Das Thema Dankbarkeit ist ein zentrales Thema in vielen Büchern zu Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung und Selbstoptimierung. Ich durfte selbst erleben, wie heilsam es ist, auch für kleinste und scheinbar selbstverständliche Dinge dankbar zu sein. Am 20. Januar 2014 war ich als Fußgängerin in einen Unfall mit einem SUV verwickelt. Unter anderem traf mich der rückwärts fahrende Wagen so, dass der hintere Außenspiegel bei der Kollision mit meinem Kopf zerschmettert wurde, und als nächstes fiel ich frontal mit dem Kopf auf die Straße. Im Nachhinein fiel mir auf, was für ein unglaubliches Glück ich hatte, dass ich noch komplett bei Verstand und überwiegend nur äußerlich lädiert war.
Deswegen feierte ich am 20. Januar 2015 mit allen, die mir nach dem Unfall beistanden, und mit meinen Freunden, eine Art Geburtstag. Eine meiner Gäste schenkte mir ein kleines goldenes Notizbuch mit einem golden schreibenden Gelroller, mit der Anregung, täglich etwas Schönes hineinzuschreiben. Daraus wurde eine Gewohnheit, die ich seitdem fast täglich pflege. Einige der Punkte stammen aus der ersten Zeit mit dem goldenen Buch.
Die Liste fing an mit der Zahl 30+, und nachdem ich alle zehn Punkte die Überschrift anpassen musste, ging ich – wie sich zeigte, zu Recht – auf 100+. Ich fürchte, die Liste wächst noch weiter.
Für all dies bin ich dankbar:
- Am Leben zu sein
- Morgens aufzuwachen und mich (meist) auf den Tag zu freuen
- Mit der Überzeugung zu leben, ein gesunder Mensch zu sein
- In einem schuldenfreien Haus zu wohnen
- In einer Gegend zu leben, die wunderschön, vielfältig und wild ist und schier unendlich viele schöne Wander- und Spazierwege bietet
- Meinen naturnahen Garten, in dem ich stundenlang den Vögeln, den Eichhörnchen und im Teich den Libellen, Molchen, Fröschen und Kröten zusehen könnte
- Meine unerschrockene Herangehensweise, nach der Methode „Try and Error“ immer mehr über Pflanzen zu lernen – dadurch besitze ich z.B. sehr viel unfreiwilliges, aber nützliches Wissen über starkwüchsigen Bambus
- Die Geburt und das Aufwachsen meiner Tochter, die ich nun schon seit über zwanzig Jahren auf ihrem Weg begleiten darf
- Meine Tochter – sie ist ein toller Mensch, und wir haben ein sehr spezielles Verhältnis
- Dass ich so vieles getan und erlebt habe und mich nur selten das Gefühl überkommt, etwas verpasst zu haben
- Manchmal unerwartet Freunden oder alten Bekannten über den Weg zu laufen, mit denen ich mich ewig verquatsche
- Die vielen Engel, die ich zu meinem Jahrestag nach dem Unfall bekam
- Den Sieg über sehr viele Glaubenssätze und den Mut, mich denen zu stellen, die da noch kommen
- Meine Freundin Susanne, mit der ich noch Jahrzehnte nach dem Abi in Kontakt war, bis wir uns verloren – und 2022 wieder in Kontakt gingen
- Die reflektierte Sichtweise, die mich viel weiter bringt als meine frühere Opferhaltung
- Meine wenigen, aber tollen Freunde
- Den Mut, fast nichts unversucht zu lassen – das meiste gelingt mir
- Ich kann Menschen lesen
- Ich bin ein „Wounded Healer„
- Basiskenntnisse in Fremdsprachen nehme ich mit der Umgebungsluft auf
- Niemand hat mich daran gehindert, mein Abitur zu machen, während andere vorher die Schule beenden und sich in Ausbildung begeben mussten
- Meinen schnellen scharfen Verstand
