Can’t help falling in love with you, Mallorca

Im September 2023 bin ich im Erholungsmodus. Vieles ändert sich in meinem Leben, will neu bewertet werden, endet oder beginnt. Da ist Urlaub eine richtig gute Sache. Seit dem Tod meines Vaters in 2009 fahren meine Mutter, meine Tochter und ich mindestens einmal im Jahr zusammen in den Urlaub. Bisher waren es meist nicht mehr als 11 Tage, aber jetzt: ganze zwei Wochen Mallorca! Einen kleinen Eindruck gebe ich dir im Artikel. Ich habe noch so viele Fotos in petto, die arbeite ich nach und nach ein.

Die Idee

Mein Bruder ist Anfang letzten Jahres nach Mallorca übergesiedelt. Wie Mütter so sind, ist unsere sehr neugierig auf sein Anwesen. In zwei früheren Urlauben lernte ich die Insel nicht lieben, deswegen bin ich zwiegespalten. Weil die Mutter es sich aber so wünscht und nicht die Gastfreundschaft von Bruder und Frau strapazieren möchte, entsteht die Idee vom Hotelurlaub in der Nähe des brüderlichen Domizils. Und wirklich un-neugierig bin ich ja auch keineswegs!

Die Planung

Meine Mutter ist seit mehr als anderthalb Jahren immer neuen gesundheitlichen Herausforderungen ausgesetzt. Nach vielen langwierigen Erkrankungen, gefährlichen Operationen, unterschiedlichen und langen Aufenthalten in diversen Kliniken ist ihr Zustand semi-stabil, aber nicht gut. Die Rekonvaleszenz zieht sich hin. Immer wieder hinterfragt sie die Idee des Mallorca-Urlaubs. Sie könnte uns eine Last sein, es gesundheitlich nicht schaffen undsoweiter. Wir bleiben trotzdem dran und suchen Hotels aus. Zeitlich sind wir durch die vorgegebene Urlaubszeit meiner Tochter festgelegt.

Die Vorbereitungen

Letztendlich buchen wir. Und kaufen ein, besorgen, organisieren. Kleidung für meine Mutter ist nötig, sie ist sehr dünn geworden. Ein neuer Rollator soll her, der im Gelände besser unterwegs ist. Drei Tage vor der Reise steht er vor der Tür. Plätze im Flugzeug sind ein Thema: Meine Mutter kann nicht weit laufen und keine Treppen steigen. Ich bin lang und möchte mehr Beinraum. Wir bekommen Plätze in der ersten und zweiten Reihe des Flugzeugs. Mit einer speziellen Bescheinigung wird Hilfe am Flughafen möglich. Eine „Drogenbescheinigung“ muss her, weil meine Mutter starke Schmerzmittel nimmt. Alles ist bis zur Abreise rechtzeitig vorbereitet.

Es wird konkret

Als alles rund um die Mutter organisiert ist, maßgeblich von mir, sehe ich mich meinen eigenen Zweifeln ausgesetzt. Zwei vergangene, recht quälende Mallorca-Urlaube sind nicht hilfreich für die Motivation. Außerdem wird aktuell unser Kätzchen wieder so häufig verprügelt. Nicht rauslassen ist keine Option, dann geht sie in den Hungerstreik. Hatten wir schon, brauchen wir nicht wieder. Ich überlege, zuhause zu bleiben und aufzupassen. Ach, wir werden das schaffen!. Ich beschließe, es nicht zu zergrübeln und beginne mich zu freuen.

Mallorca, wir kommen!

Und so starten wir am 17. September in das Abenteuer. Der Flughafen Kassel-Calden nimmt sich sehr ernst, wie meine Mutter es so überaus treffend ausdrückt. Wenn schon kaum etwas dort fliegt, müssen die Regeln umso genauer eingehalten werden. Schon beim Benutzen der leeren Busspur zum kurzen Absetzen meiner Mutter und ihres Rollators werde ich angeranzt. Parken und Check-in verlaufen reibungslos. Doch dann: die Sicherheitskontrolle. Meine Mutter wird von Hand überprüft, weil sie die Arme fürs Röntgengerät nicht hoch genug heben kann. Das verläuft reibungslos. Dann ich: Meine vor Wochen rausgesuchten Prothesenausweise, deren Abwesenheit beim letzten Mal fast meinen Mitflug verhindert hätten, weil die Hüften piepten, werden nicht verlangt. Dafür werden Täschchen, Mäppchen etc. wiederholt durchleuchtet. Alles befundlos. Aber meine Tochter: erst sitzt sie in Socken da, weil in den bulligen Sohlen ihrer Buffalo- Schuhe etwas versteckt sein könnte, dann wird sie zufällig ausgelost für eine Sprengstoffkontrolle. Wir haben alle unseren Spaß, die Sicherheitsmenschen auch. Gut, dass wir so früh da sind!

Wir werden priorisiert und meine Mutter wird in einem Treppensteiger von fröhlichen ASB-Mitarbeitern ins Flugzeug gebracht. Die Jungs freuen sich, zur Abwechslung ein Leichtgewicht zu bewegen. Sie deuten an, sonst eher mit deutlich höheren Gewichtsklassen zu arbeiten.

