12 von 12 im August 2023 – unabsichtlich fokussiert

Samstag. Es regnet. Die Katze brüllt. Morgens bekommt sie Fleisch, das fordert sie massiv ein. Gehorsam trotte ich halb verschlafen die Treppe herunter, stelle das Tier zufrieden, koche für mich Kräutertee, mache die Kaffeemaschine startklar. Ein Espresso lungo für mich, denn meine Nacht-Fastenphase ist noch nicht zu Ende. Ich ziehe alle Rollos und Plissees hoch. Eine Nachbarin lehnt zufrieden in ihrem Fenster. Vielleicht bewundert sie den flammenden Feuerdorn in unserem Garten.

#1/12: Ich brauche einen Moment, um mein Smartphone einzuschalten. Weg ist die nette Nachbarin!

Ich laufe kurz in den Keller und stelle fest, weder hat sich die Wäsche selbst gewaschen, noch hat sich jemand anderes darum gekümmert. Kein Foto an dieser Stelle. Ich belade und starte eine Maschine. Ein Anfang ist gemacht. Die Katze will raus. Ich lasse sie und bewundere die üppige Fülle unseres Apfelbaums und der Hortensie an der Terrasse.

#2/12: Elstar
#3/12: Die Hortensie heißt „The Bride“, weil sie schneeweiß startet und dann hold errötet. Darunter unser Zimmerpflanzen-Hospital.

Ich putze mir die Zähne, suche eine Jacke, was schwierig ist: alles, was warm und kuschelig ist, verschwindet im Fundus meiner Tochter. Ich beschließe, heute nicht im Bett zu schreiben, sondern am Wohnzimmerfenster. Ich räume meine Utensilien und mich in einen Sessel am Fenster.

#4/12: Die Katze begrüßt diese Entscheidung.

Okay, ich schreibe also jetzt nicht, sondern gucke ein wenig aus dem Fenster. Der Wintergarten bietet wenig Anlass zur Freude, ebenso die Fensterbank. Bei uns ist es oft sehr unordentlich, besonders, wenn ich länger nicht zuhause war. Ich beschließe ein Experiment: alles, was auf einem Foto stört, räume ich weg. Richtig weg. Vielleicht ist das unser Geheimrezept.

#5/12: Da ist definitiv Potenzial

Nach einem Kaffee und einem Plausch auf dem frisch bezogenen Bett meiner Tochter geht es wieder an die Wäsche. Ich gestehe, der Koffer ist noch nicht komplett ausgeräumt. Ich bin seit Mittwochabend zurück.

#6/12: Ein Teil des Blue Mount Washmore

Während ich mit ordnender Hand treppauf, treppab husche und zum Komposter gehe, macht meine Tochter Spätstück. Es gibt Joghurt-Quark mit Haferflocken, Banane, Apfel, Pfirsich und Walnüssen. Meine Tochter setzt immer mal wieder interessante Life Hacks um. Hier ist es warmer Pfirsich, den sie gemütlicher und süßer findet als ohne Vorbehandlung. Stimmt, sehr köstlich!

#7/12: Fast vergessen zu fotografieren

In der Zeit, in der ich räume, ordne, Kleinanzeigen aufsetze, formt meine Tochter aus FIMO zwei Monstera-Blätter, die heute noch zu Ohrringen verarbeitet werden sollen.

#8/12: Voll konzentriert

Ich hatte gehofft, die Wettervorhersage würde sich nicht bewahrheiten. Tut sie aber. Von Nieseln bis Wolkenbruch fehlt nichts. Ich räume also weiter auf, Wäsche ist genug da. Und der Wintergarten.

#9/12: Schon besser!

Beim Aufräumen in Flur und Windfang wundere ich mich über eine Tasche, die an der Garderobe hängt. Ich sehe nach und muss sehr lachen! Die seit Anfang Juni vermissten Chucks meiner Tochter sind darin! Wir hatten schon unsere Hotels in Dänemark angeschrieben und gefragt, ob sie dort liegen geblieben waren.

