Silke Geissen mit Babybauch

Wie ich wurde, was ich bin: Alleinerziehend im Büro – da werde ich lieber Coach!

Im August 2005 kehre ich, mittlerweile alleinerziehend, aus der Elternzeit ins Büro zurück. Es ist eine Station auf meinem Weg, Den gesamten Artikel mit allen Stationen findest du hier. Der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erfolgt unter sehr verschärften Vorzeichen: im Veranstaltungshaus, in dem ich seit 1999 Veranstaltungen geleitet hatte, ist ein neuer Pächter am Start, der die personellen Altlasten, auch mich, „geerbt“ hat. Viele ehemalige Kollegen sind schon gegangen, größtenteils mit Abfindungen. Nur die Unentbehrlichen wie z.B. Reinigungstruppe und Veranstaltungstechniker, sind noch da. Mir steht man nicht sehr offen gegenüber.

Vertrauen ist gut, doppelte Schriftform ist besser

Die Herren dort bieten mir statt meines scheinbar sicheren 40-Stunden-Vertrages an, für zehn Stunden pro Woche zu arbeiten. Ich lehne ab und suche Rechtsberatung. Der Anwalt fragt, ob ich meinen Vollzeit-Arbeitsvertrag erfüllen könne. Ja, kann ich. Innerhalb weniger Tage ist eine KiTa gefunden, und zur Arbeit erscheine ich pünktlich. Darauf eingestellt, ich würde weiter im Event-Bereich arbeiten, kommt schnell die Ernüchterung. Mein Vertrag, mit dem alten Pächter geschlossen, lautet nicht auf Event Management, sondern weist mich als betriebswirtschaftliche Assistentin der Geschäftsführung aus. Diese wird in Hamburg nicht benötigt, ich könnte ja zur Zentrale in Berlin gehen. Das bekomme ich so schnell nicht organisiert. So setzt man mich allein in einen Raum, wo ich arbeitsmäßig ausgehungert werde.

Das Ganze nimmt kein gutes Ende. Es gibt einen Rechtsstreit, bei dem mich die Richter mitfühlend ansehen und sagen, es gebe eine Lebenswahrheit und eine rechtliche Wahrheit. Letztere müssen sie bei der Urteilsfindung zugrunde legen. Ich habe kein Recht auf einen Arbeitsplatz im Veranstaltungsbereich, weil der frühere Pächter und ich einander vertrauten und gar nicht auf die Idee gekommen waren, den Vertrag zu ändern. Für meinen rechtlichen Erfolg hätte die Änderung des Vertrages der doppelten Schriftform bedurft. Nur das zählte als Beweis. Die -zig Feedbacks glücklicher Kunden, die sich auf von mir organisierte Events beziehen, nicht.

Begeisterte Feedbacks für die Veranstaltungsorganisation der Autorin
Die Lebenswahrheit: so viele begeisterte Briefe!

Meine Odyssee durch die Berufswelt

Nach dem Ende der Beschäftigung im Veranstaltungshaus nehme ich an, was ich bekomme: Jobs in Public Relations, Marktforschung, Call Center. Dann folgt die Zeitarbeit, die mich in den Assistenzbereich vermittelt. So bin ich immer beschäftigt, aber ohne Erfüllung in den Tätigkeiten. Trotz meiner Interventionen setzen mich meine Disponenten nicht meinem Bildungsstand entsprechend ein. Es scheint ihnen zu riskant, denn:

Das Kind zu klein, die Mutter zu allein, die Unwägbarkeiten zu groß.

Alleinerziehend zurück in den Job und Coach werden
Eins von vielen Schrei-Bildern aus einem Skandinavien-Urlaub, hier in der Rutschebanen im Tivoli Kopenhagen

Auch eine Übernahme durch die ausleihenden Unternehmen ist nie wirklich vorgesehen, auch wenn ich gehört hatte, dass dies für viele ein Anreiz ist, bei der Zeitarbeit zu arbeiten. So gärt es in mir, dass ich weg von dieser Art der Beschäftigung will. WEG VON ist keine gute Motivation, einer Situation zu entkommen. Sie ist von Frust geprägt und gesteuert, diese Haltung kann nur zufällig zu konstruktiven Lösungen führen.

Mein HIN ZU entwickelt sich langsam, aber stetig. Die Saat ist gelegt, braucht aber noch eine Weile um sichtbar aufzugehen. Zwischenzeitlich erliege ich gelegentlich dem Eindruck, ich könnte Gefallen an den wechselnden Assistenzaufgaben finden. Das ist nicht von Dauer. Ich lasse mich noch eine Weile von der Zeitarbeit in verschiedene Stationen spülen, aber dann steht es fest:

Ich will Coach werden! Jetzt aber ernsthaft!

Ein privates Erlebnis mit einem sehr unzufriedenen Menschen – dazu gibt es schon einen Artikel – erinnert mich an meine Stärken, die schon meine Freundin in der Oberstufe bewundert („Silke, erstaunlich an dir ist, dass dir mit deinen achtzehn Jahren nichts Menschliches fremd ist“). Ich beobachte schon immer gern Menschen, Tiere, Interaktionen. Mit den Jahren entwickelt und verfeinert sich diese Gabe. Gastronomie und Veranstaltungswesen sind wunderbare Orte, um Menscheleien zu beobachten. Ich werde immer wieder zu Konflikten hinzugezogen. Ich stelle unbewusst systemische Fragen und fühle meine Wirksamkeit.

