Autorin! Teilweise habe ich mich wiedererkannt – auch ich habe schon immer gern gelesen und geschrieben, egal was. Bei der Lektüre haben wir nur bei Hemingway eine Überschneidung, aber dein Beitrag hat mich daran erinnert, dass ich Sten Nadolnys ersten Roman „Netzkarte“ schon lesen wollte, als er erschien – jetzt stelle ich fest, dass dies vor über 40 Jahren war, oh Schreck! Vielleicht werde ich es jetzt nachholen.
    Dieses Impostor-Monster von Canva ist ja super! Danke für die Anregung, diese Funktion auch mal auszuprobieren.
    Deinen Beitrag habe ich wirklich gern gelesen und werde noch weiter auf deinem Blog stöbern.

    Herzliche Grüße
    Angelika

    1. Liebe Angelika,
      es freut mich sehr, dass dir mein Artikel gefällt! Und schön, eine Gleichgesinnte und Lesebegeisterte zu lesen – den ersten Roman von Sten Nadolny habe ich nicht gelesen, ich war seinerzeit vom Langsamkeits-Hype überrollt, von dem ALLE zu sprechen schienen. Erzähle gern mal, ob und wie es dir mit der Netzkarte gefallen hat, vielleicht will ich ja auch!
      Ja, probiere das mal aus. Meine Prompt-Versuche auf Canva, mich von der KI darstellen zu lassen, scheitern an verschiedenen Hürden: Die lustigste ist, dass die KI offenbar Frauen immer als kleiner gespeichert hat. Jeder Versuch, eine Frau größer als den Mann zu machen oder wenigstens gleich groß, scheiterten. Außerdem ist das Gesicht immer sehnig, dünn und irgendwie unproportioniert. Auch die Angaben „volle Lippen“, „rundes Kinn“, bewirken nichts. Da fotografiere ich mich weiter selbst und montiere mich in andere Settings!
      Viel Freude auf meinem Blog; ich habe auf deinem auch noch einiges vor.

      Liebe Grüße
      Silke

  7. Liebe Silke das ist ein gigantischer und interessanter Blogartikel. Dadurch lerne ich dich besser kennen und verstehen. Herzliche Dank.
    Ja Rampensau, das kenne ich auch. Das Wort (intrinsisch) war mir kein Begriff. Dankbarkeit und das Reflektieren, finde ich total wertvoll und wichtig.
    Weiter so und viel Erfolg.

    Herzliche Grüße von Anita

    1. Liebe Anita,

      vielen vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen gigantischen Artikel zu lesen UND zu kommentieren, das freut mich sehr! Dann werde ich das Wort gleich mal verlinken, ich bin ja selbst ein großer Klarheitsfan und merke solche Unachtsamkeiten bei anderen Bloggenden immer an. Also gleich in Dankbarkeit reflektiert, so schnell kann’s gehen!

      Ganz liebe Grüße
      Silke

  8. Liebe Silke, ich lese um 4:31 Uhr mit großer Begeisterung und Bewunderung deinen Blogartikel. Du bist mein Vorbild❣️ Ich wünsche mir eines Tages so schön, witzig und allumfassend zu schreiben, wie du. Damit mir das gelingt und ich keine Ausreden mehr habe, nehme ich derzeit an der Newsbetter Woche von Stefanie Seitz teil. Mein Beitrag zur Blogparade ist, zumindest gedanklich, auch schon in Arbeit… Vielleicht erklärst du mir mal, wie das mit den 90 Minuten beim Schreiben geht…
    Bis später. Wir sehen uns dann gleich im CoBlogging.
    Atembewegt & Herzlichst, Karin

    1. Liebe Karin,

      ohhh, ein Vorbild! Vielen lieben Dank, das streichelt meine Schreiberinnenseele! Sehr schön, dass du jetzt einen Newsletter aufsetzt. Und Schreiben hilft beim Schreiben, das stimmt. Die neunzig Minuten musste ich für diesen Artikel aussetzen, es sind ein paarmal mehr neunzig Minuten geworden. Und ich bin schon gespannt auf deinen Artikel.

      Herzliche Grüße,
      Silke

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