Unser Spezialtransporter in Palma

Im Flugzeug geht Töchting sehr gut mit ihrer Flugangst um. In Palma warten wir, bis alle ausgestiegen sind,  werden in einem speziellen Gabelstaplerfahrzeug abgeholt und zum Flughafengebäude gefahren. Dort stehen Caddys, und in einem davon fährt uns eine grinsend dauerfluchende Fahrerin zum Gepäckband. Schon kommen Koffer und Rollator. Wir suchen eine Information des Reiseveranstalters zum Shuttlebus. Auch das findet sich, wenn auch mit etwas Suchen und Fantasie. Um den Bus herum sind die einzigen Irritationen auf der wirklich gut durchlaufenden Anreise. Den Bus zu finden fordert heraus. Bis zum Schluss wird noch eine Passagierin erwartet, die weder erscheint noch abgemeldet wird. Entnervt startet der Busfahrer circa eine Stunde später seine Auslieferungsfahrt.

Ankommen

Nach gefühlt ewig langen Schlenkern durch Alcúdia und Can Picafort mit vielen Stopps an anderen Hotels kommt unser Flughafen-Shuttle-Bus an unserem Hotel an. Bruder und Schwägerin warten schon, wir wollen zusammen essen. Mein Bruder hat Geburtstag, das passt perfekt. Wir checken ein und beziehen kurz unsere Zimmer. Einen privaten Moment hätten wir gern gehabt, aber wir sind spät. Die Zeit drängt, weil es bald kein Essen mehr gibt, und die Verwandschaft wartet. Der Speisesaal macht keine Freude. Es findet sich nur noch wenig Ansprechendes auf dem Buffet, und der Tisch ist der letzte, den ich ausgesucht hätte: neben einer Tür, dicht bei einer Abräumstation und weit entfernt vom Buffet. Dazu meint eine Mutter, ihre Kinder neben unserem Tisch absetzen zu können, damit diese dort schreien und sie ein paar Meter weiter in Ruhe plaudern kann. Ich interveniere, es hilft. Vermutlich hätte mich an dem Abend gar nichts mehr zufrieden stimmen können. Wir Reisenden sind hundemüde, können bald nicht mehr. Bald lösen wir unsere Runde auf und steuern ohne Umwege unsere sehr bequemen Betten an.

Ernüchterung und Hilfe durch Anwendung der Drei-Tage-Regel

Am Morgen ist der Speisesaal trotz eines viel schöneren Platzes nicht wesentlich angenehmer, aber ich erinnere mich an die Drei-Tage-Regel: bei einem nicht so vielversprechenden Start für drei Tage die Klappe halten und auf das Schöne fokussieren. Und das stellt sich nach und nach ein: Das Personal ist zauberhaft, der Kaffee okay (außerdem weiß ich, wo es richtig guten gibt), unsere Zimmer mit Meerblick wirklich komfortabel. Wir sind gut angekommen und haben haufenweise Ausflugsoptionen. Das Meer ist nah und bietet wunderbare Buchten, die Pools sind toll. Zu etwas früheren Essenszeiten schaffe auch ich es, meine Mahlzeiten protein- und vitaminreich zu gestalten. Etwas kohlenhydratiger als sonst, weil es Olivenbrot und köstliche Desserts gibt, aber das gehört ja im Urlaub auch dazu.

Die Gegend um unser Hotel

Wir hatten uns im Vorwege nicht ausreichend über den Ort informiert. Schwerpunktmäßig orientierten wir uns an der Nähe zum brüderlichen Gehöft. Nun sind wir in einem ziemlich touristischen Ort und einem Hotel mit fast ausschließlich deutschen Gästen. Anne findet, es ist wie Urlaub im Supermarkt. Keine Minute ohne musikalische Untermalung. Den wunderschönen Meerblick bezahlen wir mit unserer Ruhe: Das Hotel-Entertainment findet direkt unter uns statt, und fehlende Qualität wird durch Lautstärke kompensiert.

Bald haben wir uns erste schöne Eckchen erschlossen. Der große Pool ist meist frei und wunderbar erfrischend; Töchting und ich steigern fast täglich unseren Fitness-Status beim Schwimmen. Das Meer und die Promenade sind schön. Erste Ausflüge in die nähere Umgebung eröffnen uns neue Perspektiven und heben die Stimmung. Die Pflanzen am teils sandigen, teils steinigen Strand faszinieren mich, und die Bucht, in der wir baden gehen, ist herrlich! Also hier schon erste Liebesfunken, ganz eindeutig.

Finca-Besichtigung und kleine Abenteuer

Am Tag nach unserer Ankunft kommen mein Bruder mit Frau. Wir gehen am Meer auf der Promenade, essen eine Kleinigkeit, fahren zum Anwesen in himmlischer Ruhe weit draußen. Mit den Füßen im Pool essen wir Eis und gelbe Pfirsiche. Wir bewundernd getrimmte Yuccas, Elefantengras, beeindruckende alte Olivenbäume und die Fortschritte bei der Einrichtung.

Auf dem Rückweg, mein Bruder fährt uns, halten wir an, um Feigen und Kaktusfeigen zu räubern. Töchting hat sich auf dem Hinflug schlau gemacht, wie man mit ihnen umgehen muss. Wir haben keine Ahnung, ob wir sie mögen und nehmen drei Kaktusfeigen mit. Die guten Feigen (ohne Kaktus) erreiche ich schlecht und begnüge mich mit zwei Stück.

Die Work-Joy-Balance stimmt nicht ganz

Die nächsten Tage verbringen wir damit, uns kleine Stacheln aus Händen und Armen zu ziehen. Dann geht es ans Verarbeiten: kräftiges Abreiben mit Zeitungspapier soll die Stacheln von den Früchten entfernen. Tut es auch. Überwiegend. Wieder landen etliche Stacheln in unseren Händen. Meine Tochter übernimmt das Schälen und Teilen. Fazit: essbar, aber den Aufwand treiben wir nicht noch einmal. Die Feigen sind allerdings köstlich.

