Dieser Artikel ist mein eigener Beitrag zu meiner Blogparade „Meine persönliche Schatzkiste – was mir keiner mehr nehmen kann„. Was eine Blogparade ist, fragst du dich? Jemand, in dem Falle ich, gibt ein Thema vor, und andere sind eingeladen, dazu Beiträge zu schreiben. Daraus entsteht eine bunte Sammlung unterschiedlicher Sichten auf dasselbe Thema. Deshalb: Mach mit, ich freue mich, deine Schätze zu erkunden!
Meine persönliche Schatzkiste ist gefüllt mit anfassbaren und ideellen Schätzen. Es ist eine ziemlich große Schatzkiste geworden, die ich mir ein wenig geheimnisvoll und von innen heraus leuchtend vorstelle, ähnlich wie auf dem Beitragsbild. Hier zeige ich dir, welche Schätze ich zusammengetragen habe. Wenn mir noch etwas einfällt,
Greifbare Kostbarkeiten für meine persönliche Schatzkiste
Reise-Schätze
Ich mag Kleinigkeiten von unterwegs, die über meine ganze physische Existenz verteilt sind. Die stecke ich irgendwo ein und finde sie immer wieder. Und jedes Mal, wenn ich sie in die Finger bekomme, freue ich mich. Hier nur ein paar Beispiele:
- Drei Tickets für den Bus in Cefalù auf Sizilien, die in einer Jackentasche stecken. Immer, wenn ich diese Jacke trage, fallen sie mir wieder in die Finger und erinnern mich an diese traumhaft schöne Reise mit meiner Mutter und meiner Tochter. Ich fühle die Hitze auf der Mauer, auf der wir warteten, sehe die angeklappten Seitenspiegel, wenn der Bus durch enge Gassen fuhr, höre das Hupen und Grüßen, denke an die wunderschöne kleine Stadt, das Schokoladeneis, das mir der einsetzende Scirocco ins Gesicht und auf die Brust klatschte, meine Tochter, die mit den Wellen tanzte, und noch so vieles mehr. All diese Magie steckt in den kleinen unscheinbaren Bus-Billetts.
- Eine Auster vom Amrumer Kniepsand erinnert mich an viele lange Spaziergänge am Meeressaum. An dem Tag, an dem ich sie fand, habe ich meinen eigenen Schritte-Rekord gebrochen, jedenfalls seitdem ich meine Sportuhr besitze. Ich lief barfuß, mit hochgekrempelten Hosenbeinen, im Wind und in den leichten Wellen, vor mir immer ein paar Sanderlinge, in Richtung Wittdün. Start war in der Vogelkoje. Von dort ging ich am Eisenzeitlichen Haus und am Quermarkenfeuer entlang, über die Bohlenwege auf den Sand, durch Dünen mit im Wind wehendem Dünengras, an weithin leuchtenden Heckenrosen mit ihrem balsamischen Duft vorbei, begleitet von Sturmmöwen und gelegentlich Austernfischern. Über mir ein erhebendes Wolkenschauspiel, um mich herum scheinbar endlose Weite.

- Eine Rechnung der British Telecom erinnert mich an meine unglaublich coole Adresse während der ersten Zeit meines Auslandsjahrs in Liverpool. Mir als altem Beatles-Fan konnte nichts Schöneres passieren:
Epstein Court, Ringo Starr Drive, Strawberry Fields Estate, Liverpool
Ehrlich!
Wenn ich dann an Liverpool denke, amüsiert mich immer noch, wie ich trotz fließender Englischkenntnisse mit dem speziellen Dialekt (Liverpudlian accent) fremdelte.. Mir fällt der Fahrer eines Doppeldeckerbusses ein, der mich direkt vor dem Pub absetzte, in dem ich zum Quiz erwartet wurde und der gar nicht auf seiner Tour lag. Grace, die Aufsichtsfrau im Waschsalon, mit ihrem beißenden Humor. Der Marketing-Prof, der immer zu mir sagte „You can’t be German, Germans have no sense of humour whatsoever!“. Und plötzlich sind da ganz viele Begegnungen und Erlebnisse, nur weil ich diese Rechnung in den Fingern halte.
