Der Begriff Ghosting wird überwiegend im Kontext von Dating und Freundschaft verwendet. Er bezeichnet das unerwartete, vorwarnungslose Verschwinden aus einer bestehenden Verbindung.
Aber kann Ghosting auch im Zusammenhang mit Coaching vorkommen?
Neulich meldete sich eine Coachee nicht, die auf Stundenbasis ohne feste Bindung zu mir kommt. Es gibt eine mündliche Vereinbarung zwischen uns, und wir haben regelmäßige Termine, variieren diese aber manchmal in der Zeit, weil wir uns an den Wochenenden zum Walk and Talk Coaching treffen.
Ich wusste, da gab es einige Dinge in ihrem familiären Umfeld, die bei der letzten Sitzung unmittelbar bevorstanden und die sie nicht sehr zuversichtlich gesehen hatte. Ich fragte also vorsichtig nach, wie es denn gewesen sei. Sie antwortete zeitverzögert und kurz angebunden. Das kommt manchmal vor, sie ist sehr beschäftigt, meldet sich aber sonst nach ein paar Stunden. Jetzt blieb sie tagelang stumm. Das hatten wir noch nie. Ich war irritiert.
Mir kamen Zweifel. War sie nur von der nicht immer günstigen Familiendynamik überwältigt? Hatte sie kurzfristig und für mich unerwartet beschlossen, nicht weiterzumachen im Prozess und mochte mir das nicht sagen? Letzteres hätte unserem Verhältnis nicht entsprochen, aber theoretisch war es doch möglich. Ich habe das Phänomen schon früher bei Menschen erlebt, mit denen ich mich gut und ernshaft befreundet glaubte. Menschen, mit denen ich eine sichere Verbindung hatte. Dachte ich zumindest. Trotzdem ist es schon passiert. Also jetzt auch im Coaching?
Ich überlegte, wie ich damit umgehen würde, sollte es so sein. Eine Coachee, die nicht weiter zu mir kommen möchte, kann und will ich nicht halten, das ist klar. Aber ich würde mich gern strategisch vor solchen Überraschungen schützen. Die Coachee im Gegenzug natürlich auch.
Wie so häufig, tauschte ich mich mit meiner Seelenzwillingin Sabine Scholze aus, die in einem ihrer früheren Leben auch als Coach gearbeitet hat. Und siehe da, auch ihr ist es begegnet, das Ghosting im Coachingprozess.
Nur der Vollständigkeit halber: meine Coachee meldete sich zurück, erklärte sich kurz, und wir hatten bereits die nächste Sitzung. Aber das Nachdenken war gut und hilfreich.
Was lerne ich daraus?
Ich mache mir schon seit einiger Zeit Gedanken über mein Angebot. Dabei ist eine Überlegung, ob ich Coaching als Einzelstunden oder als Paket verkaufen möchte. Der Gedanke an die Bindung zwischen Coach und Coachee bestärkt mich in meiner Entscheidung, nur noch im Einzelfall Coaching auf Stundenbasis anzubieten. Dabei geht es nur zu einem sehr geringen Anteil um die Möglichkeit des Ghosting.
Grundsätzlich werde ich Coaching-Pakete schnüren, weil diese – neben sehr vielen anderen Vorteilen – beiden Seiten eine größere Verbindlichkeit bieten als Einzelstunden. Diese sind kein strenges Korsett, aus dem meine Coachees, einmal eingeschnürt, nie wieder herauskommen, keine Sorge. Sie bieten einfach für beide Seiten im Coachingprozess eine schöne Verlässlichkeit.
Auf beides – Verbindlichkeit und Verlässlichkeit – lege ich großen Wert. Bei mir selbst und bei meinen Coachees. Welche anderen Vorteile ich in Coaching-Paketen sehe, werde ich sehr bald in einem weiteren Artikel beschreiben. Darüber erfährst du natürlich in meinem Newsletter. Stay tuned!
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Lesen wir uns in deinem Mailpostfach?
Danke für den tollen Beitrag. Ich kenne das auch und mich hat das schrecklich genervt, weil es auch mir Motivation nimmt. Zuletzt hatte ich auch Coaching-Pakete geschnürt, das hat besser funktioniert. Allerdings gehört das Business inzwischen zu meinem „früheren Leben“ (den Begriff muss ich mir unbedingt merken!!!). Oft haben sich die Menschen genau dann nicht gemeldet, wenn es spannend wurde, wenn wir an DEN Punkt kamen. Mich hat das echt genervt 😉
Liebe Marita, vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar. Ich war ehrlich überrascht zu hören, wie viele Kolleginnen schon geghosted wurden – ich habe wirklich viele persönliche Rückmeldungen auf diesen Artikel bekommen. Erstaunlich! Für dieses leben wünsche ich dir viel Erfolg 🙃
Liebe Silke, einmal herzlichen Dank für die Erwähnung und genau so viel Dank für diesen wertvollen Artikel!
Denn wir Coaches/Beraterinnen/Therapeutinnen/Mentorinnen sind auch Menschen. Ja, wirklich! 😉 Und wie jeder „ganz normale“ Mensch freuen auch wir uns über eine Rückmeldung. Die aus meiner Sicht gern lauten kann: „Vielen Dank, jetzt komme ich allein klar.“ oder „Sei mir nicht böse, aber es passt nicht (mehr) so gut für mich.“
Also, liebe Coachees: Nur Mut! Wir beißen nicht. Oder??? 😉
Herzliche Grüße nach Hamburg,
Sabine
Liebe Sabine, ja, ich finde auch, ein Mindestmaß an Anstand und Fairness ist angesagt. Immer.
Ich beiße übrigens auch nicht. Meistens 😁
Liebe Grüße nach Dankelshausen,
Silke