Butter bei die Fische: im Interview mit Gabriella Rauber

Gabriella Rauber lernte ich in meinem ersten Kurs von Judith Peters kennen: The Blog Bang. In diesem achtwöchigen Anfängerkurs erschrieben wir uns die Grundlagen des Bloggens und fingen an, unsere Websites aufzubauen. Wir wurden aufeinander aufmerksam und mochten uns gleich. Nach den acht Wochen gingen wir gemeinsam mit vielen anderen tollen Frauen zu den Fortgeschrittenen, in die Business-Blogger-Community, The Content Society. Gabriella hat so ein inneres Strahlen, und ich bin total beeindruckt von den vielen Sprachen, die sie teils sogar unterrichtet, und von der Tatsache, dass sie trotz Schreibberatung noch Lust hat selbst zu schreiben.

Seit dem 1. August versuchen wir in Franzi Blickles Blogdekade täglich einen Artikel zu schreiben. Bei einer solchen Frequenz ist es fast nicht möglich, ständig epische Expertenartikel zu schreiben, deswegen nahmen wir Franzis Ball auf, ein (schriftliches) Interview miteinander zu führen. Gabriella hat mir Fragen geschickt, auf die ich antworte, und umgekehrt ist es genauso.

In den nächsten Wochen werde ich Gabriellas Antworten auf meine Fragen anfügen. Hier lest ihr meine Antworten auf Gabriellas Fragen:


(Gabriella:)Wann dachtest du das erste Mal daran, dich als Coach zu verwirklichen? (Also einen weiteren Teil deiner Geschichte, die du noch nicht erzählt hast)
(Silke:) Das muss ungefähr 2012 gewesen sein. Ich hatte eine Assistenztätigkeit mit einem wirklich tollen und fairen Chef, aber es störte mich, nur im Hintergrund zu arbeiten. Mein Coach Susanne Beucher, mit deren Hilfe ich mich hin und wieder sortierte, fragte mich beim Coaching-Spaziergang, was ich denn wirklich wolle, und ich antwortete ohne zu zögern: „Coach werden“. Worauf sie mir einige Coachingschulen vorschlug, mit denen ich Kontakt aufnahm. Ich entschied mich für die coachingakademie Hamburg und meldete mich dort an. Mehr erzähle ich nicht, sonst nehme ich bei der Geschichte meiner Selbstständigkeit den zweiten Teil komplett vorweg.

Erzählst du mir, wie du auf deine Themen (Ressourcensuche und Selbstentwicklung) gestoßen bist? Was sind deine Ressourcen? Woran zeigt sich deine Selbstentwicklung
Letzten Endes tue ich als Coach nur, was ich für mich getan habe und noch tue. Ich hatte immer dieses diffuse Gefühl, es könne beruflich noch nicht alles gewesen sein, es müsse mehr geben, womit ich wirklich in Resonanz gehe. Es fühlte sich für mich an, als sei ich nicht komplett. Ich tat (beruflich) Dinge, weil ich dachte, sie müssten getan werden. Ich arbeitete in Situationen, in denen halt irgendwer arbeiten musste, aber es war nicht mein Leben. Und genau das möchte ich auch vermitteln, dabei will ich möglichst viele Frauen unterstützen. Weg vom vielen Müssen, hin zum Wollen, Fühlen, Können.

Wie zeigst du mir, welche Superkräfte in mir stecken? Hast du bereits eine entdeckt?
Eine meiner Superkräfte ist das, was ich Menschenfühligkeit nenne. Ich spüre, was hinter dem Gesagten steckt. Wenn mir jemand, vermeintlich vollkommen überzeugt, etwas erzählt, und ich beginne mich zu langweilen oder werde müde, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass mein Gegenüber mir von der Person erzählt, die sie sein möchte, aber nicht von der Frau, die sie ist.

«Ich vertraue auf die Einwirkzeit» – erzählst du mir mehr davon?
Haha, ich bin sehr intuitiv, und manche Dinge im Coaching oder auch mit Freunden kann ich in dem Moment gar nicht erklären. Es kann passieren, dass ich eine in dem Moment scheinbar unpassende Bemerkung einwerfe, eine Geschichte erzähle, von der ich selbst nicht sofort weiß, warum. Ich habe aber gelernt darauf zu vertrauen, dass all das seine Berechtigung hat. Wenn es sich gesetzt hat, ergibt es immer Sinn und fügt sich zu einem Ganzen. Deswegen sage ich manchmal, „ich vertraue auf die Einwirkzeit“.

Hat dir die Blog-Dekade wirklich geholfen, deinem Perfektionismus entgegenzuwirken?
Oh ja, schon. Auf jeden Fall hat sie mich dazu gebracht, komplett andere Artikel auf meinen Blog zu lassen wie zum Beispiel die Ideensammlung zu kleinen oder größeren Auszeiten. Einen so einfachen Artikel hätte ich ohne die Blog-Dekade bestimmt nicht veröffentlicht, und auf die Interview-Idee wäre ich auch nicht gekommen.

Du gehst sehr offen mit den Informationen über dein (Liebes)Leben und deine Familie um. Hast du keine Angst, dich dadurch verletzlich zu machen? Gibt es Grenzen/Themen, über die du nicht schreiben würdest?
Hmmm, das ist so ein Thema. Ich trage mein Herz auf der Zunge und habe noch kein wirksames Gegenmittel gefunden. Ich habe keine Angst mehr, mich verletzlich zu machen, denn das bin ich sowieso, ob mit oder ohne Privatleben. Doch, ich überlege schon häufig, ob das, was ich erzähle, noch persönlich oder schon privat ist, und ich habe eine Balance gefunden, die ich für mich in Ordnung finde.

