In einer Brainstorming-Runde zur Körperliebe kamen Fragen auf, die ich gern beantworte. Bis jetzt habe ich fünf Fragen herausgepickt. Wenn du mehr wissen möchtest, kann ich den Artikel jederzeit ergänzen.
MUSS ich meinen Körper unbedingt lieben?
Auch die Frage, ob wir unsere Körper lieben MÜSSEN, wurde gestellt.
Nein, MÜSSEN müssen wir nur aufs Klo. Und sterben. Aber nicht heute.
Es hilft, wenn du dich mit deinem Körper wie mit einer guten Freundin auseinandersetzt und das, was du glaubst nicht zu mögen, genauer anschaust. Er ist ja nun mal so, wie er ist. Und wer sagt, was ideal ist? Eine ganz radikale Maßnahme, um dich schrittweise an das Aussehen deines Körpers zu gewöhnen und ihn zu mögen, vielleicht sogar zu lieben, ist der Selfie-Trick: Mache Ganzkörper-Selfies, wenig oder gar nicht bekleidet. So oft du kannst und willst, vielleicht täglich. Fotografiere dich aus unmöglichen Perspektiven und sei damit auf jede Überraschung vorbereitet. Mehr dazu schreibe ich in meinem Artikel 5 Impulse für die Beziehung zu deinem Körper.
Wie gehe ich mit Schmerzen und Einschränkungen um?
Körperliebe ist bei Einschränkungen und Schmerzen schwieriger zu realisieren. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie ich meinen Körper manchmal gehasst habe, wenn ich keinen Fuß vor den anderen setzen konnte nach einem Unfall oder vor einer orthopädischen Operation.
Vor meiner ersten Hüftoperation sah ich in den Spiegel. Ich war damals sehr schlank und fand mich schön. Ich erinnere mich noch genau, wie ich dachte, in diesen makellosen Körper wird nun übermogen eine lange Narbe geschnitten; meine Originalhüfte wird gegen eine Prothese ausgetauscht. In dem Moment fand ich das unglaublich traurig. Aber was soll ich dir sagen, heute denke ich nicht mal mehr daran, wenn ich ins Schwimmbad gehe. Meine Narben gehören einfach zu mir!
Es gibt in meinem Leben Zeiten, in denen ich an Gehstützen oder in einem Elektro-Scooter unterwegs war. Und auch da war eins meiner Ziele, meinen anmutigen Gang wiederzuerlangen. Den mochte ich früher sehr. Es ist mir nicht ganz gelungen, ich bin ein wenig aus dem Tritt. Was mir gelungen ist: ich kann das geschmeidige Gefühl genießen, wenn ich mich gleichmäßig bewege, wenn ich Leistung bringen will. Zum Beispiel beim Walken, wenn ich versuche, bergauf ebenso schnell zu gehen wie auf der Geraden. Dann liebe ich es, meine Muskeln zu spüren, die Kraft in meine Beine schicken.
Für alle Ausprägungen von Einschränkungen und Schmerzen zu sprechen, das wäre anmaßend. Ich kann mir vorstellen, dass wir das, was der Körper kann, schätzen und lieben lernen können. Was nicht „funktioniert“, integrieren lernen. Ich möchte dir sagen, egal wie dein Körper ist, mache ihn nicht schlecht, du hast nur diesen einen. Er trägt dich wacker durchs Leben und leistet unglaublich viel Arbeit. Einen gesundheitlich eingeschränkten, schmerzenden Körper können wir nicht mit durchtrainierten, gephotoshoppten Instagram-Schönheiten vergleichen. Wir können ihn aber sehr wohl für das schätzen, was er zu leisten imstande ist, Tag für Tag.
Was hat mein Styling mit Körperliebe zu tun?
Im ersten Moment klingt es vielleicht abwegig, dass die Kleidung unmittelbar mit dem Körper zu tun hat. Aber stell dir vor, du ziehst dich an, greifst irgendwas, und dann zwickt der BH, die Unterhose zeichnet sich unter der Hose ab, die Hose macht dir einen kleinen Rettungsring, während die Bluse dir am besten steht, wenn du sommerlich frisch aussiehst, heute bist du aber blass und nicht ganz fit. Blödes Gefühl, oder? Wenn du stattdessen dieses Kleid anzieht, das umkompliziert um dich herumhängt und immer klasse aussieht und deinen heute etwas aufgetriebenen Bauch einfach verschwinden lässt? Fühlt sich gleich ganz anders an, oder?

