Blogparade: Ich blogge, also bin ich

Gabi Kremeskötter fragt in ihrer Blogparade: Warum schreibst du? Die Geschichte hinter meinem Blog, warum Menschen bloggen. Gabi trifft dabei einen Nerv, denn seit ich blogge, ist das Schreiben zu meinem Lebenselixier geworden. Schreiben ist Me-Time, Schreiben ist Erholung, Schreiben ist Inspiration, Konzentration, kreative Explosion. Die Blogparade ist zwar zu Ende, aber ich finde das Thema so inspirierend. Und Inspiration kennt kein Enddatum.

Gabi Kremeskötter ist freie Rednerin, Dozentin für Kreatives Schreiben, Korrektorin & Lektorin, Autorin „Juli Norden“ sowie Bloggerin und lebt in Traben-Trarbach an der Mosel. Schreiben ist Gabis Leidenschaft, die sie in all diesen Facetten mit Freude und Herzblut auslebt und durch ihr Expertinnenwissen in die Welt hinausträgt. Gabis kluge Inspirationsfragen sind das Gerüst für meinen Artikel, ich hatte nichts daran auszusetzen.

Wann ich anfing, eigene Texte zu schreiben

Ehrlicherweise kann ich mich gar nicht erinnern, wann ich das erste Mal einen eigenen Text geschrieben habe. Mal abgesehen von Schulaufsätzen à la „Mein schönstes Ferienerlebnis.“ Ich lese, seit ich lesen kann und schreibe, seit ich schreiben kann. Geschichten aus Buchstaben haben es mir angetan. Eintauchen in eine persönliche Geschichte, einen Lebensweg, eine wissenschaftliche Entdeckung, eine Ausgrabung und den Weg dahin – ich kann dir nicht sagen, wie viele Leben ich schon gelebt habe! Irgendwann fing ich natürlich an, romantische, klagende, von Herzeleid und tiefer, unerwiderter Leidenschaft schwangere Gedichte zu schreiben. Und Karten, Briefe und Zettel in der Schule. Mitschriften. Ich musste alles durch die Finger fühlen, dann wurde es wahr und greifbar.

Irgendwann, viel später, kam das Internet. Ich landete ich in einem Frauenforum, in dem ich heute noch schreibe. Dort schreibe ich nicht über den Hauptinhalt des Forums, das Aufräumen und Putzen, sondern über das Leben im Allgemeinen. Meine Texte wurden immer sehr geschätzt, das beflügelte mich immens. Werden sie immer noch, aber ich stelle fest, das Interesse an nicht spezifischen Foren geht zurück, weil die Social Media schneller bedienbar sind, Bilder lassen sich leichter einstellen.

Wann habe ich zum ersten Mal einen eigenen Text jemand anderem zum Lesen gegeben, und wie war die Reaktion?

Ich glaube, ich habe das eine oder andere Gedicht einer Freundin gezeigt, kann mich aber nicht wirklich erinnern. Was ich weiß: ich habe früh und viele Karten und Briefe geschrieben, mit Anekdoten, Gefühlen, viel Persönlichem. Im Kartenschreiben bin ich ganz groß, nur reicht der Platz meist nicht aus. Ich schreibe sogar immer eine Postkarte, die ich in Päckchen mit verkauften eBay- oder Kleinanzeigen-Artikeln lege. Alle lieben es! Wenn ich schreibe, stelle ich eine Verbindung zum Adressaten her, das tut mir selbst auch gut. Manchmal denke ich, ich muss nur jemandem eine Karte schreiben, um mich selbst wieder besser zu fühlen, wenn es mal nicht so rund läuft.