Persönliche Körper-Schätze
Unsere Körper sammeln Spuren unseres wilden Lebens. Narben, Muttermale, Dellen, Flecken, Tätowierungen, Ersatzteile und andere Veränderungen. Die Ursache ist meist leidvoll, was wir daraus lernen und mitnehmen, oft unschätzbar wertvoll.
- Viele Narben an meinem Körper erinnern mich an einen Unfall, von dessen Folgen ich mich mithilfe meiner Familie und eines wunderbaren Trauma-Therapeuten körperlich und seelisch erholt habe – Erfahrungen, die mich sehr stärken. Andere Narben stammen von Hüftgelenksersätzen, weiteren Operationen, Stürzen. Was sie in die persönliche Schatzkiste wandern lässt, ist ihre Wirkung: Ich blicke mit Freude und Stolz auf meine Heilungskräfte und meine Lieben, die mich immer wieder nach oben ziehen.
- Mein erstes Tattoo, das ich nie für möglich gehalten hätte. Als unsere über alles geliebte Katze Lotta am 4. Juli 2024 plötzlich starb, trauerten Anne und ich so sehr, dass wir sie einem Tierbestatter übergaben, um ihre Asche in einer hübschen Urne bei uns behalten zu können. Wir ließen Pfotenabdrücke machen, die ich spontan als Tattoo haben wollte. Der Tätowierer, Anne und ich entwarfen ein Design mit Lavendelblüten, das ich jetzt auf dem linken Unterarm trage.

- Viele winzige Pockennarben, über meine gesamte obere Körperhälfte verteilt, lassen mich noch heute schmunzeln: Meine Tochter schleppte mir, als ich 45 war, die Windpocken an, und ich war ernsthaft krank., mit feurig hohem Fieber. Annes Vater kam einmal am Tag zu mir, um mich einzupinseln. Mit dem Schorf im Gesicht sah ich lange aus wie ein etwas zu alter Teenie. Ein sehr schöner, lange geplanter Urlaub stand auf der Kippe, denn natürlich durfte ich vor Abreise nicht mehr ansteckend sein. Den Urlaub genossen wir umso mehr, weil er wie ein Geschenk war. Wir besuchten Freundinnen in der Schweiz und fuhren nach Italien. Die vielen kleinen Erlebnisse – mit dem Schiff auf dem Vierwaldstättersee, im Baseler Zoo, mit dem Leihwagen durch Mohn- und Kornblumenfelder in Umbrien, Seifenblasen in den kleinen Gassen von Viterbo, Mulino Bianco-Kekse, bei der Autovermietung in Rom plötzlich neben John Malkovich stehen – werden lebendig, wenn ich etwas gebräunt bin. Nur dann kann man die kleinen Narben sehen, die weiß bleiben.

Innere Schätze
Genauso wie die kleinen Dinge in meinen Taschen oder Schubladen und auf meiner Haut, trage ich auch innere Schätze bei mir. Sie sind unsichtbar, aber nicht weniger kraftvoll. Da tummeln sich Erinnerungen, Fähigkeiten, Überzeugungen oder Erfahrungen, die mich stark machen – besonders dann, wenn es in mir dunkel wird.
Mein Humor, ein wichtiger Schatz
Selbst in den schlimmsten Momenten – oder vielleicht gerade dann – finde ich meist etwas, das mich zum Schmunzeln bringt. Manchmal ist es Galgenhumor, manchmal eine absurde Beobachtung. Aber dieses Lächeln aus dem Inneren ist ein echtes Kraftpaket. Auch in der Erinnerung an manche lustige Situation muss ich lachen, wie zum Beispiel diese:
Eine Zeit lang hatte meine Mutter Drehschwindel. Für Anne und mich war das nicht nachvollziehbar, weswegen meine Mutter es uns erklärte und schließlich zeichnete. Während sie beschrieb, wie in ihrer Wahrnehmung drei (eigentlich fest auf dem Boden stehende) Kleiderschrankteile gestaffelt an der Wand hingen und sie unten durchkrabbeln musste, konnte sie selbst kaum noch reden vor Lachen. Schließlich standen wir drei schreiend in meiner Küche – auch das eine herrliche Erinnerung, die mir nach Jahren vor innerem Lachen immer wieder die Tränen in die Augen treibt.
Ich habe so viele witzige Erinnerungen, und ich freue mich immer, wenn ich über einen Auslöser stolpere und die Situation teilweise wieder nachlebe.
