Die Blogparade von Shivani Voigt: 1-2-3, Angst vorbei. Dieser Angst habe ich mich gestellt. lockte mich mitzuschreiben. Doch welche meiner überwundenen Ängste soll ich thematisieren? die Todesangst nach einem Unfall habe ich in meinem Narben-Artikel schon behandelt. Die Angst vorm Vergleichen ist aufgearbeitet. Also muss eine andere her: die Angst, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Die Angst, bedeutungslos zu sein
Wer mich kennenlernt, sieht eine gestandene Frau vor sich, groß, offen, mit einem mutigen Mundwerk. Eine Rampensau, die sich ohne Vorbereitung auf eine Bühne oder vor einen Raum voller Menschen stellt und etwas erzählt, eine Veranstaltung moderiert. Diesen Status habe ich mir über Jahrzehnte erarbeitet. Innendrin war ich lange sehr klein, sehr schüchtern und leicht zu verschrecken. Mich hatte die Angst vor der Bedeutungslosigkeit fest in ihren unnachgiebigen Händen. So richtig erkannte ich diese Angst erst vor einigen Monaten, auch wenn ich schon länger an ihr arbeite. Aber benennen kann ich sie erst seit Kurzem. Und das kam so:
In einer Community, in der ich mich sicher und gut aufgehoben fühle, findet eine natürliche Rotation statt. Frauen gehen, Frauen kommen. Natürlich werden Neue sehr freundlich begrüßt. Von den Frauen, die dort schon länger sind, von der Community-Betreiberin selbst. Ganz normal, wirst du sagen. Sage ich auch. Wenn eine Community gut laufen soll, bereiten wir den Neuzugängen einen freundlichen Empfang. Mich aber warfen einige der Neuen-Begrüßungen völlig aus der Bahn. Ich dachte, jetzt gibt es nur noch die Neuen, ich bin Geschichte. Alles, was ich an Leistungen, Austausch undsoweiter in die Community eingebracht hatte – belanglos.
Der Blitz der Erkenntnis
Blitz der Erkenntnis klingt etwas pathetisch, aber so war es! Situationen wie im Beispiel oben erlebte ich immer wieder, und sie liefen nach demselben Schema ab. Jemand wurde freundlich behandelt, ich war wie gelähmt und verschwand. Nachdem es mir so drastisch aufgefallen war, verfolgte ich das Auftreten der Angst zurück. Und ich merkte, das war schon (fast) immer so. In Communitys, in Arbeitsverhältnissen, in Freundesgruppen. Auf Partys, in der Familie.
IN DER FAMILIE!
Der Schlüssel zur Angst liegt in der Familie
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und die Ursache des Problems wurde mir völlig klar: Als ich klein war, hatte ich meine Mutter fast vier Jahre lang exklusiv für mich. Wir machten den Haushalt, gingen spazieren, ich erklärte ihr die Welt, und alles war fein. Am Wochenende war mein Vater da, der unter der Woche auf Dienstreise war, und wir machten zusammen Musik und hatten einander lieb. Es hätte nicht schöner sein können.
Doch dann kam mein Bruder. Schreiend nach Aufmerksamkeit, Futter, Schlaf, wie Babys das halt tun. Dazu schon früh mit allerlei Allergien geplagt, weswegen sein Gedärm und seine Haut häufig Anlass zur Sorge boten. Erschwerend kam hinzu, dass meiner Mutter in der Mütterschule gepredigt wurde, Stillen soll frau im Stillen. Ohne andere Menschen dabei, in einem Raum, in den sie sich zurückzieht. Ich war also nicht nur auf Platz 2 gerückt in der Aufmerksamkeitshierarchie, sondern während ziemlich langer Zeiten über den Tag verteilt ganz raus aus dem Liebesverteiler. Ich möchte nicht sagen, wie ich damals zu meinem Bruder stand. Zum Glück war diese Animosität entwicklungsfähig bis heilbar. Heute verstehen wir uns gut.
