Die Autorin steht vor einer Betonwand und zeigt auf die Überschrift: 5 Tipps, wie du dem Burn-on entkommst

Meine 5 besten Tipps aus dem Burn-on

Gerade ist mein Artikel zum Burn-on erschienen. Dort erfährst du in groben Zügen, wie sich die teils jahrelang anhaltende Vorstufe zum Burnout-Syndrom zeigt. Es ist möglich, jahrelang mit fast nicht zu bremsendem Leistungswillen über deine Kräfte zu arbeiten, doch gesund ist das nicht. Auch wenn du dich stark mit deiner Arbeit identifizierst, empfehle ich dir, den Artikel zu lesen. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie kurz vorm Burnout wir schon sind. Um aus der Abwärtsspirale auszusteigen, gebe ich dir meine Lieblings-Tipps an die Hand.

1. Mache deine Gesundheit zur Priorität

Keine Aufgabe, kein Auftrag und kein Projekt ist so wichtig wie deine Gesundheit. Ein IT-Freund, sagte mir kürzlich fiebrig, mit unregelmäßig schlagendem Herzen und keuchend, er könne nicht „krankmachen“ (was ist das überhaupt für ein grausig abwertender Ausdruck?), weil eine Delegation von Microsoft in der nächsten Woche in seine Abteilung kommen würde. Ich warf ein, ich könne mir nicht vorstellen, dass Microsoft an seinem Krankenhausbett sitzen oder seinen Rollstuhl schieben würde. Ein bisschen krass, aber so ist es leider häufig. Wir stellen Aufträge von außen über den Auftrag unseres Körpers und unserer Seele, sie zu pflegen und gesundzuhalten.

In einem Gastro-Job während meines Studiums übernahm ich gelegentlich Doppelschichten. Zwischen den Schichten machte ich eine Pause und aß ein richtiges Essen. Sitzend, vom Teller, mit Messer und Gabel. Auf die sehr irritierte Frage, was ich da täte, sagte ich: „Ich mache eine Pause. Und ich esse. Dann bleibe ich fit und kann euch weiterhin freundlich und kompetent bedienen.“.

Hand aufs Herz: Wie oft hast du schon deinen Hunger, deine längst fällige Pause oder deinen Feierabend ignoriert, um Anforderungen von außen zu genügen?
Genau! Ab heute tun wir das nicht mehr, versprochen?

2. Traue deiner Intuition und trainiere sie

Ich behaupte, du spürst IMMER, wenn etwas falsch, zuviel, schädlich für dich ist. Nicht immer meldet sich deine Intuition laut wie eine Alarmanlage, manchmal ist sie nur wie ein Grillenzirpen. Aber du hörst sie. Vielleicht hast du sie über die Jahrzehnte immer wieder weggedrückt, weil sie dir lästig war. Was sie dir sagen will, ist schwierig für dich. Sie zwingt dich zu reflektieren, ob du auf dem richtigen Weg bist, und sie steht im Konflikt mit dem, was dir von außen auf- und angetragen wird. Dennoch: lasse die Stimme zu, sie hat immer recht. Und nimm dir vor, genau hinzuhören. Zu spüren, was zwischen Innen und Außen in Dysbalance ist. Und damit hast du deine Grundlage zum Handeln. Du weißt, wozu du besser Nein sagen willst.

Das führt uns gleich zu einem meiner Lieblingstipps:

3. Sage freudig Nein!

Das Wort Nein ist ein magisches Zauberwort. So klein und unspektakulär es scheinen mag, so schwierig geht es uns oft über die Lippen. Stattdessen sagen wir JA. Lächeln, arbeiten, überfordern uns. Verharren in einer dreivierteltoten Beziehung, fahren in den gemeinsamen Urlaub, knirschen währenddessen leise mit den Zähnen. Wir kümmern uns um malade Eltern, hören die immer wiederkehrenden Klagen der Nachbarin an, genau wenn wir die erholsame und kreative Pause nehmen wollen, die wir uns fest vorgenommen hatten. Reagieren mehr als wir agieren. Mit all dem befinden wir uns auf dem Weg ins Burnout. Immer wieder JA zu anderen zu sagen und NEIN zu uns selbst, schadet auf Dauer dem Selbstwertgefühl und ist gesundheitsgefährdend. Ehrlich.