Was und wann ich zum ersten Mal veröffentlichte und wie ich das für mich erlebt habe

Das ist die beste Frage: Ich wollte schon jahrzehntelang, eigentlich schon IMMER, bloggen und fand keinen Anfang. Bis mich Judith Peters – oh du meine Blogger-Queen, ich werde dir für immer dankbar sein! – mit der Challenge BoomBoomBlog anlockte. Einem derart einprägsamen Namen konnte ich nicht widerstehen und machte mit. Die einwöchige Challenge führte zu einem achtwöchigen Bloggerinnen-Anfängerkurs, den ich selbstverständlich buchte: The Blog Bang, das Abenteuer, bei dessen Beginn ich schon wusste, dass ich danach in TheContentSociety, die magische Bloggerinnen-Community, eintreten würde.

Am 25. April 2021 veröffentlichte ich zum Abschluss von BoomBoomBlog meinen ersten, recht epischen Artikel Warum ich meine Narben liebe. Judith ist groß im Motivieren. Ich war über eine Woche mit dem Artikel beschäftigt, machte Posts auf Facebook und Instagram, arbeitete weitere Anregungen ein, formatierte Fotos. Sonntag um 12 Uhr saßen ewig viele Bloggerinnen an ihren Laptops und schossen Fotos von sich, wie sie veröffentlichten. Ich war so AUFGEREGT! Und tat es doch. Endlich ging ich mit meinen Inhalten an die Öffentlichkeit. Der Artikel ist sehr persönlich, und ich hatte ein bisschen Angst. Ehrlich gesagt, ich hätte mir fast in die Hose gemacht. Aber genau so ist es richtig, diese Gefühle zeigten mir, dass ich auf meinem Sehnsuchtsweg bin!

Wer bloggt, der schreibt. Das heißt nicht bei allen Bloggerinnen, dass sie gern schreiben. Wie ist das bei mir?

Ohhh, ich schreibe unfassbar gern! Schon immer. Schreiben ist für mich DER perfekte Weg mich mitzuteilen. Nicht nur anderen, vor allem mir selbst. Manches, was vorher im Nebel lag, nicht greifbar war, wird mir beim Schreiben klar. Ich fühle, was ich schreibe, ich lese, was ich schreibe. Und ich lerne mich selbst, meine Bedürfnisse und Wünsche, schreibend besser kennen als wenn ich nur darüber nachdenke. Die Texte, die mich selbst am stärksten berühren, sind auch die mit den meisten und intensivsten Rückmeldungen.

Kurz zusammengefasst: Ich schreibe gern, blogge viel und schreibe einmal in der Woche meinen Newsletter Midlife Storys.

Wie sieht die perfekte Schreibumgebung für mich aus?

Womit und worauf ich schreibe: Ich habe Notizbücher, andere Bücher, Collegeblocks, Zettel, ein Bullet Journal, ein Dankbarkeitsbuch …. Schreibenschreibenschreiben. Ich schreibe mit Füller. Seit vielen Jahren habe ich einen schlichten, lackschwarzen MontBlanc-Füller, schreibe ganz bescheiden mit blauer Tinte. Das Papier, das ich beschreibe, muss weich sein.

Meine Blogartikel schreibe ich direkt am Laptop und habe dafür meine ergonomische Tastatur. Meine Handgelenke liegen entspannt auf dem weichen Pad, meine Finger finden meist blind ihre Tasten – ein Vorteil meiner Altersgruppe: während meiner Ausbildung lernte ich Schreibmaschineschreiben im Zehn-Finger-Blind-System. Mit der WordPress-App schreibe ich manchmal auch sehr gern am Smartphone. Dieser Artikel zum Beispiel ist zum Teil in der S-Bahn entstanden.

Wo ich schreibe: Mein Schreibtisch ist durchs Haus mäandert und hat im Lauf der Jahre einen wunderschönen Platz am Fenster in meinem Arbeitszimmer gefunden. Ich saß dort bis vor einer Woche nicht gern, aber nun habe ich einen neuen Schreibtischstuhl in Aussicht, auf dem ich saubequem sitze. Während ich dies schreibe, sitze ich auf dem Leih-Modell, das mich diese Woche von seinen Qualitäten überzeugt hat. Meine Füße ruhen auf einem Balance-Pad, das ist weich und angenehm temperiert für die meist unbeschuhten Fersen. Der Schreibtisch ist höhenverstellbar, und wenn ich stehe oder eine Stehhilfe nutze, kann ich auf dem Kissen auch noch mein Stehvermögen und meine Muskulatur trainieren.

