Kühe auf der Weide sind das Titelbild des Artikels "Blogparade: die Welt is(s)t vegan – warum ich (noch?) nicht vegan esse

Blogparade: Die Zukunft is(s)t vegan – warum ich (noch?) keine Veganerin bin

Zuallererst: ich liebe Tiere. In Freiheit und als Hausbegleiter sind sie mir am liebsten. In seltenen Fällen landen Teile von ihnen auf meinem Teller. Und ja, ich weiß, wie es aussieht, wenn Tiere sterben. Als Kind lebte ich direkt neben einem Bauernhof und hatte dort diverse Schlacht-Erlebnisse. Warum ich mich nicht komplett vegan ernähre, erzähle ich hier in meinem Artikel für Sandra Hoppenz’ Blogparade: Die Zukunft is(s)t vegan!

Veganer sind oft so dogmatisch

In meiner engeren Verwandtschaft wurde eine junge Frau zur Veganerin und saß fortan angeekelt in eigentlich (aber mit ihr nicht mehr) fröhlichen Runden. Goss sich jemand nur 20 ml Milch in einen Kaffee, zog sie dieses angeekelte Gesicht, das uns allen für Jahre am Essen in ihrer Gegenwart die Freude nahm. Von der Milch hätte theoretisch ein Milchmolekül ihr veganes Getränk treffen können. Niemand fühlte sich essend wohl, wenn sie dabei war. Auch wenn wir niemals Fleisch-Orgien veranstalten in unserer Familie, war es eine Zeitlang wenig erträglich, Mahlzeiten mit ihr einzunehmen. Sie hat sich mittlerweile entspannt, isst weiter vegan, lässt aber auch Nicht-Veganer leben. Und glücklicherweise bieten auch deutlich mehr Restaurants gutes veganes Essen an. Sie ist nicht mehr dem Wohlwollen eines Kochs ausgeliefert und muss nicht mehr trockene Kartoffeln oder Reis mit Salatbeilage essen. Das schlägt ja auch auf die Laune.

Nicht dass ich jemals aus Protest Lebensmittel tierischen Ursprungs essen würde, aber der Umgang vieler Veganer mit dem Anteil nicht veganen Essens ist dringend überarbeitungswürdig. Wenn ich sehr selten, aber dann mit Genuss, ein wenig Fleisch essen möchte, will ich deswegen nicht kategorisch als Fleischfresser und Unmensch beschimpft werden. Ich reiße keine ganzen Tiere, und ich liebe Gemüse, Hülsenfrüchte und Kräuter! Ganz oft koche ich versehentlich vegan, weil es mich von Natur aus zur Abteilung „frisch und gesund“ hinzieht.

Eine Schüssel Porridge aus veganen Zutaten
Der Tag beginnt mit veganem Gewürz-Porridge

Auswärts essen ist nicht so einfach

Es ist schon wesentlich besser geworden mit der veganen Auswahl in Restaurants. Als der Veganismus Einzug hielt in die Küchen hierzulande, fand ich die wenigen veganen Alternativen fad und langweilig. Oft wurden die geschmacksgebenden Zutaten einfach weggelassen, und vegan bedeutete, trocken und genusslos zu essen. Die ersten veganen Ersatzprodukte fand ich wenig attraktiv, aber das hat sich sehr geändert. Die vegane Alternative spricht mich mittlerweile häufiger an als das Ursprungsgericht. Und was ich mag: die vegane Küche hat sich auf einen tollen Weg gemacht und kocht sich frei. Sie macht sich unabhängig von den anfänglichen Versuchen, ein Fleischgericht möglichst ähnlich nachzukochen.

Vegane Fertigprodukte? Da ist Luft nach oben.