Ein NEIN zu anderen ist ein JA zu dir selbst. Es kann dir buchstäblich das Leben retten. Je mehr du übst, NEIN zu sagen, desto leichter wird es dir fallen. Und es hilft dir zu spüren, wozu du aus vollem Herzen JA sagen möchtest.

Dieses Jahr habe ich mit einem Kurs über das gesunde und das ungesunde JA begonnen. Weil er so erfolgreich war, werde ich ihn auf jeden Fall wieder anbieten. Es gibt noch kein Beginndatum, aber du kannst dich gern absolut unverbindlich in eine Warteliste eintragen.

4. Denke über kreative Arbeitsmodelle nach

Ob du als Vollzeitmutter, Angestellte oder Selbstständige am Rad drehst, ist im Grunde egal. Der zentrale Punkt ist, du bist zu stark im Leistungsdenken verhaftet. Es fühlt sich an, als käme es aus dir, aber vermutlich sind es ganz alte Glaubenssätze, die hier am Werk sind. „Du musst das allein schaffen“, „Arbeit muss keinen Spaß machen“, „Hilfe suchen heißt Schwäche zeigen“ und ähnliches spricht in uns. Quatsch! Es ist wichtig, unser Arbeitspensum unserem Leben und unseren persönlichen Ressourcen anzupassen.
Anmerkung: ich habe hier nur der Einfachheit halber Vollzeitmütter, Angestellte und Selbstständige genannt. Meist erfüllen wir ja sowieso mindestens zwei dieser Rollen.

Auch wenn du in deiner Familie das klassische Modell lebst: nicht alle Aufgaben gehen dir als Hausfrau und Mutter leicht und schnell von der Hand. Vielleicht kannst du Aufgaben an bezahlte Kräfte delegieren, teilst die Aufgaben mit deinem Partner anders auf. Sind deine Kinder vielleicht gar nicht mehr so klein und können auch schon einen ordentlichen Anteil der Arbeiten erledigen?
Du hast alte Eltern und hilfst ihnen zunehmend mehr? Gibt es die Möglichkeit, Pflege zu bekommen?
Oder du kochst im Wechsel mit anderen Müttern in der Nachbarschaft. Das kann gesellig sein, Zeit sparen und bringt Abwechslung in den Speiseplan. Es geht darum, kreativ zu sein, dich nicht sklavisch für alles allein verantwortlich zu fühlen. Ich kann mir vieles reihum und im Wechsel vorstellen: Einkaufen, grüne Kisten bestellen, zum Sozialkaufhaus fahren etc.

Als Angestellte empfindest du die Aufgaben möglicherweise als ungerecht verteilt, oder du hast eine Aufgabe, die die Kollegin besser kann als du, während du ihr etwas anderes Ungeliebtes abnehmen könntest, das du gut kannst und gern machst. Sprecht mit eurem Management; viele Arbeitsplätze lassen sich flexibler umgestalten als wir annehmen!

Als Selbstständige glaubst du an das Modell Selbst und Ständig. Dabei fällt es dir furchtbar schwer, deine Texte zu schreiben, deine Website zu pflegen oder was es auch immer sei, das dich verrückt macht. Gerade in der Online-Welt tummeln sich so viele wunderbare Spezialisten, die deine Website schön machen, deine Buchhaltung oder sonstigen Papierkram für dich erledigen. Die deine Beiträge teilen, deine Produkte verpacken und verschicken und so vieles mehr.

Vielleicht ergibt es auch Sinn, neben der Selbstständigkeit einen Geldjob zu haben, als vollzeitberufstätige Mutter die Stunden im Job zu reduzieren, als Mutter zuhause noch mehr Aufgaben abzugeben und einen Nebenjob anzunehmen? Wenn deine Tätigkeiten abwechslungsreich und vielfältig sind, ermöglichen sie dir mehr Freude. Vor allem, wenn du die ganz unliebsamen Dinge abgeben kannst an jemanden, der sie im Handumdrehen und womöglich auch noch gern erledigt.