Was ich nicht preisgeben würde, sind private Informationen über andere Personen, Inhalte von Streitigkeiten, verschiedene gesundheitliche Probleme, eigentlich alles, was sehr unter die Oberfläche geht. Meine Tochter liest jeden Artikel gegen und entscheidet, wie ich sie darstellen darf. Vielleicht sprechen wir darüber nochmal unter vier Augen, denn ich finde gar nicht so viel sehr Persönliches.

Wenn ich als Touristin einen Tag in Hamburg verbringen würde, was würdest du mir da alles zeigen, dass ich nicht in einem Reiseführer finde?
Oh, wenn es nur ein Tag wäre, würde ich vielleicht mit dir auf die Plaza der Elbphilharmonie gehen und von da über viel Hamburg und erstaunlich viele Kirchen gucken. Die meisten Hamburg-Besucher wollen das gern, und ich finde es auch wirklich schön. Eine Hafenrundfahrt ist teuer, aber lohnt sich. Die Schiffsführer wissen immer lustig und informativ zu erzählen. Der Begriff „he lücht“ (er lügt) bezeichnet diese bewährte Mischung aus teils wahren, teils etwas aufgemotzten Geschichten.

Meine Spezialität sind meine Low-Budget-Rundgänge. Dazu gehört eine Tageskarte vom Verkehrsverbund, und dann können wir uns treiben lassen. Beim Besuch meiner französischen Freundin ging ich mit ihr durch den Alten Elbtunnel. Auf der anderen Seite fährt ein Bus durch die zweite Reihe des Elbufers, dort sind viele Industrieanlagen, Containerumschlagplätze, Windanlagen. Der Busfahrer verriet uns, dass wir mit geschicktem Umsteigen über die Köhlbrandbrücke fahren können, das tut nur eine Buslinie. Spannend daran ist, dass man im Bus so hoch sitzt, über das Geländer dieser sehr besonderen, kurvig verlaufenden Brücke, sehen kann und einen tollen Ausblick hat. Dann könnten wir im südlichen Teil Hamburgs herumstromern oder mit dem Bus zurück nach Finkenwerder. Das ist eine Halbinsel, dort könnten wir spaziergengehen, ein Fischbrötchen essen und die malerischen kleinen Gässchen und alten Häuser bewundern, bevor wir mit der Fähre wieder auf die Stadtseite schippern.

Ich habe noch sehr viele andere Ideen. Erwähnte ich, dass ich Hamburg sehr, sehr mag?

Woher nimmst du die Zeit, Muße und Motivation regelmässig zu bloggen?
Die Motivation ist alt. Ich schrieb schon immer gern, und ich habe tausend Ideen. Ich wache morgens auf und will schreiben, und es fällt mir fast schwer, etwas anderes zu tun. Seit ich im April angefangen habe zu bloggen, ist der Damm gebrochen, und es fließt. Dieser Artikel ist Nummer 20 insgesamt.
Nur die Tatsache, dass ich mindestens so gern coache wie ich blogge, lässt mich Pausen machen, weil ich meine Website unbedingt fertigbekommen und mein Angebot nach außen tragen möchte. Aber vielleicht kennst du das auch – ich finde für alles die richtigen Worte, habe schon oft anderen beim Formulieren geholfen, aber mein eigenes Angebot – Hilfe! Ich bin aber überzeugt, dass ich das hinkriege.

Wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest, welche zwei Berufe wären für dich ebenfalls in Frage gekommen und weshalb?
1. Meine dunkle Seite könnte sich vorstellen, Profiler zu sein. Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer aushalten würde, aber in die tiefsten Tiefen des Denkens und Fühlens vorzudringen, das hat einen ganz besonderen Reiz für mich.
2. Musikerin, ob instrumental oder gesanglich, Tänzerin, Hauptsache Bühne. Das ist die andere Leidenschaft. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und verpasse keine Möglichkeit, das auch zu tun. Zuletzt moderierte ich die Konzerte des Popchors, aus dem ich kürzlich ausgetreten bin.
3. hätte ich mir auch vorstellen können, etwas mit Sprachen zu machen. Ich lerne gern Sprachen, liebe Idiome und komme sehr schnell in eine andere Sprache rein.


Was möchtest du noch unbedingt verwirklichen?
Ich möchte einen TED-Talk halten.


Wer ist eigentlich Gabriella?

Gabriella Rauber lebt in der Nähe von Zürich und arbeitet als Sekundarlehrerin, Schreibberaterin und Praxislehrperson. Sie ist ein ausgesprochener Beziehungsmensch. Egal, mit wem Gabriella arbeitet, sie begegnet allen Schüler:innen und Erwachsenen wertschätzend und interessiert. Als überzeugte Konstruktivistin liebt sie den Austausch; Auseinandersetzung und Hinterfragen mit anderen Meinungen, Stimmen und Texten sind ihr wichtig. Beim Kochen tankt sie Energie. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie alleine oder mit anderen Personen zusammen in der Küche steht. Das Erproben von neuen Rezepten, die Vor- und Zubereitung und das Genießen von Speisen vermitteln ihr Ruhe und eine tiefe Zufriedenheit. Das gemeinsame Essen nimmt einen grossen Stellenwert ein, sei es auf der Arbeit, sei es zu Hause.

5 Kommentare zu „Butter bei die Fische: im Interview mit Gabriella Rauber“

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