Tag 2 1/2: Letzter Tag der Drei-Tage-Regel

Am dritten Tag spazieren wir auf der Promenade von unserem Ort, Can Picafort, in die grobe Richtung Alcúdia. Und spazieren und spazieren. Es geht sehr lange am Meer entlang. Länger als wir es in der Bruthitze mit extremer Luftfeuchtigkeit aushalten. Wir finden Schatten und Kühle in einem Restaurant. Auf dem Weg entdecken wir viele Beton“menschen“, die überall auf Mauern, im Meer und am Strand sitzen. Eine schöne Idee!

Irgendwie gemütlich

Die Erschöpfung von der Reise und den Vorbereitungen steckt uns noch in den Knochen. Die tropische Hitze macht es nicht besser. Wir beschließen, einen faulen Nachmittag im Hotel zu verbringen. So ruhig, wie es die Dauerbeschallung im Innenhof zulässt. Wir liegen lesend, dösend, schreibend auf unseren Betten und genießen den Meerblick. Allein das ist schon ein fast unverschämter Luxus! Am Mäuerchen bei der Promenade ist eine kleine Schattenecke unter einer Tamariske, da setzen wir uns manchmal kurz hin. Weil da aber sonst nicht so viel Schatten ist, finden wir den Platz häufig besetzt vor.

Auf der Mauer, auf der Lauer

Speisesaal-Beobachtungen

Im Speisesaal bestätigen sich meine Vorteile gegenüber Hotels dieser Art. Hier wird auch am Ende der Drei-Tage-Regelung nichts besser. Es ist sehr laut, es wird gerempelt, gedrängelt, geschoben, als gäbe es morgen nichts mehr. Gerade die offensivsten Menschen wirken nicht so, als müssten sie sofort verhungern, wenn sie nicht gleich ihre Teller mit Haufen von hochkalorischem Essen vollschaufeln können. Dazwischen eine Gruppe asiatischer Frauen, ich glaube Japanerinnen. Sie sind immer schick gekleidet und nehmen sich richtig viel Zeit allein für die Auswahl des Essens. Jedes Blättchen wird ausgesucht und schön hingelegt. Am Ende ist der Teller ein kleines Kunstwerk. Das Essen wird mit Bedacht verspeist. Ich mag dort gern hinsehen. Ebenso zu den italienischen älteren Frauen. Es gehören auch Männer dazu, aber die Frauen sind immer früher am Tisch. Und schnattern und lachen und genießen so offensichtlich ihr Leben, wir finden sie ganz herrlich. Auch sie sind lässig, aber gepflegt und elegant gekleidet.

Was wir traurig finden, sind die vielen jungen Eltern, die ihren Kindern so gar keine Grenzen setzen oder sie wahlweise mit Smartphones ruhigstellen. Ein Beispiel hatten wir ja gleich am Anreisetag. Die Eltern plaudern mit den anderen am Tisch, die Kinder dürfen andere Gäste beschallen. Finde ich schwierig. Ein anderes Kind unterhält sich lebhaft mit der Großmutter, die beiden albern herum, erfinden Geschichten, schneiden Grimassen, haben sich lieb. Als die Eltern dazu kommen, wird das Kind mit Peppa Pig ruhiggestellt. Es war gar nicht unruhig, nur fröhlich und lebendig. Wir beobachten, wie es mit dem Smartphone stumpf wird. Es glotzt starr auf den Bildschirm und nimmt sein Essen nicht wahr. Anne und ich sind immer wieder versucht, mit den Menschen zu reden, aber es geht uns ja wirklich nichts an.

Das Essen im Hotel bleibt mittelmäßig. Was ich aber gut finde: die Küche vermeidet nach Kräften größere Essensverschwendung. Wenig nachgefragte Speisen erscheinen am nächsten Tag noch einmal in anderer Zubereitung. Was uns ein wenig verdrießt, ist das Wasser beim Frühstück. Für die All-inclusive-Gäste gibt es neutral schmeckendes Wasser, für die anderen nur das mit dem penetranten Chlorgeschmack. Abends kaufen wir ohnehin Mineralwasser, aber morgens gibt es noch keinen Bar-Service. Aber gut, das sind Kleinigkeiten. Das Personal im Speisesaal bleibt herzlich und zauberhaft, und das wiegt sehr vieles auf. Meine Mutter und meine Tochter diskutieren immer wieder übers Draußensitzen. Meine Mutter behauptet, man könne nur in der prallen Sonne sitzen, meine Tochter sagt, es gibt einen überdachten Bereich. Auf die Idee, diese mit leichter Erbitterung immer wieder aufgewärmte Uneinigkeit zu überprüfen, kommen wir erst zwei Tage vor der Abreise. Echt schade, denn draußen ist es wesentlich ruhiger und schöner. Ich bin froh, dass wir dann dort überdacht und luftig frühstücken.

Sanftes Morgenlicht

In den nächsten Tagen sind wir weiter bei uns am Ort unterwegs und fahren auch mal mit dem Bus nach Alcúdia, genießen hier wie dort das Meer, das sanfte Licht, die andere Vegetation und die vielen kleinen Restaurants, in denen sich gut mal ein Eis und ein Kaffee oder ein Sandwich und ein paar Croquetas genießen lassen. Meine Tochter liebt seit ihren Sprachferien in Malaga die kleinen frittierten Dinger.