Mein anderer Arbeitsplatz ist das Bed Office. Mein Schlafzimmer ist kaum größer als mein Bett, und vom Fenster habe ich eine wunderschöne Aussicht auf eine Birke und den Himmel. Mein kleiner Laptoptisch eignet sich hervorragend zum Schreiben oder im Krankheitsfall fürs Essen. Das ist eine andere Geschichte. Ich kann bis kurz vorm Dekubitus dort sitzen, weil es einfach unfassbar gemütlich ist, mit einem Kissenberg im Rücken, der schönen Aussicht und einer Katze, die sich an mein Bein kuschelt, zu schreiben und zu arbeiten.

Viele Bücher und viel Katze

Ist es mir im Obergeschoss zu kalt, setze ich mich auch gern mal ins Wohnzimmer. Da sitze ich in meinem bequemen alten Ledersessel, einem meiner wenigen Designerstücke, und lege die Füße auf dem dazugehörigen Hocker hoch. Im Wohnzimmer arbeite ich ich auch manchmal am Esstisch oder auf dem Sofa. Mein Lieblingsplatz, solange ich meinen tollen Stuhl noch nicht habe, ist aber mein Bett.

Wer oder was mich inspiriert

Die Natur inspiriert mich. Ich sehe einen Baum mit Gesicht, einen anderen mit exzentrischen Wurzeln, einen kleinen tiefen See zwischen zwei zusammengewachsenen Baumstämmen. Und ich bin inspiriert. Der Ausdruck des Baumgesichts, die Wurzeln für Standfestigkeit und als Heimat für kleine Tiere, der Mond, der sich im Wasser spiegelt – schon sprudeln die Assoziationen. Ein aufgeschnappter Gesprächsfetzen, die Interaktion zweier Menschen – zack, inspiriert!

Inspiration für mich sind viele wunderbare Bloggerinnen um Judith Peters. Ich möchte gar keine Beispiele nennen, weil ich so viele Frauen kenne, deren Themen und Schreibstil mich wirklich bewegen, dass ich andere großartige Autorinnen vergessen könnte. Das Risiko gehe ich lieber nicht ein.

Die diesjährige Blogparaden-Parade inspiriert mich unbändig, deswegen schreibe ich auch z.B. diesen Artikel zur Blogparade von Gabi Kremeskötter nach der eigentlichen Laufzeit.

Man könnte sagen, ich bin sehr leicht zu inspirieren.

Meine Themen auf meinem Blog, wie ich zu ihnen kam und wie ich die Artikel entwickele

Als ich meinen Blog anlegte, war meine Zielsetzung, bald viele Expertenartikel zum Thema Coaching zu schreiben. Dann stellte ich fest, dass ich das kann. Ich kann aber fast besser wunderbar persönliche Artikel schreiben und tue das mit Leidenschaft und Verve. Ich begegne häufig eigenen Themen, denke in Artikeln. Es kommt vor, dass ich etwas sehe, höre, reflektiere und denke, das könnte Stoff für einen guten Blogartikel sein. Ich habe weniger Zeit zum Bloggen als Ideen für Artikel, das verdrießt mich manchmal. Wenn ich eine idee habe, lege ich meist gleich einen Artikel an. Viele davon verwerfe ich wieder, viele vollende ich irgendwann, wenn ihre Zeit gekommen ist. Ich schreibe nach Lust und Laune. Manchmal stockt es, dann wieder flutscht es. Und wenn ich im Flow bin, bin ich gar nicht zu halten.