#10/12: Da sind sie wieder!

Ich habe heute etwas zu viel Kaffee getrunken, der sich gar nicht abzubauen scheint, und bin übermotiviert. In einer kurzen Regenpause arbeite ich mich durch den Garten. Schneide, reiße, entferne, stütze, sammele Heruntergewehtes. Ein Riesen-Gartensack ist schnell voll. Töchting ist zwischenzeitlich mit dem Kochen fertig. Köstliche Käsenudeln, genau richtig. Wir sind beide hungrig. Foto vergessen. Meine Tochter hatte große Mühe, mich von der Gartenarbeit loszureißen. Nach dem Essen geht sie aus, und ich kann mich nicht entscheiden, was ich tun will. Den leeren Koffer in den Keller bringen. Dabei vielleicht noch eine Wäsche vorbereiten? Mir fällt so vieles ein. Und mein Schreibplatz lockt.

#11/12: Die Rose „Compassion“ aus unserem Garten verströmt ihren zarten Duft

Ich möchte dir unbedingt noch unseren putzigen Igel zeigen. Er ist jeden Abend da, läuft durch den Garten und ist geräuschvoll. Wie Igel eben sind. Gestern Abend trank er aus einem Blumenuntersetzer, das war so entzückend! Laut schmatzend und ohne Furcht thronte er auf unserer Terrasse und trank. Ausgerechnet heute lässt er sich nicht blicken, und ich höre ihn auch nirgends rascheln. Vielleicht ist er einer dieser Kollegen, die das, was sie immer tun, genau dann nicht tun, wenn es von ihnen erwartet wird. Du sollst ihn trotzdem sehen. Ich muss ein bisschen schummeln. War erst gestern, also fast heute. Sollte er sich noch zeigen, ersetze ich das Bild. Ehrenwort!

Ein Igel trinkt aus einem Pflanzenuntersatz, umgeben von verschiedenen Beet- und Topfpflanzen.
Unser abendlicher Besucher

Das war’s für diesen Monat. Lies gern wieder rein. Ich mag das Format 12 von 12 so gern, seit über zwei Jahren schreibe ich am 12. jedes Monats einen Artikel! An jedem 12. habe ich eine ungefähre Vorstellung von dem Tag, der vor mir liegt. Und nie ist mir bewusst, wie vielfältig er ist, was ich alles tue und wie abends meist alles stimmig ist. Die Artikel vieler anderer begeisterter 12 von 12-Bloggerinnen findest du auf Caros Blog Draußennurkännchen. Lies dir unbedingt ganz viele Artikel durch, das Schreiben ist jeden Monat ein Fest!

Das war ein schöner Samstag. Danke, dass du ein Teil davon bist.

22 Kommentare zu „12 von 12 im August 2023 – unabsichtlich fokussiert“

  1. hey silke, mega, ich hab laut gelacht, wie gehorsam du deine katze fütterst – ja so sind sie die lieben kleinen tiger, haben uns dienerschaft fest im griff, hahaha 😉 und schade eigentlich, dass sich die wäsche nicht von selber wäscht, das dachte ich mir auch nach dem urlaub als ich vom meer aus plötzlich in den (wäsche)bergen gelandet bin 😉 toll dass die schuhe wieder aufgetaucht sind! und ich liebe euren igel! die letzten drei jahre hatten wir auch sogar zwei stück die im sommer immer jeden abend vorbeigekommen sind um sich was zu naschen abzuholen – dieses jahr kam leider keiner , nicht einer! sehr schade, hab mich immer sehr darüber gefreut! vlt nächstes jahr wieder… danke für die einblicke in deinen tag, hat viel spaß gemacht und deine art zu schreiben gefällt mir übrigens sehr, lg, iris