- Ich lache unheimlich gern und habe ein inneres Lächeln, das sich oft sehr friedvoll anfühlt
- Die Gabe, mit allen Sinnen zu genießen
- Die Existenz selbstlos agierender, hilfsbereiter Menschen
- In der Erde zu wühlen und Pflanzen wachsen zu sehen macht mich glücklich
- Die wunderbaren Düfte der Kräuter und Blüten (nicht nur) im eigenen Garten
- Meine große Musikalität beschert mir immer wieder musikalische Höhepunkte – ich liebe es, in Chören zu singen und habe einige Instrumente spielen lernen dürfen
- Der Kunstmaler Anderson Farah, der meinen Glauben beendete, ich könne nicht malen, und seitdem genieße ich es, wann immer ich möchte, ein schönes Bild zu produzieren
- In einem reichen demokratischen Land zu leben
- Auch wenn ich anspruchsvoll kochen und essen kann, ist manchmal ein einfaches Käsebrot oder eine heiße Suppe der Himmel auf Erden
- Düfte, vor allem Zitrusdüfte, machen mich glücklich, und ich habe sie gern in der Duftlampe
- Kräuter- oder Gewürztees zu riechen und die wohlige Wärme in der Kehle zu fühlen
- Den aufdringlichen, aber wunderbaren Duft frisch geschnittener Thuja
- Mein tolles Bett, auf das ich mich schon am Morgen freue, wenn ich es für den Tag verlasse
- Den Moment der Erkenntnis, wenn ich mir, was häufig passiert, in einem Blogartikel Klarheit erschrieben habe
- Den Moment der Erkenntnis, der das Gesicht einer Coachee erhellt, wenn wir einer Antwort nah sind
- Zugewandte Gespräche mit Fremden oder Freunden
- Meine wunderbaren Netzwerkerinnen, die ich seit Sommer 2020 kennenlerne
- Neugierig zu sein und dadurch vieles im Alltag zu beleben
- Neues zu lernen, weil ich nachfrage und echtes Interesse an neuen Wissensgebieten habe
- Die Offenheit, die ich den meisten mir fremden Lebensmodellen entgegenbringe
- Die Bereicherung, dadurch spannende Einblicke zu gewinnen
- Menschen, die mein Leben okay finden und mir nicht ihre Vorstellung davon überstülpen wollen (ist alles schon vorgekommen 🙄)
- Meine Mutter, die mit 85 noch recht agil ist
- Meine Nachbarn, die jederzeit unsere Katze kurzfristig betreuen – und auch uns, wenn wir krank sind und nicht einkaufen können
- Bücher – das Wissen und die Geschichten dieser Welt auf Papier, in unguten Zeiten waren sie mir näher und ungefährlicher als Menschen
- Freunde, die mir auch mal den Spiegel vorhalten und nicht um unsere Freundschaft fürchten müssen
- Mit lieben Menschen beim Essen sitzen und gemeinsam genießen
- Kuchen und Dessert – ich mag es selbst nicht zubereiten, aber gelegentlich liebe ich es sehr
- Allein aufs Klo gehen zu können
- Die Möglichkeit zu haben, mich einigermaßen zuverlässig vor Krankheiten und Pandemien zu schützen
- Die Überraschung und die Freude auf dem Gesicht von Fremden, denen ich etwas Nettes sage
- Die knappe und manchmal nonverbale, aber fast immer freundliche Begrüßung, wenn ich andere Wanderer treffe
- Das arglose Mitteilungsbedürfnis von Kindern – erst neulich kam ich mit einem kleinen Mädchen und seiner Mutter im Wald in ein letztendlich wunderbares Gespräch, weil wir länger in dieselbe Richtung und im selben Tempo gingen und es sonst merkwürdig gewesen wäre
- Neue Coachees, die den Weg zu mir finden und mit mir arbeiten
- Die Wirksamkeit, die ich empfinde, wenn ich Menschen unterstützen kann, ihr echtes Leben zu leben