Noch ein paar Jahre braucht es, bis ich die Coaching-Ausbildung in Angriff nehme und ein gutes Jahr später mein Zertifikat in den Händen halte. Mittlerweile habe ich schon einen Freelancervertrag mit einem Coachingunternehmen. Mein angestellter Arbeitsplatz ist ganz in der Nähe der Coaching-Räume. Das müsste doch klappen, 30 Stunden zu arbeiten und pro Woche zwei, drei, vier Coachings zu machen. Klappt nicht. Mir wird eine festangestellte Tätigkeit als – na, was wohl? richtig! – Assistentin angeboten. Dafür darf ich aber mehr Stunden arbeiten. Ich muss nach ein paar Wochen einsehen: es wird sich in dieser Konstellation nicht realisieren lassen, dass ich jemals nebenbei coache, dafür ist viel zu viel Arbeit im Büro. Ich sage kleinlaut und traurig beim Coachingunternehmen ab. Aber verdiene gut und (scheinbar) sicher.

Mein WEG VON und mein HIN ZU liegen zeitweise im Clinch mit meinem Sicherheitsdenken. Schließlich bin ich alleinerziehende Mutter. Bis der Drang, Coach zu werden, so groß wird, dass ich ihn ohne vertragliche Absicherung allein als Selbstständige verwirkliche, dauerte es IMMER NOCH eine Weile, aber dann:

Coach-Zertifikat von Silke Geissen
Endlich zertifizierter Coach!

Ich bin Coach!

Eine Hürde gibt es noch: Das menschliche Gehirn trickst sich ja gern selbst aus. Jetzt bin ich Coach, die Festanstellung ist beendet. Ich darf mittlerweile schon diverse Transformationen im Leben von Menschen begleiten und begünstigen, Den Fokus auf die wahren Triggerpunkte legen, teils schmerzhafte Glaubenssätze austricksen und durch heilsame Gedanken und Verhaltensweisen ersetzen. Eins aber fehlt noch:

Die License for Excellence

So nenne ich die Erlaubnis, erfolgreich zu sein. Das Coaching macht so viel Freude, dass es mich erschreckt. Wenn ich merke, jetzt bin ich mit meiner Coachee, meinem Kunden (ich habe auch schon mit Männern gearbeitet) auf der Zielgeraden, macht mir das neben aller Begeisterung auch Angst! Das ist mein größtes Hindernis. Also lasse ich mir etwas einfallen: Ich stelle mir selbst die beliebte Therapeutenfrage:

Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn ich erfolgreich bin?

  • Ich kann meine Coachees bestmöglich unterstützen
  • Es kann sich richtig gut anfühlen
  • Ich habe einen Grund mehr, stolz auf mich zu sein
  • Ungeahnte berufliche oder private Kooperationen können sich ergeben
  • ICH KANN GELD MIT MEINEM COACHING VERDIENEN, OHNE MIT VORGESETZTEN ZU DISKUTIEREN!

Der Erfolg ist nicht die letzte Hürde: Geld verdienen? Ohne (männliche) Vorgesetzte?

Geld verdienen mit etwas, das mir so viel Freude macht? Und ohne dass mir ein Mann, der unverständlicherweise in hoher Position ist, das Leben schwer macht? Das hatte ich noch nicht so dauerhaft. Coaching gibt mir unendlich viel. Und das alles ohne hierarchische Spielereien! Das Aufleuchten in den Augen meiner Coachees, wenn eine Erkenntnis einschießt. Das verblüffte Lachen, wenn sich etwas, das sich über Jahre unüberwindbar darstellte, plötzlich in Luft auflöst. Das befreite Weinen, wenn der Körper sich auf einmal ganz leicht und weich anfühlt, weil die Schultern nicht mehr hochgezogen, die Mundwinkel oben sind. Wenn die Atmung tief und der Brustkorb groß und weit wird, weil die Angst der Vorfreude auf etwas Neues weicht.

Silke, woher weißt du eigentlich, dass das Verhältnis zu meiner Mutter besser wird, wenn ich meine Tochter etwas mehr loslasse?

Eine Coachee

Wenn es Freude macht, kann es doch keine Arbeit sein: Es gilt also noch einen Glaubenssatz zu besiegen. Der behindernde Glaubenssatz und ich steigen miteinander in den Ring und fechten die Unstimmigkeit aus. Der Glaubenssatz ergibt sich und macht Platz für eine wunderbare neue Überzeugung . Genau dann, wenn mir die Arbeit besonders viel Freude macht, bin ich im Flow, dann fließt es ganz leicht. Und wenn ich im Flow bin, bin ich gut. Für gute Arbeit darf ich gutes Geld nehmen. Ich bezahle ja auch andere gern für gute Arbeit.
Und damit bin ich jetzt im Frieden.

Und dann erst kann ich mein Angebot so schreiben, wie es jetzt erhältlich ist. Sieh es dir an, vielleicht ist es gerade jetzt das Richtige für dich!

Tanzende Figuren auf einer Notenlinie, daneben die lachende Autorin

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