Die Schönheit in allem
Meine Fähigkeit, Schönheit auch im Kleinen wahrzunehmen, hilft mir sehr häufig. Während ich nach einer Operation heilte, entzückten mich jeden Tag aufs Neue die Austernfischer vor meinem Krankenhauszimmerfenster, die ernsthaft und geschäftig auf dem Rasen herumstolzierten und vom Regen aktivierte Insekten pickten.

So vieles kann mich bezaubern: Ein besonderer Lichteinfall, die Melodie eines Wiegenliedes, der musikalische Klangteppich, den die Streicher beim Weihnachtsoratorium für die Sänger ausbreiten. Ein Blattskelett nach dem Winter, Tautropfen auf den Blättern des Frauenmantels. Seifenblasen, ein ausdrucksvolles Bild oder ein Stück Street Art – oder auch ein schöner Mensch.
Mein Optimismus und mein Glaube an den Wandel zum Guten
Mein Optimismus ist wie ein inneres Licht, das meine dunkelsten Tiefen ausleuchtet: Ich falle hin, ich stehe auf. Tiefem Schmerz folgt die Aussicht auf Besserung. Verlust macht Platz für neue Nähe. Ablehnung bleibt nicht für immer; es kommt auch wieder Zuneigung. Nicht immer von derselben Person, dafür anders und vielleicht sogar besser. Nach dem finsteren Winter kommt unweigerlich der fröhlich-bunte Frühling; der lässt sich nicht aufhalten. Dieses Vertrauen ist einer meiner stärksten inneren Schätze – auch wenn ich es manchmal erst wieder hervorkramen muss. Und doch ist es immer da und stärkt mich. Meine Lebenserfahrung verleiht mir die Sicherheit, dass ich immer wieder das Licht anzünden kann, wenn es in mir dunkel geworden ist.
Die Natur als ewiger Schatz
Ja, ich bin ein Natur-Freak, das weißt du, wenn du schon mehr von mir gelesen hast. Ich sehe mir Bäume an und sehe alte Verletzungen, die teilweise skulptural überwachsen sind. Ich genieße das weiche Federn des Bodens in Nadelwäldern, den Duft der Erde, den fischig-modrigen Geruch des Wattenmeeres, und ich liebe es, barfuß auf Sand, möglichst im Wasser, zu gehen. Ich erfreue mich an den Vögeln am Meer und in meinem Garten, an den Molchen und Kröten im Teich, an Robben auf Sandbänken, an den wechselnden Farben übers Jahr.


Wolkengebilde entzücken mich maßlos, große Weite finde ich erhebend, und ich freue mich an Tieren, die tun, was sie tun. Ameisen, die ihre Haufen bearbeiten, Lämmchen, die ihrer Mutter unter den Bauch springen, um zu trinken, Pferde, die sich vor lauter Lebensfreude auf der Weide rollen, Hunde, die begeistert am Elbstrand hüpfen. Hornissen, die unseren Weidezaun abraspeln, um ihre kunstvollen Holzbauten voranzutreiben, und die beim Trinken aus dem Teich kleine Wellen auf die Wasseroberfläche zaubern.
So vieles sehe und fühle ich in der Natur, dass ich weiß, wenn es mir schlecht geht, kann ich immer rausgehen und mich ganz sicher beim Heimkommen besser fühlen.
Kreativität hilft immer
So wie die Natur mich heilt, wenn ich rausgehe, gibt mir auch meine Kreativität viel Kraft. Ob ich nun fotografiere, schreibe oder male, etwas koche, backe oder eine kleine Choreographie versuche nachzutanzen – dabei aktiviere ich meine Selbstheilungskräfte und komme in einen Flow, der mich aus destruktiven Gedanken herauskatapultiert.
Meine Kreativität hat mir schon oft geholfen, verunsichernde Situationen spontan umzuwandeln. In einem Bewerbungsgespräch nannte ich meine erste Einbauküche, als ich nach einem Projekt gefragt wurde, das ich selbst geplant, terminiert, budgetiert und durchgeführt habe. Meine Gesprächspartner waren erst irritiert, dann begeistert. Den Job habe ich bekommen!