- Viele schöne Urlaube, die ich an sehr unterschiedlichen Orten verleben konnte und kann
- Das Licht, das sich über die Jahreszeiten verändert
- Besondere Farben im Urlaub wie das griechische Blau oder der dänische Malerhimmel im Winter
- Meine Ehrlichkeit, die auch hinderlich sein kann, weil ich mich schwertue mit Taktieren
- Die Sterne am Himmel
- Sonnenuntergänge und Regenbögen, Wellen, Strände und Wälder
- Conny und Efstratios, die solides Essen in einer familiären Atmosphäre in ihrem Restaurant um die Ecke servieren und die uns schon seit 13 Jahren kennen
- Dass die meisten Verletzungen heilen und viele Krankheiten auch behandelbar sind
- Meinen heilen inneren Kern, der mich resilient und widerstandsfähig macht
- Viele Menschen, die für eine Zeit Wegbegleiter waren und mich um Erfahrungen unterschiedlicher Art bereicherten
- Meine Bewegungsfreude (auch wenn ich sie manchmal zurückstelle, weil ich wieder etwas schreibe)
- Die Lust an gesundem Essen – das betrifft Anbau, Einkauf, Zubereitung, Abwechslungsreichtum und Genuss
- Humor und Schlagfertigkeit – ich liebe Wort-Pingpongs mit starken Sparringspartnern
- Meinen hausinternen Raumtausch, durch den ich ein zauberhaftes kleines Schlafzimmer und ein wunderbares großes Arbeitszimmer habe
- Weder politisch noch religiös verfolgt zu sein
- Meine Meinung frei äußern zu können
- Konzerte, bei denen ich Zuhörerin bin und mit vielen anderen Menschen Musik, Ambiente, Akustik genießen kann
- Konzerte, bei denen ich selbst glückstrahlend auf der Bühne stehe
- Meine Website, die noch nicht annähernd perfekt ist, aber die meisten Inhalte transportiert, die ich in die Welt bringen will
- Meinen Newsletter, von dem ich gar nicht wusste, ob ich ihn aufsetzen möchte, und der am 02.09.2022 schon zum 52. Mal rausging – ein ganzes Jahr schreibe ich schon jede Woche!
- Die wunderbaren Coaches und Unterstützerinnen in meiner Online-Welt – besonderer Dank geht an Alexandra Graßler und Judith Peters
- Meine tolle Fotografin Lotta, deren Bilder meine Website so viel ausdrucksvoller und schöner machen
- Meine Katze Lotta, die ich mir ohne die Überredungskünste meiner Tochter nie ins Haus geholt hätte, die aber eine große Bereicherung für uns und einige Nachbarn ist
- Begeisterte Rückmeldungen, die ich unter anderem für meine Art zu schreiben bekomme
- Die Freude, wenn ich jemandem aus dem Nichts etwas Freundliches sage
- Minimalismus-Anregungen und meinen langsamen, aber unaufhaltsamen Weg zu meiner persönlichen Variante davon
- Bücher, die so eindrücklich geschrieben sind, dass sie mein Leben veränderten – mein Geruchssinn war nach der Lektüre von „Das Parfum“ von Patrick Süskind nie mehr derselbe wie vorher
- Die Entscheidung, als Coach in die Welt hinauszugehen
- Die Entdeckung meiner Hoch- und Vielbegabung und das Anerkennen der Tatsache, dass diese Gaben nicht normal, durchschnittlich, sondern ungewöhnlich und sehr bereichernd für meine Coachees sind
- Texturen – ich bin ein sehr haptischer Mensch und liebe es, Oberflächen anzufassen: Blütenblätter, Haut, Textilien, glatte Schreibtische, aber auch Matschiges, Farben, Erde, Tapetenkleister
- Großzügige Menschen
- Kluge Menschen
- Verbindlichkeit und Verlässlichkeit
- Verabredungen ohne Folgetermin und Eile
- Konfliktfähigkeit und die Bereitschaft zur konstruktiven Auseinandersetzung