Hier meine ich nicht Fertiggerichte, da habe ich schon großartiges Essen erlebt! Aber die Würzpasten! Statt Butter und Frischkäse würde ich gern andere Aufstriche essen. Vegane Aufstriche. Ich mag gern einige Sorten von Tartex, da gibt es auch kleine Döschen, was ich toll finde. Aber die herrlichen Aufstriche im Glas von Zwergenwiese z.B. (ich liebe Papayango!), die sind mir einfach zu viel. Zwergenwiese gibt es auch in klein. Aber nicht in meinem Bioladen um die Ecke. Ich esse selten Brot, die Aufstriche muss ich allein essen, und sie verderben relativ schnell. Ich entsorge von den Gläschen meist mehr als die Hälfte des Inhalts, weil ich keine Lust habe, tagelang Brot mit immer der gleichen Würzpaste zu essen. Deswegen kaufe ich sie selten.

Hinzu kommt, ich mag nicht gern die Säure von Tomaten und bin allergisch gegen grüne Paprikaschoten. Das bedeutet, dass ich ca. drei Viertel der Würzpastensorten gar nicht essen kann. Aber ich verfolge die Marktentwicklung und sehe mit Freuden, dass die Auswahl immer größer und schöner wird.

Warum noch Fleisch essen?

Ich mag Geschmäcker und Konsistenzen

Ich mag Vielfalt auf meinem Speiseplan. Sehr vereinzelt esse ich gern Fleisch oder Fisch. Wenn ich höre, dass es für viele Menschen Verzicht bedeutet, an zwei, drei Tagen die Woche kein Fleisch zu essen, wird mir schlecht. Bei meiner Tochter und mir gibt es vielleicht an vier, fünf Tagen im Monat ein bisschen Fleisch. Das sind dann mal zwei Scheiben Mortadella für meine Tochter und ein bisschen Schinken, wenn wir ein gemütliches Wochenendfrühstück genießen. Hier ein kleines Steak, dort ein Stück Fisch. Keine Massen und höchst selten.

Würden alle Menschen so wenig Fleisch konsumieren wie wir, gäbe es keine Massentierhaltung und keine FleischPRODUKTION (allein das Wort ist schon so ekelhaft). Es entstünden auch keine Klimaschäden durch rülpsende und furzende Tiere. Und es stünden mehr Ackerflächen für den Gemüse- und Getreideanbau zur Verfügung, weil sie nicht für Schlachttierfutter gebraucht würden. Von Überfischung ganz zu schweigen.

In meinem Elternhaus gab es etwas mehr Fleisch, aber längst nicht jeden Tag. Und schon gar nicht in Massen. Von meiner Mutter lernte ich früh den Wert, den schönen Geschmack und abwechslungsreiche Arten der Zubereitung von pflanzlichem Essen kennen. Meine Mutter, das Kriegskind, lernte von ihrer Mutter sparsam und lecker zu kochen. Der Garten meiner Großmutter war bis auf den letzten Quadratzentimeter sinnvoll bewirtschaftet, mit Fruchtfolgen und Gemüsekombinationen unter und in der Erde. Das prägte auch unsere Speisenauswahl. Ein ewiges Lieblingsgericht aus Kindertagen ist Mutters Ofengemüse. Es wurde in verschiedene Formen geschnitten, lag ordentlich in Reihen, und dazwischen war eine Reihe Hackfleisch. Das Rezept entwickelt sich weiter. Mittlerweile liegen auch Kürbis und Süßkartoffel mit auf dem Blech, gern Kichererbsen und Sesam oder Nüsse, und das Hack wurde ohne Bedauern durch veganes Hack ersetzt.

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft…

…so lautete lange Jahre der 1973 eingeführte Werbeslogan der CMA, der meine Jugend begleitete. Die Centrale Marketing-Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH warb ganz wirtschaftswunderig dafür, schon zum Frühstück ein ordentliches Stück Wurst auf den Teller zu bringen.

Ein Stück weit kann ich das mit der Lebenskraft bestätigen: Wenn ich über Tage das Gefühl habe, nicht mehr satt zu werden und dann ein Stück Fleisch esse, ist der Hunger weg. Heute weiß ich, dass dieser Hunger durch Proteinmangel entsteht. Den wiederum kann ich fleischlos substituieren. Ich mag gern Eier, habe den Konsum auch hier erheblich reduziert. Ich esse auch gern Magerkäse, der macht schön satt, und ich mag die Konsistenz zu gern! Und da kommen wir zu meinem Hauptgrund, noch nicht so vegan zu leben, wie ich es gern täte:

Ich liebe Käse!