Palma de Mallorca

Am Samstag geht es meiner Mutter nicht so gut, und sie zieht sich nach dem Frühstück auf ihr Zimmer zurück. Sie brauche Ruhe, aber keine Fürsorge, wir sollen ruhig wegfahren. Töchting und ich machen uns hübsch für einen Trip nach Palma und ziehen los zur Bushaltestelle. Der klimatisierte Bus bringt uns in anderthalb Stunden in die große schöne Stadt. Wir fahren bis zur Endstation, um gleich zu erkunden, wo wir uns für die Rückfahrt wieder einfinden. Wir laufen in die Stadt, durch schöne Alleen, kleine Gässchen, über schöne Plätze und an großen Kirchen entlang.

So schön hier

Das Wetter ist wunderbar sonnig und nicht so heiß wie in unseren ersten Tagen. Wir merken, dass wir ein kleines Hüngerchen haben, und suchen uns ein hübsches Restaurant in einer Passage. Wir snacken, wie fast jeden Tag, Brot mit Aioli und Croquetas, trinken viel Wasser und ziehen weiter. Wir lassen uns treiben. In einem Traditionsladen entdecken wir Enseimadas, ein traditionelles und sehr fluffiges Hefegebäck. Wir entscheiden uns für Feigenbelag und lassen es für die Mutter einpacken. Sie mag so gern „Teilchen“.

Unterwegs fotografiere ich diverse Rolltore, die mich immer wieder faszinieren und die in Sekunden die Läden dahinter freilegen.

Unternehmungslustig und gut gelaunt stromern wir weiter. Inzwischen finden wir, es ist Zeit für einen Kaffee. In einem Tordurchgang sehen wir das bildschöne, wie in eine andere Zeit gehörende Café Cappuccino. Wir lassen uns einen Shaken Espresso und einen Affogato bringen, der ist Dessert und Kaffee zugleich: Der Espresso wird in einem kleinen Bialetti-Kaffeekocher gebracht und am Platz über die Riesenkugel Vanilleeis gegossen – in der Umgebung eines historischen Palmengartens ein Erlebnis für alle Sinne!

Uns geht es gut

Angeregt durch so viel Schönheit ziehen wir weiter und halten die Augen offen für weitere Eindrücke. Ein T-Shirt-Laden lockt mit einem „I love Croquetas“-Shirt, das Anne unbedingt will. Wir kommen mit vier T-Shirts und einigen originellen Sockenpaaren wieder ans Tageslicht. Jetzt werden Crocs gesucht, die sie schon anprobiert hat. Die Größe scheint in allen Läden vergriffen zu sein. Nicht immer praktisch, eine absolute Durchschnittsgröße zu haben. Auf der Suche verschlägt es uns in einige andere Schuhläden, in denen sie viele Schuhe anprobiert. Ein Paar Stiefel finde ich absolut heiß, die kauft eine andere Frau. Zum Trost und zur Erinnerung darf ich sie fotografieren. In meiner Größe wären sie sowieso nicht da gewesen, und die Absatzhöhe schaffe ich auch nicht mehr.

Anne braucht nach drei Jahren mit derselben, mittlerweile wirklich angegriffenen, Winterjacke ein Nachfolgermodell. Das hängt plötzlich vor uns, im Schaufenster von Desigual. Wir gehen hinein, die Jacke ist schnell anprobiert und gekauft. Eine perfekt sitzende Jeans gesellt sich dazu, ebenso eine Tasche, die genau die richtige Größe und viele Innentaschen hat, die meine Tochter für ihre Arbeit braucht. Für den kleinen Einkauf nach Feierabend lässt sich der Innenraum mittels Reißverschluss vergrößern. Desigual schneidert nicht für meine Größe, und doch finde ich einen perfekt sitzenden Schal in exakt meinen Farben!

Ursprünglich wollen wir uns mit meiner Mutter zum Abendessen wieder im Hotel treffen, doch wir erfahren, dass sie noch auf des Bruders Finca ist und dort essen wird, genauso wie mein Cousin und seine Frau, von deren Anwesenheit wir erst in Palma erfahren. Meine Tochter und ich sind irritiert, dann schmieden wir neue Pläne.

Ohne die Verabredung mit meiner Mutter müssen wir noch nicht zurück. Wir suchen ein Restaurant in Palma. Nicht Spektakuläres, aber freundliche Bedienung und gutes Essen. Anschließend schlendern wir noch ein wenig über schön beleuchtete Plätze und dann langsam zum Bahnhof. Wir haben Glück, noch einen Platz im Bus zu finden. Die Menge der Wartenden ist so groß, dass der Busfahrer in der Zentrale um Verstärkung bittet. Während der Fahrt wünschen wir uns, wir hätten den nächsten Bus genommen. Unser Fahrer ist unangemessen häufig und beim Anfahren quälend lange am Smartphone, hört laut Fußball und fährt sehr wild. Zum Glück kommen wir gut wieder im Hotel an. Muttern wurde auch kurz vorher zurückgebracht; wir gehen zu ihr und berichten gegenseitig.

Das kleine Familientreffen

Am nächsten Tag kommen Bruder, Schwägerin, Cousin und Frau zu unserem Hotel. Es ist erbarmungslos heiß, wir kriechen an der Strandpromenade entlang. Irgendwann kehren wir ein, sitzen lange im Schatten, marschieren zurück in Richtung unseres Hotels. Cousin und Gattin sind mit ihrem eigenen Mietwagen da, Anne und ich gehen mit den beiden noch schwimmen. Das gemeinsame Herumalbern im Meer ist sehr schön. Danach sitzen wir noch eine ganze Weile auf einem Schattenplatz in einer chilligen Strandbar. Und wieder ist ein Tag fast zu Ende. Wir essen noch mit meiner Mutter zusammen und sitzen lange im Speisesaal. Meist sehen wir uns noch den Anfang von der Abendunterhaltung an. Die ist aber jeden Abend anders laut und für uns nie schön; wir gehen bald hoch auf unsere Zimmer.