Mittlerweile ist es eine recht bunte Mischung aus persönlichen Artikeln und Themenartikeln. Ich löse mich von der Idee, einen Expertenblog haben zu müssen. Meinen Kundinnen zeige ich ein breit gefächertes Portfolio von Geschichten aus meinem Leben, meiner Erfahrung, meiner Expertise, und manch eine kommt über einen Blogartikel zu mir, dem ich nie zugetraut hätte, dass er mir Kundinnen bringt. Ich denke, einige meiner Artikel könnten etwas strukturierter sein und vertraue darauf, dass sie das noch werden. Wenn ich sehe, wie sich Optik und inhaltliche Qualität seit April 2021 entwickelt haben, bin ich zufrieden.

Welche Vision ich im Zusammenhang mit dem Schreiben habe

Meine Vision beim Schreiben: Ein eigenes Buch schreiben. Und noch eins und noch eins. Vielleicht auch eine Kolumne haben, in der ich mich jede Woche über ein ganz normales Lebensthema auslasse. Früher träumte ich mich in ein altes Cottage in Südengland, mit dicken niedrigen Steinmauern und einem herrlichen Blick aufs Meer. Ich kann mir ebenso gut vorstellen, mit Blick auf einen norddeutschen Fluss oder das Meer zu leben. Wasser und Möwen will ich sehen und hören. Und dort will ich schreiben. Und inspirieren.

4 Kommentare zu „Blogparade: Ich blogge, also bin ich“

  1. Liebe Silke

    Gott sei dank, sie schreibt! Das kam mir in den Sinn als ich gerade Deine Zeilen übers Schreiben las. Als begeisterte Leserin Deines Blogs erlaube mir, meine Sicht hier zu ergänzen.

    Du schreibst und berührst. Mit jedem Wort eröffnest Du mir neue Welten. Sei es der Katzenkampf neulich, die grosse weite Welt, die im Hamburger Hafen beginnt oder die richtig schwierigen Themen – Du findest die für mich passenden Worte.

    Du schreibst Worte, die etwas in mir öffnen, bewegen und vor allem auch mich ermutigen. Die Hoffnungskleider von Dir waren so ein wertvoller Augenöffner, die ich immer mit Dir verknüpft habe in mir. Ich.lieb.sie.alle – die Silke-Welt-Wörter.

    Und freu freu freu mich auf jedes Wort mehr von Dir. Dein Newsletter am Freitagabend ist ein wärmendes Ritual geworden für das ich sehr dankbar bin.

    Mögest Du noch mutiger über Dir wichtige Themen schreiben.
    Mögest Du noch mehr Menschen damit erreichen.
    Mögest Du damit die Welt ein bisschen wärmer, bunter und silkiger machen.

    Dein Fan
    Christine

    1. Ach, liebe Christine,

      was soll ich sagen? Dein Kommentar ist so so schön und herzerwärmend, und ich freue mich immer wieder, wenn ich durch mein Schreiben berühren darf und kann. Als immer enthusiastischere Bloggerin kann ich mir auch kaum vorstellen, dass ich so bald aufhöre zu schreiben und Positionen zu vertreten.

      Danke fürs So-gern-Lesen, meine Liebe.
      Inniglichst,
      Silke

  2. Liebe Silke,
    herzlichen Dank für deinen großartigen Blogartikel, den ich heute ausführlich gelesen habe. Deine Schreibbegeisterung steckt in jedem Kapitel, wir Schreibenden sind schon ein ganz besonderer Haufen!
    Ich freue mich sehr für dich, dass auch du den Weg in die Öffentlichkeit nutzt, um deine Gedanken, Ideen, Gefühle und dein Wissen in die Welt zu tragen 🙂
    Mehr davon, wir lesen uns!
    Viele Grüße,
    Gabi
    🙂

    1. Liebe Gabi,
      ich danke dir für deine Rückmeldung, über die ich mich fast genauso gefreut habe wie über die nachträgliche Aufnahme in deinen Zusammenfassungsartikel deiner schönen Blogparade. Ja, wir brauchen das wohl, das Schreiben. Umso beglückender, wenn es gern gelesen wird.
      Du sagst es, wir lesen uns. Im Augenblick lese ich bei dir ganz viel über Traureden. Ein sehr spannender Bereich!
      Liebe Grüße
      Silke

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