Ja, ich weiß. Käse wird aus Milch hergestellt, die die Kühe dann nicht ihren Kälbchen geben können. Die Kälbchen werden mit Ersatznahrung gemästet, damit sie fein und weißfleischig auf unseren Tellern landen. Krass. Ich arbeite daran, etwas zu finden, womit ich meinen geliebten Käse substituieren kann. Im Moment esse ich nur noch wenig davon, weil mich so langsam vieles ekelt, was mit Tierleid zusammenhängt. Die veganen Käsealternativen, die ich ausprobiert habe, konnten meinen Gaumen bis jetzt noch nicht zufriedenstellen. Ich bin aber dran. Dafür, dass Fleisch ein so selbstverständliches Lebensmittel für mich war wie jedes andere, bin ich schon sehr weit vorn im Kreise der Noch-nicht-Veganer.

Ein Cappuccino mit einem Muster im Schaum, das aussieht wie ein Teufelskopf
Der Teufel steckt im Detail – oder doch im Cappuccino?

Milch im Kaffee, die mag ich!

Der Fun Fact: ich vertrage Milch nicht einmal besonders gut. Seit einigen Wochen trinke ich die laktosefreie Variante. Kaum hatte ich damit angefangen, ging mir auf, wie verlogen es ist, Milch zu trinken, die wir nicht vertragen. Und auf laktosefreie Milch umzusteigen, der genau das entzogen ist, was die Kälbchen brauchen, wir Menschen aber nicht gut verstoffwechseln können. Das finde ich richtig krank. In England wäre ich ein hypocrite, das deutsche „heuchlerisch“ tut mir weh. Auf Milch kann ich fast immer gut verzichten. Ich habe mich durch die pflanzlichen Alternativen getrunken. Geschmacklich mag ich den Haferdrink am liebsten, kann den aber nicht so gut trinken, weil er so schleimt, dass ich mich ständig räuspern muss. Das will ich nicht. Ich bin Life Coach und Hobby-Sängerin, da passt Räuspern nie. Deswegen gibt es häufig Mandeldrink, den ich für meinen Porridge selbst anrühre. Und ein bisschen Kuhmilch. Aber echt nicht viel, Ehrenwort. Und den werde ich auch noch aufgeben.

Schwierige Zutaten in Ersatzprodukten

Wenn ich mir die Zutatenlisten von Butter-, Käse-, Fleisch-Ersatzprodukten ansehe, wird mir immer noch manchmal komisch. Aber auch da bin ich neugierig und offen und probiere aus. Bei einigen Zutaten bin ich dann sehr positiv überrascht. Und es wird immer besser. Zum Glück wächst die vegane Nachfrage und mit ihr auch das Angebot. Das freut mich sehr. Und ich war wirklich begeistert, wie köstlich die veganen Plätzchen schmecken, die ich für die vegan lebende Verwandte buk. Ich hatte kleine Autos ausgestochen, zum bestandenen Führerschein. Einige der Zutaten musste ich mir relativ mühsam zusammensuchen. Aber das ist schon besser geworden.

Auf einem Blech im Ofen brutzeln Kartoffel-, Süßkartoffel- und Kürbisstücke
Unspektakulär, köstlich, vegan: Ofengemüse
mit Olivenöl und feinen Gewürzen

Was ich über die Ernährung der Welt denke

Die Ernährungsstile der ganzen Welt lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Bei Mai Thi Nguyen-Kim lerne ich in diesem Youtube-Video, dass es Landstriche gibt, in denen nur Gras wachsen kann, das dann von Tieren gefressen wird. Zum Beispiel die mongolische Steppe. Dort ernähren sich die Menschen sehr fleischlastig, weil sie sonst nichts anbauen oder erzeugen können. Der Boden ist zu karg, und andere Lebensmittel müssten von weit her besorgt werden. Heraus käme eine schlechte Öko-Bilanz. Das ist ein Beispiel von vielen. In Europa oder den USA wäre es jedoch bei den meisten Weidelandflächen kein Problem, Menschen- statt Tierfutter darauf anzubauen.