Wie diese Angst mein Leben geprägt hat
Die Angst vor Bedeutungslosigkeit ist schon so alt und so lange in meinem Leben, dass ich (sei froh, das wäre sonst sehr lang!) die frühen Erlebnisse nicht mehr gut schildern kann. Aber was bei mir ein ewiges Problem war, sind Dreierkonstellationen, die machten mir immer Angst. Vor allem dann, wenn ich mit einer Person verabredet war und diese dann noch eine dritte Person mitbrachte. Sofort ging mein Gedankenkarussell los: „Bin ich allein nicht spannend genug? Achja, ich habe ja neulich (zu) lange über meine Arbeit/meine unselige Beziehung/etwas anderes Langweiliges geredet, wahrscheinlich will sie das nicht mehr hören. Habe ich etwas falsch gemacht, dass sie noch xy dabei haben will?“ Und so weiter.
Oder, was eine Kommilitonin feststellte und seinerzeit sehr traurig fand: Wenn ich vor der Uni stand und jemand auf mich zukam, drehte ich mich standardmäßig nach hinten um. Warum? Weil ich nie annahm, die Person käme auf mich zu, sondern da müsste ein interessanterer Mensch hinter mir stehen. Diese scharfe Beobachtung der Kommilitonin machte mich sehr traurig.
In Arbeitsumfeldern passierte es mir häufig, dass ich in einem Meeting, in einem Brainstorming etwas Fachliches sagte und niemand darauf einging. Wenn Sekunden später ein Mann in der Runde inhaltlich exakt dasselbe sagte, jubelten ihm die anderen Kollegen zu und lobten seine tolle innovative Idee. Ich hatte in meinen jungen Berufsjahren keine Idee, wie ich damit umgehen sollte außer mit stillem Rückzug.
Mein Weg aus der Bedeutungslosigkeit
Mein Standing im Leben verbessern
Um mich nicht so bedeutungslos zu fühlen, bildete ich mich fort, studierte, setzte eine Coachingausbildung drauf, besuchte weitere Seminare. Das alles bereichert mich sehr, verfehlte aber die Wirkung im Außen, denn ich machte den Fehler, zunächst weiter in Umfeldern zu arbeiten, die all dies gar nicht würdigten.
Selbstcoaching
Im Privaten las ich viel Selbsthilfeliteratur und übte mich in Persönlichkeitsentwicklung. Und ich trainierte meine Aufmerksamkeit aufs Hinterfragen der Situationen, in denen die Angst mich lähmte. Die vier Fragen, die ich mir stell(t)e, lauten ungefähr so, angepasst an die jeweilige Situation:
- Woran glaube ich zu merken, dass ich bedeutungslos bin?
- Kann ich wirklich sicher sein, bedeutungslos zu sein?
- Wie fühle ich mich mit dem Gedanken, bedeutungslos zu sein?
- Was wäre ich ohne den Glauben, bedeutungslos zu sein?
Und ja, diese Fragen sind die vier Fragen von Byron Katies The Work. Ich arbeite sehr gern mit dieser einfachen, aber unglaublich wirksamen Methode. Damit kann ich mich fast immer aus der schlimmsten Krise herausholen. Warum nur fast? Weil ich nicht immer gleich an die vier Fragen denke.
Therapie und Coaching
Phasenweise suchte ich mir eine Therapeutin und später Coaches, die mich wunderbar weiterbrachten, wenn es in meinem Lebensgetriebe ruckelte und ich in alte Glaubenssätze zurückfiel. Ich glaube, wir selbst kommen mit Bordmitteln und theoretischen Ansätzen, die wir lesen oder hören, immer ein gutes Stück weiter. Aber wenn es hartnäckig hakt und nur sehr langsam oder gar nicht weitergehen will, ist der Weg über eine außenstehende Person die Abkürzung zu deinem Wunschzustand, zu deinem Wohlfühl-Selbst.
Wie kannst du davon profitieren?