    1. Liebe Iris,

      ich freue mich sehr über deinen schönen Kommentar. Ja, unsere Katze ist schon speziell. Bekommt sie nicht was sie einfordert, tut sie Dinge. Putzig ist sie halt trotzdem.
      Den Igel betrachtet selbst sie nur auf Abstand. Besser ists, die kleinen Stachelfreunde sind ja schon immer sehr voll mit Parasiten, die armen Dinger.
      Ich hoffe, er bleibt über den Winter, habe ihn schon wieder ein paar Tage nicht gesehen.
      Und dass ich dich mit meinem Schreibstil erfreuen kann, freut mich nun wieder.
      Ach, Freude!
      Liebe Grüße
      Silke

  2. Liebe Silke,
    danke für den schönen Einblick in dein Leben.
    Es sieht schön aus, dein Leben und du beschreibst es so humorvoll und witzig.
    Genauso erlebe ich dich auch – absolut authentisch.
    Danke dafür.
    Herzliche Grüße
    Irene

  3. Danke für Deinen wunderbaren Kommentar, liebe Silke.

    Stoische Ruhe gefällt mir, ist gekauft. Um Deine Frage noch zu beantworten: Ja, wir haben mit einem „Knall“ gerechnet und es ist gut, dass jetzt ein Bewusstsein für die Situation da ist. Ich habe das seit knapp zwei Jahren beobachtet und konnte nicht zu meinen Eltern durchdringen. Jetzt rollt die Kugel und ich nehme meine Learnings an.

    Danke für den Einblick in Deinen Tag. Der Igel… herrlich! Mit der Auspackerei sind wir inzwischen ziemlich fix, aber das mag daran liegen, dass sonst der Flur völlig blockiert wäre. Das mit den Chucks ist toll. Meine Brille hat sich noch nicht wieder gefunden. Vielleicht sollte ich doch mal beim Veranstaltungsort nachfragen.

    Liebe Grüße, Marita

    1. Liebe Marita,
      danke und sehr gern! Ich bin froh, dass bei deinen Eltern endlich etwas ins Rollen kam.

      Die Brille, vielleicht ist sie an einem Ort, an den sie gehört? Wenn ich etwas suche, war ich meist ordentlicher als ich es mir selbst zutraue.

      Liebe Grüße, Silke

  4. Liebe Silke,
    wie wunderbar ist denn bitte die Idee „Alles was auf einem Foto stört räume ich weg.“? Das hat definitiv viel Potential und werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren🙃 Ich bin zwar grundsätzlich ein ordentlicher Mensch, aber irgendwie nur nie was den Wohnzimmertisch betrifft😬 Sehr zum Leidwesen meiner Frau sammelt sich dort immer wieder eine Menge Kram an- hauptsächlich meiner. Und jedesmal wenn ich den wieder frei räume, denke ich:“So lass ich den jetzt.“ Aber irgendwie gelingt es mir nicht.
    Der Igel erinnert mich an eine Futterstelle bei uns- ich füttere im Auftrag des Katzenschutzbund in Osnabrück Streunerkatzen und an einer Futterstelle ist immer ein Igel und lässt es sich zusammen mit den Katzen gut gehen.
    Danke für den Einblick in deinen Tag.
    Liebe Grüße
    Anja

    1. Liebe Anja,

      danke für deinen schönen Kommentar! Ich bin ehrlicherweise auch ganz geflasht, wie schnell so ein Foto-Räuming optischen Frieden schafft und die Seele beruhigt. Die Couthtische sind bei uns auch ganz schlimm, und am Esstisch erledige ich manchmal Papierkram. Dabei finde ich es so herrlich, wenn der Tisch jederzeit dazu einlädt, sich an ihn zu setzen und an ihm zu essen. Ich will das! Eines Tages klappt es.

      Dummerweise bekommt unsere Katze kein Dosenfutter, sonst würden wir dem Igel einfach etwas abgeben. Aber rohes Fleisch will ich nicht in die Natur legen, damit könnte ich auch anderen Tieren die falschen Signale senden.

      Einen wunderschönen Blog hast du, ich musste gleich und werde wieder stöbern kommen.