Ich denke, jeder Ernährungsstil hat da Grenzen, wo es exzessiv wird. Kürzlich, in einem nordhessischen Supermarkt, sah ich ca. fünf Meter Fleischtheke und ca. 12 Sorten Käse im Anschnitt. So ein krasses Missverhältnis! Muss nicht sein. Ich denke, saisonal und regional ist ein toller Anfang. Kein Fleisch aus Massentierhaltung, wenn überhaupt. Ein Bekannter von mir klagte häufig über schweres Sodbrennen und nahm dagegen Protonenpumpenhemmer, die für ihre Nebenwirkungen bekannt sind. Ich fragte ihn nach seiner Ernährung. Die Antwort: morgens und abends Mischbrot mit Scheibenwurst aus dem Discounter. Unhinterfragt. Es ging ihm richtig schlecht mit dem Essen. Ich glaube, so geht es vielen. Mehr Information und Bildung ist unbedingt nötig!

Gegenseitige Toleranz in den Essgewohnheiten. Bescheidenheit und Demut gegenüber der ungeheuren Fruchtbarkeit unserer Erde ist angesagt. Respekt vor den Menschen, deren Grundnahrungsmittel wir verteuern, weil wir sie als Superfoods konsumieren! Ich will die Globalisierung nicht per se verteufeln Aber wozu brauche ich Quinoa, wenn die Menschen in Peru es ernten und sich dann selbst nicht mehr leisten können, weil der Marktwert immens gestiegen ist? Ich muss keine Chiasamen herfliegen lassen, wenn Leinsamen vom Nährstoffgehalt ganz ähnlich für mich wirken. Avocados, das zeigt unter anderem dieser Peta-Artikel, legen andernorts die Böden trocken. Sie verbrauchen Wasser, das dort fehlt. Ich denke, Essen, auch veganes, ist mit deutlich weniger Avocados und dafür sinnvollem Anbau möglich. Dann können die Avocados auch in Europa angebaut werden und müssen nicht mit mieser Öko-Bilanz aus Süd- und Mittelamerika eingeflogen werden. Trotzdem verbraucht ein Kilo Avocados deutlich weniger Wasser als ein Kilo Rindfleisch.

Es hat alles so viele Aspekte. Dabei ist es sehr wichtig, nicht dogmatisch zu werden. Offen zu bleiben, sich zu informieren. Keine einseitigen Betrachtungen vorzunehmen. Dazuzulernen und ins Gespräch zu gehen. Mit Beschimpfungen und Druck sind die Menschen nicht zu erreichen. Aber auch nicht mit reiner Freiwilligkeit. Ich halte die Ernährungspyramiden und -ampeln und viele Empfehlungen trotz Anpassungen immer noch für veraltet, und ich bin für politische Reglementierungen in einigen Bereichen. Öffentlichkeit zu schaffen für Missstände ist wichtig, und leider gibt es in zu vielen Bereichen noch so viel lobbyistischen Filz, dass ich nicht alles nachvollziehen kann, wenn ich keinen Ganztagsjob daraus mache.

Ein Burgerbrötchen mit Aubergine und veganer Mayonnaise und Süßkartoffelfritten
Die Welt is(s)t vegane Auberginen-Burger

Wie ich mich ernähre

Meine Ernährung ist bunt, vielfältig und fast komplett pflanzenbasiert. Vieles, was ich über Fleisch und die Konsequenzen des Fleischkonsums für Gesundheit und Klima gelernt habe, stärkt mich in meiner Überzeugung, dass Pflanzen auf dem Teller die Hauptrolle spielen und Tierprodukte keine oder nur eine sehr kleine. Vor allem empfinde ich alles, was ich statt tierischer Produkte esse, eher als Gewinn denn als Verzicht. Nur so kann es funktionieren, die Ernährung dauerhaft umzustellen. Wenn ich die Veränderung als Zwang und Mangel empfände, würde ich sie nicht lange durchhalten. Dafür bin ich zu sehr Genussmensch.