Ein Panda, ein Panda – unsere Mietwagen-Abenteuer!

Anfang der zweiten Woche beschließen wir, einen Mietwagen zu nehmen, erstmal nur für den Montag, denn Dienstag gehen wir auf eine große Bustour. Gesagt, gestartet: Ein kleiner weißer Panda wird gerade geputzt, wir sind schockverliebt. Wir fragen, ob wir ihn leihen können. Dürfen wir, kurz darauf holen wir ihn ab. Meine Mutter braucht nach dem Wochenende und vor der großen Bustour Ruhe. Wir einigen uns darauf, am Vormittag zu zweit eine kleine Shoppingfahrt zu unternehmen, während sich meine Mutter noch erholt. Anne möchte Cowboystiefel. Schon im Shuttle vom Flughafen entdeckten wir eine vielversprechende Werbung und beschlossen, dass wir zu Tony Mora in Alaró wollen. Diesen Vormittag ist es so weit. Wir haben eine sehr lustige Fahrt. Das Wetter ist herrlich, wir singen im Auto. Die Stadt Inca gefällt uns beim Durchfahren sehr gut. Wir fahren durch kleine Gassen und bewundern den Blick auf das Tramuntana-Gebirge, zu dem Inca die Eingangspforte ist.

Das Tramuntana-Gebirge

In der Stiefelfabrik werden wir herzlich empfangen, mit Wasser und Kaffee bewirtet, und ganz dezent liegen plötzlich Probierstrmpfe auf den Lehnen unserer sehr bequemen Sessel. Ich will eigentlich nicht, aber wir werden so hervorragend beraten und es gibt so viele wunderschöne Schuhe, dass meine Tochter mit zwei Paaren aus dem Geschäft geht und ich eins nachgeschickt bekomme. Es wird in meiner Größe angefertigt, denn ich lebe auf großem Fuß. Ich freue mich schon, dass es mir in einigen Wochen ins Haus gebracht wird.

Diese Schönheiten haben wir beide gekauft.

Wir fahren fröhlich zurück, holen die Mutter und fahren in Richtung Altstadt von Alcúdia zu erkunden.. Es geht durch alte Stadtmauern, pittoreske Gässchen, und wir suchen ein Restaurant, das meine Tochter auf dem Weg schon aussucht. Ich bestelle einen sehr schönen und gleichzeitig anstrengenden Salat, bei dem ich mir die Zutaten vor dem Verspeisen noch gefügig machen muss. Macht aber nichts, es schmeckt sehr gut und ist optisch ein Hochgenuss.

Der schöne und anstrengende Salat
Meine stylishen Weiber

Noch eine weitere Runde durch historische Gassen, und wir fahren zurück. Vorher entdecken wir noch viele Katzen im Gebäudeschatten.

Meine Tochter übernimmt bei allen Fahrten die Navigation und führt uns auf kleinen Straßen durch wunderschöne kleine Dörfer und viel Gegend. Da ist wirklich der Weg das Ziel. Während einiger Fotostops atmen wir frische Landluft und bewundern die schöne Gegend. (Vielleicht schlagen wir uns auch heimlich ins Gebüsch und wässern die trockenen Sträucher, wer weiß das schon!) Diese großen weiten Panoramen mit den in der Ferne sichtbaren Bergmassiven haben es uns angetan. In Can Picafort gehen wir als erstes zum Autoverleih. Wir wollen gern den weißen Panda ab Mittwoch wiederhaben, das geht aber nicht. Dann nehmen wir einen silbernen, den haben wir dann für drei Tage. Nach dem Abendessen verabreden wir uns mit der Mutter für den nächsten Morgen. Wir dürfen vor der offiziellen Speisesaalöffnung frühstücken, weil wir um acht Uhr schon am Reisebus erwartet werden.

Ein Tag als echte Touristen – Sa Calobra und Port de Sollér

Nach einem frühen Frühstück gehen wir zum Schwesterhotel, wo wir eingesammelt werden. Im Laufe der ersten Fahrtstunde steigen in Can Picafort und Alcúdia immer mehr Menschen ein, der Bus ist bis auf den letzten Platz voll. Es geht in Richtung Inca, wir erinnern uns. Dieses Mal durchfahren wir das besagte Tor ins Tramuntana-Gebirge. Irgendwo machen wir an einer Lederwarenfabrik Halt, anscheinend bekommt unser Reiseführer dort Provision. Wir benutzen die Toiletten und Muttern kauft ein Schlüsseletui als Ersatz für das seit Jahren kaputte Exemplar zuhause. Tochter braucht immer Socken und ich einen kleinen Kaffee. Dann geht es weiter bergauf. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie die Busfahrer es schaffen, nicht einfach angsterfüllt aus ihren Fahrzeugen zu springen, wenn sie auf den Serpentinenstraßen durch die Berge fahren.

Solche meine ich.

Wir haben einen sehr guten Fahrer, er bringt uns sicher nach Sa Calobra und zur Schlucht Torrent de Pareis. Dort haben wir etwas Auslauf, kaufen einen Snack, gehen durch eine Schlucht und dann zum Schiff, das uns nach Port de Sollér bringen wird.

Die Bucht, das Schiff.

Die Fahrt startet in einer türkisblauen Bucht, ganz wunderschön. Wir haben Kaiserwetter und genießen die recht lange Bootsfahrt bei fröhlichem Wind, Chips und extra zitrussiger Limonade.

Provozierend zitrussig!