Eine Freundin von mir sagt immer, sie weiß, dass sie einen riesigen Hintern hat, aber sie muss nicht noch mit engen Jeans ein Ausrufezeichen dahintersetzen. Sie trägt weiche schwarze Hosen mit weiten Hemden oder Hemdblusenkleider, darin sieht sie einfach toll aus. Weil sie sich pudelwohl fühlt darin!
Zu verschiedenen Kleidungsexperimenten, angeregt durch meine Teilnahme bei Stasia’s Style School kannst du in meinem Artikel Mein Körper, meine Kleider mehr lesen.
Bin ich mit Körperliebe jemals fertig?
Ich glaube, Körperliebe gehört immer in unser Denken. Der Körper verändert sich, wird hier weicher, dort fester, verändert sich durch Krankheiten, Hormone, Geburten, Wechseljahre und vieles mehr. Wenn ich mich mit meinem dreißigjährigen Körper aussöhne und dieses Bild von ihm im Kopf habe, mache ich mich nicht glücklich. Ich habe mir angewöhnt, mich bewusst im Spiegel zu betrachten. Nackt, schutzlos, mit all meinen vermeintlichen Makeln. Und ich mag ihn, meinen Körper. Ich habe mich an meine nicht vorhandene Taille gewöhnt und freue mich an meinen schmalen Hüften.
Es gibt ein paar Lieblingskörperteile, das finde ich schön. Und es sind viel mehr geworden seit der Pubertät. Komisch, oder? Damals, mit 15, war ich makellos, schlank, glatt, hatte keinerlei Probleme mit Akne, glänzende lange Haare, und ich war unglaublich unsicher. Und heute, mit all meinen Dellen, Beulen und Narben, habe ich Frieden mit mir geschlossen. Viel mehr kannst du hierzu lesen in meinem Artikel Interview mit meinem Körper. Mir ist bei jedem aktuellen Status bewusst, dass ich diesen Weg noch weitergehe. Das Ende der körperlichen Veränderungen ist nicht erreicht, wird es nie sein. Ich will bestmöglich damit umgehen.
Und du? Kannst du liebevoll mit deinem Körper sein?
Ist Körperliebe gleichzusetzen mit Sexualität?
Die Frage, ob Körperliebe gleich Sexualität ist, wurde mir in einer Frauenrunde gestellt. Die Antwort ist kein klares Ja und kein klares Nein. Körperliebe beinhaltet Sexualität und ist gleichzeitig viel mehr.
Körperliebe nach meinem Verständnis beinhaltet alles, was dir hilft, deinen Körper zu akzeptieren. Dazu gehören unter anderem:
- freundliche und liebevolle Gedanken für dich selbst,
- achtsame und aufmerksame Präsenz in deinem Körper,
- wertschätzende Selbstgespräche mit dir und deinem Körper,
- Kleidung, die deinem Körper und deinem Spiegelbild Freude macht,
- liebevolle und sinnliche Berührungen etc.
Und natürlich ist eine unverklemmte Sexualität Teil des Körperliebe-Pakets, das ist zumindest wünschenswert. Und die kannst du auch selbst ganz für dich zelebrieren, das zähle ich absolut zur Körperliebe. Ein bisschen mehr darüber kannst du in meinem Valentinstags-Artikel vom letzten Jahr lesen: Ein Date mit mir selbst.
Dieser Artikel ist Nr. 7/10 am siebten Tag der Blogdekade in meiner Blogger-Community TheContentSociety. Ich bin froh, dass ich mich so angespornt fühle, denn ich wollte schon länger meine Körperliebe-Kategorie mit mehr Leben füllen. Wenn du Anregungen, Fragen etc. dazu hast, lasse es mich gern in den Kommentaren wissen oder schreibe mich an.
Das ist ein schöner Artikel mit vielen Denkanstößen. Ja, die chronische Schmerzen, die Einschränkungen usw. sind ein Thema das es für mich zu bearbeiten gilt.
Oh, du Arme! Schmerzen und Einschränkungen machen oft so grantig und manchmal mutlos.
Ich weiß, wovon du sprichst.
Liebe Grüße
Silke