Ich esse z.B. nie frische Erdbeeren, wenn sie nicht aus Deutschland kommen. Genauso ist es mit Spargel und anderen Lebensmitteln. Beim Essen orientiere ich mich immer an den Saisonkalendern, und glücklicherweise gibt es bei uns genug Lagergemüse und -obst, um gesund durch den Winter zu kommen. Hülsenfrüchte und Getreide sind ja sowieso kein Thema.

Je mehr ich weiß über Menschen, Böden, Wasserspiegel, Klima, desto kritischer werde ich mit meinem eigenen Essen. Und ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, in dem ich entscheiden kann, dass ich achtsam mit den Ressourcen umgehe. Ich versuche, mich so sinnvoll, nachhaltig, rücksichtsvoll, biologisch und fair zu verhalten und zu ernähren, wie ich es weiß. Und ich lerne immer dazu.

Und wenn es keine tierischen Produkte mehr gäbe?

Dann würde ich mich komplett pflanzenbasiert ernähren und ab und zu ein Ei oder ein Stückchen Fisch vermissen. Und eine schöne selbst gekochte Brühe. Aber nicht oft. Und nicht sehr. Ich käme sehr gut damit zurecht.

Was ich unerlässlich finde, ist die Beschäftigung mit unserer Ernährung. Was tut uns gut, was nimmt anderen etwas weg? Was kann ich substituieren, was kann ich hier bekommen? Welches Nahrungsmittel konsumiere ich, weil ich es nicht anders kenne, und welches kann ich mal ausprobieren? Meist tut das ja nicht weh. Und wenn es nicht schmeckt, versuche ich etwas anderes.

Was ich mir wünsche

Ich wünsche mir komplett vegane Speisekarten in den meisten Restaurants. Speisekarten, auf denen Fleisch der Sonderwunsch ist. Und ich wünsche mir, dass Kochbücher überwiegend vegan ausgelegt sind, und fleischliche Alternativen sind in der Fußnote genannt. Es fiel mir zu meinem Verdruss bei den Kochbüchern einer bekannten und viel genannten Ernährungsmedizinerin auf, dass die Rezepte sehr tierproduktlastig sind. Anders herum fände ich es schön. Vegan kann jeder essen, das ist eine gesunde Basis. Fleisch und tierbasierte Produkte könnten das Supplement sein. Das fände ich logisch. Und wer weiß? Wenn das vegane Gericht im Restaurant vollwertig, vollständig und köstlich ist, wird die Fleischvariante vielleicht gar nicht bestellt? Und wenn ich ein feines, pflanzenbasiertes und vollständiges Essen selbst kochen kann, besteht gar kein Grund mehr, es auf tierische Produkte umändern? Das würde mich wirklich freuen.

9 Kommentare zu „Blogparade: Die Zukunft is(s)t vegan – warum ich (noch?) keine Veganerin bin“

  1. Hi Silke,

    erst einmal: ich habe großen Respekt und Anerkennung dafür, wie viel Gedanken du dir um die Umwelt und die Weltwirtschaft in Bezug auf Essen machst (siehe das Beispiel mit dem Quinoa). Deutlich mehr Gedanken als ich, wenn ich ehrlich bin.

    Aber ich habe eine kleine Anekdote, die mir einfiel zu deinem Teil über dogmatische Veganer: Manche Leute sind einfach anstrengend und voll von ihrer Meinung überzeugt, keine Frage. Aber in meinem ersten Jahr als Veganerin habe ich ganz sicher viele Leute auf die Palme gebracht. Ich habe aber auch sehr viel geweint. Meine Entscheidung, Veganer zu werden, war eine emotionale Entscheidung. Nicht rational wegen des Klimas oder der Essensknappheit oder der Gesundheit. Komplett emotional wegen des Tierleids. Und wenn man sich in so einer Umstellungszeit sehr intensiv mit einem Thema beschäftigt, was einen traurig macht, dann führt das bei manchen dazu, dass sie das zu sehr nach außen tragen. Häufig stabilisiert sich das später, wie auch in deiner Geschichte und wie auch bei mir.

    Man wird als “frischer” Veganer sehr häufig hinterfragt und angemeckert. Fast täglich in meiner Erfahrung. Das zehrt einfach an den Nerven.