In Port de Sollér suchen wir ein ansprechendes Restaurant, in dem wir im Schatten sitzen können. Die volle Mittagshitze lädt nicht zum Bummeln ein. Wir haben sehr feines Essen im nunu. Und wie es an solchen Busreisetagen ist, eilt es immer ein bisschen. Wir huschen zum Treffpunkt – unser Reiseführer Manuel hält einen gelben Schirm hoch – und warten mit unserer Reisegruppe auf die Straßenbahn, die uns zur Umsteigestation in die alte Siemens-Holzeisenbahn „Roter Blitz“ bringt.

Mein einziges Foto vom Roten Blitz

Die Holzbahn ist unser Transportmittel für die Fahrt durch Zitrusfrüchteplantagen und teils lange Tunnel bis kurz vor Palma. Es ist sehr voll, so bringen wir die Mutter zu einem Sitz, während Töchting und ich mit zwei anderen Frauen draußen auf der Plattform stehen. Wir werden so durchgerüttelt, dass wir nur am Anfang mit den Smartphones fotografieren und sie dann lieber wegstecken. Ein richtig schönes intensives Erlebnis! An der Endstation geht es dann wieder in den Bus und zurück.

Zwei Frauen schwimmen in einem Pool mit abgetrennten Bahnen, im Hintergrund mediterrane Mauern und Bäume.

Im Hotel ruht sich meine Mutter in ihrem Zimmer ein wenig aus, während Anne und ich in den Pool rennen und uns ein wenig erfrischen. Es ist ein sehr anstrengender Tag, und nach dem gemeinsamen Essen trennen wir uns bald wieder.

Me-Time: Early Bird-Genuss auf Mallorca

In der zweiten Woche bin ich so weit, dass ich wieder früh aufwache. Diesen Umstand begrüße ich sehr und nutze ihn für kleine Strandtouren um den Sonnenaufgang herum. Bei einem nächsten Trip werden meine Laufschuhe und meine kleine Lauftasche im Koffer sein. Dann kenne ich die Gegend auch schon besser und muss vielleicht nicht ständig staunen und fotografieren (unrealistisch, denn es ist gerade morgens fast surreal schön!). Ich liebe meine kleinen Morgentrips und zelebriere sie sehr. Das Schauspiel des Sonnenaufgangs ist atemberaubend: Hinter den Bergen steigt die Sonne empor, auf der anderen Seite wird der volle Mond blasser.

Frühmorgens ist das alles meins.
Dieses warme goldene Licht!

Mittendrin die wunderschöne, noch menschenleere Bucht, in der über dem Wasser feiner Dunst wabert. Vereinzelt gehen Menschen schwimmen. Ich frage meine Tochter, ob sie auch mit mir in den Sonnenaufgang schwimmen mag, und am letzten Tag tun wir das auch. Es ist mystisch! Anne erklärt mir, dass wir im Dunst schwimmen, der aber immer gleich weit entfernt wirkt. Sie hatte in der Grundschule einen fantastischen Naturwissenschaftslehrer, bei dem sie sehr viel über Wetterphänomene gelernt hat. Wenn ich etwas über Wolken, Nebel und Co. wissen will, kann ich sie immer fragen. Das Wissen, IM Dunst zu schwimmen, macht das Erlebnis noch ein Stück intensiver.

Wunderbare Massagen in Can Pastilla

Aus meiner ersten Bloggerinnen-Challenge in 2021 kenne ich Heike Göltenboth, die auf Mallorca lebt und hawaiianische Kahuna-Tempelmassagen anbietet. Meine Bloggerfreundin Christine Traut erinnert mich an diese Connection, die ich sonst gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt hätte. Christine, mein Dank ist grenzenlos! Ich kenne schon eine andere Art hawaiianischer Massage aus Hamburg. Lomi Lomi bei Katrin ist ein unvergessliches Erlebnis. Ich zögere nicht lange.
Ich frage meine Tochter, ob ich sie anlässlich ihres gewesenen Geburtstags zu einer Tempelmassage einladen darf. Ich darf, wir bekommen einen Termin, und am ersten Tag mit dem silbernen Panda geht es los. Die Mutter braucht Erholung und will zum Bruder auf die Finca, dort setzen wir sie auf dem Weg ab. Anne und ich fahren vergnügt los, suchen einen Parkplatz. Es ist nicht ganz einfach, zum Glück ist das Wägelchen klein. Heike holt uns ins Haus, wir besprechen das Grundsätzliche, und meine Tochter darf zuerst massiert werden.

Massage mit Aussicht

Es ist wieder sehr sonnig, und ich sitze in der Surfer-Bar Bonaona bei Kaffee und Wasser. Töchting löst mich nach ihrer Massage dort ab. Wir sind uns einig, Heikes Behandlung über alle Maßen genossen zu haben. Von ihrem strahlenden und weisen Wesen lassen wir uns umschlingen und tragen, innerlich und äußerlich bewegen und massieren. Der Raum mit seiner leichten Atmosphäre, der großartigen Aussicht aufs Meer und dem feinen Duft von Räucherwerk macht mich gefügig und weich. Es ist unbeschreiblich! Heike, beim nächsten Mal kommen wir täglich zu dir, glaube ich.