Und worauf ich, im Zusammenhang mit der Kreativität, immer stolz bin: Ich habe mein Mindset „Ich kann nicht malen, nur Strichmännchen“ überwunden, als ich zu einem Kunstmaler ging, der Kurse ab Anfängerniveau gibt. In der Zeit bei ihm habe ich mich freigemalt und finde meine Kunstwerke durchaus respektabel. So gut, dass ich sie zuhause aufgehängt habe, ohne mich auch nur im Ansatz zu schämen.
Dankbarkeit ist eine persönliche Schatzkiste für sich
Seit Jahren schreibe ich fast täglich drei Dinge auf, für die ich dankbar bin. Damit erzeuge ich eine Haltung, die mich das Große im Kleinen sehen lässt, das Bedeutsame im Unscheinbaren. Dankbarkeit macht demütig und zeigt uns, was wir haben, wie wertvoll die Schätze sind, die uns das Leben schenkt, und hilft, sie zu würdigen. Mir ist sie so wichtig, dass ich schon mehrere Artikel darüber geschrieben habe, unter anderem 100+ Dinge, für die ich dankbar bin.
Lebendigkeit als großer Schatz und innerer Antrieb
Meine Lebendigkeit und Bewegungsfreude lassen nicht zu, dass ich mich lange hängen lasse, wenn es mir schlecht geht und ich mich in das Gefühl eingrooven möchte. Es dauert nicht lange, dann höre ich etwas Schönes, sehe draußen etwas, und schon blühe ich auf. Lebendigkeit ist mein innerer Tanz, der mich morgens aufstehen lässt.
Lebendig zu sein heißt für mich, mit all meinen Sinnen da zu sein.
Trotz allem, was war – oder gerade deswegen.
Ich habe gelernt, das Leben nicht aufzuschieben. Es jetzt zu leben. Mit Neugier, mit Humor, mit dem Wissen, dass jeder Tag zählt.
Ich bewege mich gern, ich schreibe, ich denke nach, ich staune. Ich merke: Ich bin noch mittendrin. Und das fühlt sich gut an.
Diese Lebendigkeit ist einer meiner kostbarsten Schätze – nicht laut, aber echt.
Sie erinnert mich daran, dass ich wirksam bin, dass ich gestalten kann. Und dass ich lebe.
Und du? Was leuchtet in deiner Schatzkiste?
Ich lade dich herzlich ein, bei meiner Blogparade Meine persönliche Schatzkiste mitzumachen.
Ob Erinnerungen, Erlebnisse, Erkenntnisse, Gegenstände oder innere Stärken – was hat für dich besonderen Wert?
Was hat dich geformt, genährt, getragen?
Was möchtest du bewahren – oder vielleicht auch mit anderen teilen?
Erzähl davon. Für dich selbst – und als Inspiration für andere.
Alle Infos zur Blogparade findest du hier:
Ich freue mich auf deinen Beitrag – und auf viele bunte, mutige, stille, funkelnde, überraschende Schatzkisten!
Also Silke deine Schatzkiste ist prächtig und deine Art zu schreiben, die liebe ich einfach. Du bist auch ein Steh-auf-Männchen, das ist mir sehr vertraut. Es ist so ein kraftvolles Geschenk, wenn man diesen inneren Antrieb, diese immer wiederkehrende Lebendigkeit hat und die Lust am Leben immer wieder entfachen kann. Ich werd heut auch mal in meiner Schatzkiste kramen.
Alles Liebe Marianne
Ui, wie schön, Marianne!
Ja, du bis auch ein Phönix, nicht wahr? Ich lese gleich mal in deiner Schatzkiste.
Liebe Grüße
Silke
Deine Schatzkiste ist prall gefüllt. Das freut mich sehr zu lesen 🥰
Liebe Christine,
darüber bin ich auch sehr froh, und ich sammele weiter. Ich wünsche dir auch eine schöne Schatzkiste, die dich stützt und erfreut.
Liebe Grüße
Silke
Liebe Silke,
ich habe so gerne über deine innere Schatzkiste gelesen! Jetzt habe ich auch richtig Lust bekommen, mich bei mir auf Schatzsuche zu begeben und nachzuschauen, was alles in meiner Kiste liegt.
Weiterhin ganz viel Spaß mit deinen Schätzen wünscht dir
Ilka
Ohhh, liebe Ilka,
das freut mich aber außerordentlich! Ich werde beglückt sein, deine Kiste hier auch vorzufinden!
Allerliebste Grüße
Silke