5. Gleiche dein Tun mit deinen Werten ab

Im Burn-on hinterfragen wir die Arbeitsbelastung häufig nicht mehr, sie scheint zum unverrückbaren Bestandteil unseres Lebens geworden zu sein. Besonders stressig ist es, wenn wir in unserem Tun keinen echten Sinn sehen oder wenn es nicht zu unseren Werten passt. Stelle dir vor, einer deiner Werte ist Umweltbewusstsein. Du bist total durchdrungen von dem Wunsch, die Natur zu schützen, zu bewahren, den Planeten beim Heilen zu unterstützen. Zuhause lebst du deine Werte, arbeitest aber, als Angestellte oder Selbstständige, für ein Unternehmen, das ungeheure Mengen an fossilen Rohstoffen verwendet, einen riesigen CO2-Abdruck hat und mit Kunststoffverpackungen nur so um sich wirft.

Oder die Unabhängigkeit steht für dich ganz weit oben. Du bist aber in ein so enges Korsett aus Regeln und fehlender Eigenverantwortung geschnürt, dass du schon Stress empfindest, bevor du überhaupt zu arbeiten beginnst.

Vielleicht war das nicht so, als du angefangen hast, für diese Unternehmen zu arbeiten. Vieles schleicht sich langsam ein oder verändert sich durch Zusammenschlüsse oder Richtungsänderungen der Unternehmen. Umso wichtiger ist es, gedanklich zurückzutreten, uns anzusehen, wie der Status quo ist. Zu checken, ob du dich da, wo du jetzt stehst, richtig fühlst mit deinen Werten, deinen Kräften, deinen Ideen. Dich zu lösen von dem Gefühl der Alternativlosigkeit. Wir alle sind für jeden Arbeitgeber, für jeden Kunden, ersetzbar. Aber für uns selbst und unsere Lieben nicht.

Finden wir in der Arbeit keinen Sinn, macht uns das krank. Bei der Suche nach einem Artikel oder Video zum Verlinken fand ich den Hinweis auf die Arte-Doku „Arbeit ohne Sinn“. Ich habe sie eben erst entdeckt und bis jetzt zur Hälfte gesehen. Sie scheint sehr aufschlussreich zu sein:

4 Kommentare zu „Meine 5 besten Tipps aus dem Burn-on“

  1. Liebe Silke, vielen Dank für diesen Blog. Es war mir gar nicht bewusst, wie wichtig das Nein-Sagen ist, um sich nicht auszubrennen. Das nehme ich mir gern gleich zu Herzen. Die Frage, die sich daraus allerdings ergibt, ist „Wie“ ich am besten Nein sage, das finde ich besonders schwierig, weil ich mir oft nicht die Erlaubnis gebe, Nein zu sagen wenn ich schon mal Ja gesagt habe. Das fühlt sich für mich wie ein Versprechen brechen an, aber das ist wohl der Punkt: es ist ein Glaubenssatz, der mir nichts nützt. Besser ich sage mir: Manchmal wird aus einem Ja doch noch ein Nein, und dann darf ich das zum Ausdruck bringen. Danke für die Anregung!

  2. Liebe Silke, wow, danke für diesen vielen Tipps, die eigentlich auf der Hand liegen und dem gesunden Menschenverstand entsprechen. Und trotzdem gehen sie im Alltagstrubel immer wieder verloren.
    Ich werde mir deine Tipps zu Herzen nehmen, mich selbst und meine Gesundheit wieder in den Fokus rücken. Schließlich ist die Arbeit geduldig und wartet oft auch brav bis zum nächsten Tag 😁
    Liebe Grüße Danielle

    1. Liebe Danielle,
      vielen lieben Dank für dieses ehrliche Feedback! Das Coach-Dasein hat manchmal wirklich etwas von Wein predigen und Wasser trinken, nicht wahr? Manchmal lese ich einen meiner Artikel und komme wieder in die Spur. Ehrlich!
      Liebe Grüße, Silke

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