Was aus Blogger-Communitys entstehen kann

Die Suche nach den Crocs in der richtigen Größe führt uns in ein riesiges Shoppingcenter, bei dem die Parkhausreihen mit lustigen Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet sind. Im Center befindet sich auch ein Bekleidungsgeschäft, das Anne sucht. Am Vortag fiel ihr auf einem Parkplatz ein besonders schönes Kleid auf, nach dessen Herkunft sie die Trägerin fragte. Wir kaufen also Kleider und Crocs. Ich werde hektisch, weil wir noch einige Strecke zu machen haben, um meine Mutter von der Finca abzuholen. Die Kommunikation mit der Familie ist manchmal schwierig, und so sind wir ohne Vorsatz zu spät. Mein Bruder und meine Schwägerin hätten eine Stunde vor unserem Eintreffen zu einer Radtour aufbrechen wollen. Wussten wir nicht. Wir fahren mit der Mutter gleich weiter und erzählen uns zu dritt beim Abendessen alles vom Tag. Meine Mutter will nach unserem begeisterten Bericht auch eine der unglaublichen Massagen. Wir fragen an, Heike hat einen Termin frei. Eins von Annes neuen Kleidern hat ein Loch. Gut, dass wir es schnell entdeckt haben, das Einkaufszentrum ist nicht weit von Heike, da können wir das verbinden. Also fahren wir am nächsten Tag wieder nach Can Pastilla. Jetzt darf Muttern auf die Liege. Anne und ich sind ein bisschen am Strand und dann wieder im Bonaona. Heike begleitet die Mutter nach der Massage zu uns, und wir sitzen alle vier zusammen bei köstlichem Essen. In diesem Café habe ich das Gefühl, alles, was ich esse, ist gesund. Dazu sieht es toll aus und schmeckt großartig! Ganz klare Empfehlung!

Damit nicht genug, Heike erzählt uns noch die Geschichte der Eisdiele StarFresco gegenüber. Der absolut liebenswert-verrückte Cecio hat, wie so viele von uns, gearbeitet, bis sein Körper deutlich Nein sagte. Er muss einen tollen Arzt haben, denn der empfahl ihm, genau das zu tun, was er liebt. Und das ist Eis. Wir gehen in den Laden, lernen das Wesen von echtem Straciatella-Eis: Dunkle Schokolade, geschmolzen und auf ein eiskaltes Marmorbrett gegossen, mit Fiordilatte-Eis bestrichen, zusammengespatelt und – hmmmmm! Cecio erklärt uns, dass die Schokolade frisch mit dem Eis vermischt werden möchte, denn wenn sie monatelang bei -18 Grad im Tiefkühler liegt, weiß sie nicht mehr, wie sie schmecken soll. Leuchtet ein, oder? Wir probieren acht weitere Sorten, meiner Mutter ist das, bescheiden, wie sie ist, etwas unangenehm. Sie entscheidet sich, ohne weiter zu probieren. Wir wären auch früher kaufbereit gewesen, aber Cecio ist in Fahrt. Zum Glück geht Eis immer, und auch nach neun Kostproben schaffen wir jeder noch zwei großzügige Kugeln.

Eis-Gourmandise

Damit bewegen wir uns langsam zum Autochen und fahren zum Shoppingcenter. Das Kleid ist schnell getauscht, wir haben dort weiter nichts vor und fahren wieder. Nur ist jetzt Berufsverkehr, das strengt mich unmäßig an. Ich will eigentlich noch ein Stück Richtung Berge fahren, und meine Mutter hat tausend ABERs. Vermutlich zu Recht, ich will nur aus diesem Berufsverkehr raus! Anne rettet die Situation und findet wieder wunderschöne Wege, die uns nicht auf direktem, aber auf ruhigem und wunderschönem Wege zurück bringen.

Endlich in die Berge – Valldemossa

Am letzten Mietwagentag zelebriere ich wieder ganz früh meinen Morgen.

So schön, das tut schon weh!

Nach dem Frühstück starten wir endlich in die Berge. Ich bin warmgefahren und schaffe die Serpentinen. Ehrlicherweise fahre ich manchmal nur mit 30 km/h, aber wann immer ich die Gelegenheit habe, schneller fahrende Autos vorbeizulassen, nutze ich sie und bekomme als Dank ein kleines Hupen.

Schmal

Wir durchfahren kleine alte Örtchen, sehen wieder die Olivenbäume überall und schlängeln uns den Berg hoch. Ursprünglich plane ich nach Deià zu fahren, das ist aber recht weit. Nächstes Mal! Wir landen in Valldemossa, das, wie so viele andere der alten Ortschaften, atemberaubend ist. Sehr voll mit Menschen, Autos und Bussen, aber wunder-wunder-schön! Ich könnte schreien vor Entzücken! Kaum angekommen, müssen wir Essen suchen. Wenn das doch nur nicht immer wäre, manchmal stört es, weil es so viel Zeit raubt, wenn sich nicht mit Imbissen begnügen möchte oder Proviant mitführt.

Wir sitzen schon sehr hübsch.

In diesem Urlaub ist ohnehin Entschleunigung nötig, denn Muttern kann nicht steil, nicht auf längeren oder steilen Treppen und nicht übertrieben lange unterwegs sein. Mutterns Einschränkungen sind für Anne und mich auch ganz angenehm. Meine Mutter ist eine ToDo-Touristin, die gern vieles sehen, besuchen und abhaken möchte, und so nimmt sie sich gern zu viel vor. Ich setze beim Reisen und Erkunden schon immer auf Gefühl und Intuition. Ich sehe, höre, fühle, rieche etwas. Eine schöne Gasse, ein interessantes Bauwerk, Pflanzen, eine besondere Atmosphäre, und dem gehe ich nach. Es führt mich immer zu schönen Orten und Restaurants. Wir setzen uns an einen Tisch auf einem sehr schönen Platz vor der Kartause und genießen wunderbares Essen. In dem Restaurant gibt es keinen Kaffee, den müssen wir noch anderswo finden. Wir Armen! Aber erstmal durch den Ort. Beim nächsten Mal sehe ich mir auf jeden Fall die Kartause an. Und vielleicht die Klosterzelle Nr. 4, in der Fréderic Chopin und George Sand den Winter 1838/39 verbracht haben sollen. Und die Gässchen mit den Treppen!