- Regenwetter, weil ich dann rausgucken kann und trocken bin
- Regenwetter, weil ich mit der richtigen Kleidung Pfützenlaufen gehen kann
- Trockene raschelnde Laubspuren, durch die ich trocken rascheln kann
- Schnee, wenn er die Welt unter einer sanften Decke zur Ruhe bringt
- Schnee, weil alle Welt auf irgendwelchen Kufen durch die Gegend rutscht
- Schnee, weil er so herrlich in der Sonne glitzert
- Frische Herbsttage mit goldenem Licht
- Die Birke vor meinem Schlafzimmerfenster, die morgens in Gold getaucht ist, wenn die Sonne scheint, und auf der sich manchmal alle Vögel des Umkreises zu versammeln scheinen
- Das Kneten und den Geruch von Hefeteig
- Wenn ich aufwache und grundlos gut gelaunt, quicklebendig und voller Tatendrang bin
- Wenn ich mit dem Gefühl aufwache, meine Seele hängt in einem Sack voller schmerzender Knochen und Gelenke fest, und das einigermaßen schnell regulieren kann
- Morgens barfuß über nasses Gras zu gehen
- Podcasts hören, besonders gern The Minimalists Dot Com – auch wenn ich gefühlt alles über Minimalismus und Ordnung auf allen Ebenen weiß, machen mir die beiden großen Spaß
- So nah an Nord- und Ostsee zu wohnen, so dass ich jederzeit kurzfristig einen Tagesausflug machen könnte
- Tagesausflüge, gern mit Freund:innen
- Freunde übers Internet gefunden zu haben, die ich nach jahrelangem virtuellem Kontakt ohne Fremdheitsgefühl in 3D treffe, und dann feiern wir die nächste Dimension
- Kochen wie im Fernsehstudio, mit allen vorbereiteten Zutaten
- Gespräche ohne Smartphones auf dem Tisch
- Alte Freunde unter neuen Vorzeichen wieder treffen und die Freundschaft wiederbeleben
- Gastfreundschaft, meine eigene und die, in deren Genuss ich bei anderen komme
- Meine Fähigkeit, wirklich tollen Kuchen zu backen, ohne es je angestrebt zu haben
- Mein gemütliches Zuhause und dass ich nicht mehr das Gefühl habe, mich für irgendwelche vermeintlichen, möglicherweise von Außenstehenden so empfundenen, Missstände prophylaktisch entschuldigen zu müssen
- Immer genug im Vorrat zu haben, um ein mindestens einfaches Essen zaubern zu können (Pasta, gutes Olivenöl, Knoblauch, Parmesan)
- In einer Stadt zu leben, durch die manchmal Größen der musikalischen und threatralischen Bühne hineinmarschieren, z.B. Udo Lindenberg am Tag der Verleihung seiner Ehrenbürgerwürde
- Meine Kreativität und den Flow, den ich dadurch genieße
- Den unwiderstehlichen Duft von Ölpastellkreiden
- Immer wieder unverhoffte Nachrichten von Menschen, die durch mein Coaching, meine Beiträge, meine Videos, meine Erfahrung, meinen Humor berührt sind und mir das mitteilen
- Meine Freundin Nathalie: wir lernten uns 1977 im Schüleraustausch kennen, sahen einander mehrere Jahre immer wieder, verloren uns wegen verschiedener Lebensentwürfe aus den Augen, und sie fand mich 2016 wieder. Wir fühlen uns so beschenkt und reich durch unsere Verbindung, einfach wunderbar!
Wow, das ist wunderschön! Über 100 Punkte, das ist schon sportlich. Und zeigt gleichzeitig, wie reich wir eigentlich sind und wie viele Dinge wir oft für selbstverständlich nehmen, obwohl sie es überhaupt nicht sind. Danke für diese Liste!
Viele Grüße,
Birgit
Liebe Birgit, vielen Dank! Ja, ich finde auch, vieles, was wir haben, tun und sind, schätzen wir häufig gar nicht genug.