Weil ich selbst mein bestes Versuchskaninchen bin, kann ich dir mittlerweile selbst richtig gut dabei helfen, deine geheimen Ängste, Glaubenssätze, Gedankenverwirrungen aufzudecken und sie so zu bearbeiten, dass du sie loswirst oder sie dir zu Freunden machst. Als Life Coach für Frauen ab den Wechseljahren bin ich für dich da. In diesem Artikel kannst du dir ein grobes Bild davon machen, wie die Zusammenarbeit mit mir aussehen wird. Und wenn du mehr Information brauchst, buche dir einfach einen kurzen Termin. Dabei sehen wir, was dich bewegt, wie ich dir helfen kann und was du erwarten kannst. Eine kleine Kostprobe aus einem sehr langen Feedback siehst du hier:
„Liebe Silke, Du bist eine ganz wunderbare Begleiterin. Weil du liebevoll, nahbar und humorvoll Gespräche mit Deiner ganz eigenen Magie anreicherst. So entsteht Raum für Loslassen, Weitergehen und für Neues. Dafür danke ich dir sehr und viel.“
Christine Traut
Gönn dir ein Kennenlerngespräch mit mir. Es könnte ja gut werden.
Jetzt bin ich gleich zum nächsten BEitrag gehüpft, liebe Silke. Du hast einen tollen Schreibstil. Nur, falls Du das noch nicht wusstest.
Bedeutungslosigkeit… darüber musste ich erst mal nachdenken. Was ich kenne ist, dass ich nicht gesehen werde. Ich könnte tot überm Stuhl hängen und es würde keiner bemerken. So zumindest war es in der Familie und tatsächlich spiegelt es sich heute noch in manchen Situationen wieder. Ich hab‘ mir den Applaus dann einfach selbst gegeben. Wenn man ständig neue Wege geht und Gegenwind gewohnt ist, kann man damit umgehen. Ich denke trotzdem nochmal darüber nach. Danke für den Impuls.
Und die Fragen von Byron Katie sind einfach wunderbar einfach, heilsam und erkenntnisreich.
Lieben Dank, dass Du Deine Erfahrung so offen geteilt hast.
Gruß, Marita
Liebe Marita,
danke für die Blumen bezüglich meines Stils, ich freue mich immer, das zu lesen!
Gut, dass du dir selbst den Applaus gibst, das ist für mich auch eine der größeren Lehren des Lebens.
Liebe Grüße
Silke
Liebe Silke
Dein Artikel hat mich sehr angesprochen. Auch ich habe eine ähnliche kleiner Bruder Geschichte. Ich finde es schon erstaunlich, wie subtil solche Geschichten, obwohl wir eigentlich schon jahrelang daran gearbeitet haben, immer und immer wieder an den für uns unpassendsten Stellen auftauchen können. Mir gefällt es sehr, wie du dies an verschiedensten Beispielen schilderst, wie diese Angst über die Jahre immer wieder aufgetaucht ist. Ja es geht um das Wahrnehmen und wie fein, dass du auch Lösungen und Begleitung anbietest. Vielleicht würde in deinem Artikel noch das Bild einer Zwiebel helfen. Oft haben wir (z. B. ich) das Gefühl ein Problem endgültig erledigt zu haben … doch es taucht immer und immer wieder auf und wir gehen damit tiefer und tiefer …
Ganz herzlichen Dank für deinen großartigen Artikel und liebe Grüße
Romy
Liebe Romy,
danke, es freut mich, dass der Artikel eine Wirkung auf dich hat. Dass du als Natur-Influencerin die Zwiebel mit ins Spiel bringst, finde ich gut. Vielleicht baue ich die noch ein, wenn ich ein wenig nachbearbeite.
Ganz herzliche Grüße
Silke
Liebe Silke, ein toller Artikel. Danke sehr! Ich hab mich sofort wiedergefunden mit meiner Familiengeschichte: Erst war ich der Mittelpunkt, dann kam das Brüderchen… Ha! Das kenne ich nur zu gut 🙂
Danke dir, liebe Constanze!
Erstaunlich, wie sehr sich so ein Ereignis ins Sein frisst und sich dann auf merkwürdige Weise bemerkbar macht, wenn es anscheinend gar nicht passt.
Aber auch gut, dass es so lange wartet, bis wir reflektiert genug sind, um damit angemessen umzugehen, oder?
Liebe Grüße
Silke