Der Himmel wurde frisch angemalt.

Dieses Mal gehen wir durch einen labyrinthartig angelegten Garten bei der Kartause, durch die nicht ganz so steilen Gässchen, sehen uns die Auslagen einiger Geschäfte an und kehren für einen himmlischen Affogato im Cappuccino Gran Café ein. Wir stellen fest, es ist eine Niederlassung des wunderschönen Cafés in Palma, in dem wir am Samstag waren. Eine weitere Schlenderrunde führt uns Richtung Auto, unsere Parkzeit ist abgelaufen. Wir fahren über schöne Straßen zurück und können uns an diesem schönen Abend nicht dazu durchringen, in den Speisesaal des Hotels zu gehen. Wir laufen zu unserem Lieblingsrestaurand Don Denis und sitzen beim Mondschein im Freien. Das Essen ist heute nicht so toll wie sonst, es gibt Personalausfälle. Wir behalten das Lokal dennoch in bester Erinnerung und kommen wieder!

Spektakulär!

Tribut an die Venen – Compression Fashion

Seit wenigen Jahren bin ich Kompressionsstrumpfträgerin. Im Sommer zu schöner kurzer Kleidung ist das schon so eine Sache. Ich bin aber bei um die 30 Grad auch nicht gewillt, meine heißen Beine unter dicken Strümpfen UND langen Hosen zu verbergen. An einigen Tagen brauche ich die Strümpfe nicht ganz dringend, an anderen komme ich nicht drumherum. Wenn ich merke, da ist so ein kleiner Schmerz hinter den Zehen, lässt es sich nicht vermeiden. Auf jeden Fall wäre es blöd, wenn ich sie nicht trüge. Ich nehme also meinen gesamten Mut zusammen und trage Shorts und Kompressionsstrümpfe. Das Resultat: Ton in Ton geht ziemlich anstandslos durch. An einem anderen Tag trage ich meine magentafarbenen Strümpfe und meine Tochter ist erbost über recht viele Menschen, die mit den Fingern auf mich zeigen und lästern. Aber was sagt das über mich? Genau, nichts! Ich bin froh, dass ich es schaffe, die Dinge für mich zu tun, die mir helfen, mich wohlzufühlen.

Die Elektroleitungen – nix mit DIN, TÜV und Co.

Die Elektroleitungen im Süden machen mir seit jeher Freude. Keine Ahnung, ob es da Prüfungen oder Abnahmen gibt, geschweige denn etwas wie einen TÜV oder ähnliche Institutionen. Hier siehst du eine kleine Auswahl von Mallorcas elektrischen Schönheiten:

Sie sind überall

Abschied von Mallorca

Für unseren letzten ganzen Tag schlägt mein Bruder vor, dass meine Schwägerin die Mutter abholt, während er mit Anne und mir acht Kilometer wandert. Anschließend wollen wir zusammen essen. Vieles in mir sagt Nein, weil ich mir vorstelle, dass es mittags um 12 Uhr am Strand nicht direkt eine Wohltat ist zu gehen. Meine Mutter ermuntert uns, wir sollen die Zeit doch nutzen, um uns schnell und weit zu bewegen, wie wir es mögen. Ich sage gegen meine innere Stimme Ja. Die beiden kommen später, was die Wanderung noch mehr in die Hitze verschiebt. Wir wandern trotzdem. Zwischendurch fühle ich mich schwindelig und habe Sehstörungen. Zu dem Zeitpunkt ist Umkehren keine Option mehr, Ausscheren und einen Bus nehmen nicht möglich. Wir gehen also weiter. Anne und ich überleben. Meinem Bruder macht es nichts aus, er braucht mehr Wärme als wir.

In der Bar „El Sol“ in Son Serra de Marina treffen wir Schwägerin und Mutter. Wir essen zusammen und fahren dann zurück zum Hotel. Anne und ich legen uns erst einmal hin, der Marsch durch die Sonne hat uns total geschlaucht. Wir sind ein bisschen angespannt, denn wir müssen noch packen. Der erste Impuls war richtig, ein Nein wäre besser gewesen. Habe ich nicht selbst Artikel über Intuition, übers gehorsame Lächeln und übers Neinsagen geschrieben? Da gehe ich nochmal in mich!

Irgendwie schaffen wir es doch noch rechtzeitig zu packen. Wir essen nicht, wie geplant, außerhalb, sondern im Speisesaal. Danach setzen wir uns noch ein bisschen aufs Mäuerchen bei der Tamariske, die meine Mutter so liebt, und lassen den Urlaub nachklingen. Bei uns allen wird der ursprüngliche Vorsatz, mit Mallorca abzuschließen, zur Idee, bitte gern und unbedingt wiederzukommen.

Was ich beim nächsten Mal anders machen würde:

  • Kein Pauschalhotel
  • Auf jeden Fall eine Zeit, in der es nicht mehr über 35 Grad warm wird
  • Klarere Absprachen im Vorweg, keine unausgesprochenen Erwartungen.

Das ist nicht viel, finde ich. Es war auch ein echt schöner Urlaub. So langsam könnte ich mal wieder hinfahren; ich glaube, im März ist es sehr schön und die Temperaturen gut auszuhalten.

P.S.: Diesen Entwurf hatte ich seit Herbst 2023 in der Pipeline. Die aktuelle Blogdekade in TheContentSociety (zehn Tage Powerbloggen) ist eine tolle Gelegenheit, ihn endlich ins Leben zu bringen. Dieser Artikel ist mein 3. Artikel am 3. Tag der Blogdekade.

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