    Vielleicht hilft diese Betrachtungsweise, die anstrengenden Veganer etwas zu verstehen, auch wenn das natürlich kein unhöfliches Verhalten entschuldigt :/

    1. Liebe Sandra,
      vielen Dank für deine Sicht der Dinge und die Erkenntnisse, die du mir damit ermöglichst. Auf die Idee, wie leidvoll der Start ins vegane Leben sein kann, bin ich wirklich nie gekommen, dafür waren mir die Veganer im Umfeld und in den Sozialen Medien zu militant. Dass dahinter aber eine tiefe Verunsicherung und Verletztheit stecken kann, durfte ich jetzt durch dich erfahren.
      Danke, dass du mich mit deinen Zeilen so bereicherst.
      Liebe Grüße
      Silke

  2. Liebe Silke 🤗 ich liebe deinen Beitrag. Dein Blick auf das Thema ist so wundervoll allumfassend und immer wieder selbstkritisch. Danke dafür. Danke, dass du Teil meiner Blogparade bist 🙏🏻 Herzensumarmung, Sandra

  3. Liebe Silke,
    nachdem wir gestern so nett beisammen gesessen sind, würde ich mich sehr freuen, wenn der Absatz „Veganer sind so dogmatisch“ doch nochmal überarbeitet würde. Denn ich bin Veganerin.

    Es gibt sie, die dogmatischen Veganer. So wie es auch die dogmatischen Fleischesser gibt, die bei einem Broccoli auf dem Teller würgen. Gleichzeitig gibt es die vielen freundlichen Veganer, die überhaupt keine Umstände möchten (besonders nicht den Umstand, dass Fertigprodukte eingekauft werden, die dann doch bitte komplett verzehrt werden sollen.) und problemlos jede Kaffetafel mit ihrer guten Laune bereichern.

    Liebe Grüße

    Jutta Büttner

    1. Liebe Jutta, ich habe doch bewusst „oft“ geschrieben. Und erwähnt, dass meine Verwandte jetzt nicht mehr dieses Gesicht zieht. Und ja, ich kenne die angeekelten (und für mich nicht begreiflichen) Fleischfans. Aber um die geht es im Artikel nicht. Und die treiben mich eher in Richtung Veganismus als sonst irgendwo hin.

      Liebe Grüße
      Silke

  4. Ich lebe ja in Norwegen, ganz im Süden. In Deutschland war ich auch immer sehr auf saisonale Ernährung bedacht, das hat sich hier sehr gelegt.
    30km ins Inland rein gibt es keine Obstbäume mehr, falsches Klima.
    Die einheimische Erdbeer-Saison ist 4 Wochen kurz.
    Saison bedeutet hier ein Großteil des Jahres Kartoffeln und Kohl/Wurzelgemüse (teilweise Sorten die so winterhart sind, dass es die in Norddeutschland nicht gibt, vorher nie gesehen).
    Die Qualität von norwegischen Getreide ist so lala, so dass das hier meist als Viehfutter geht, derweil die Bäcker Mehl importieren.
    Dafür ist manchmal der Preis für 1 Kilo frischen Lachs niedriger als der von Hackfleisch.
    Im Bereich vegetarisch/vegan hängen wir hier locker 15 Jahre hinterher.
    (2004 hatte meine Firma traditionelles Weihnachtsessen, bedeutet hier superfettige Rippe vom Schwein, Fleischwurst, und getrocknete gesalzen Rippchen vom Schaf. würgs. Ich meldete daher, ich wäre Vegetarier, man will es sich ja nicht gleich verderben mit den Kollegen. Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich denn Huhn essen könnte…..ehm…ja.).

    1. Oh Britta, dann kann ich verstehen, dass du nicht nur regional und saisonal isst. Komischen Kohl und nicht schmeckendes Getreide möchte ich mir im Winter als einzige Optionen auf den Teller holen müssen, zumal bei euch die Winter ja noch ein bisschen länger sind als hier.
      Bei dem Weihnachtsessen wäre ich auch sicherheitshalber vegetarisch 🙂

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