      Liebe Grüße, Silke

  5. Liebe Silke,
    ich bin ganz beeindruckt von Deinem „Zimmerpflanzen-Hospital“. Natürlich gibt es bei uns auch solche Ecken, bisher ohne irgendeinen Namen – bis jetzt. Danke für die Inspiration ;)).
    liebe Grüße Ulla

  6. Hach… Ganz davon abgesehen, das Deine Fotos wunderschön sind (meine Favoriten: Apfelbaum und Hortensie), hat mir der dazugehörige Text mein Frühstück versüßt.

    Jetzt kann der zweite Teil des Sonntags kommen!

    Allerliebste Grüße an Dich, die brüllende Katze, Töchting & Igel,

    Sabine

    1. Ach, das freut mich, dass ich dich erfreuen konnte, liebe Sabine!
      Die Grüße wurden erfreut aufgenommen und, soweit möglich, erwidert.
      Ich gehe dann auch mal gleich lesen, beim ersten Versuch war da noch nix.
      Allerliebste Grüße nach Dankelshausen,
      Silke

  7. Wie beruhigend, dass sich die Wäsche bei dir auch nicht von selbst macht 😂
    Und die Idee mit dem gemütlichen Pfirsich merke ich mir, hast du schon mal Pfirsich mit Basilikum in Buttermilch probiert? Mit etwas Honig ein Träumchen, eher aber für sonnige Tage 😉
    Genieße den tollen Wintergarten 🥰
    Liebe Grüße
    Dani

    1. Liebe Daniela,
      das klingt sehr spannungsreich, der Buttermilch-Basilikum-Pfirsich. Definitiv probierenswert.
      Tatsächlich haben wir gleich am Sonntag im Wintergarten gefrühstückt. Erfolgreich gute Atmosphäre geschaffen!
      Liebe Grüße
      Silke

  8. Liebe Silke, ich danke Dir für Deinen Einblick in Deinen Tag. Mein Herz geht ja auf, wenn ich den Igel sehe. So wunderbar, dass Du einen im Garten hast. Ich bitte Dich, dass Du ihn beobachtest und ihn ggf. fütterst, damit er gut in den Winter kommt. Die Igel finden einfach zu wenig in den Gärten um zu überleben. https://www.pro-igel.de
    Ich habe in den vergangenen 2 Wintern zu kleine Igel unter Beobachtung über den Winter gebracht. Die kleinen „Stinker“ sind einfach so schön, wenn man sie beobachten kann. Viel Spaß weiterhin. Birgit

    1. Liebe Birgit,
      vielen Dank für den tollen Link! Und ob wir den Igel im Auge behalten! Unser Garten ist ein Dorado für seine Bewohner. Totholz, Unterholz, auf den Beeten liegengelassene Blätter vom vorigen Jahr, herunterfallendes Vogelfutter. Vielleicht bauen wir ihm noch ein Winterhäuschen, mal sehen. Wir lieben die Igel auch, und alle, die bei uns wohnen. Naja, die Nacktschnecken nicht. Da hätscheln wir nur die Schnegel.

      Liebe Grüße
      Silke

  9. Hey Silke, du Tüchtige! Da hast du den grauen Regentag aber gut zum Aufräumen und Waschen genutzt. Witzig wäre ja, von dem Terrassenbild in gleichen Einstellung ganz viele Fotos zu machen mit jeweils einem veränderten oder weggeräumten Gegenstand und daraus ein GIF zu machen. Kann man GIFs eigentlich in einen Blogartikel einbauen? Müsste doch gehen. Ein lustiges letztes Bild, bei dem sich wie von Zauberhand alles alleine aufräumt.
    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,
      das ist eine coole Idee, nur im Moment fehlen mir dazu noch die technischen Fertigkeiten. Aber ja, ein GIF kann man einbauen. Judith hat dazu – wie für alles Wissenswerte – einen Artikel geschrieben: 7 Schritte zum eigenen GIF

      Das Schlimme ist, es hört nicht auf mit dem Aufräumen, ich bin so angefixt! Aber gut, den August hatte ich auch dazu geplant, mir in allen Bereichen einen Überlick zu schaffen.

      Liebe Grüße
      Silke

  10. Boh, soviel Text zwischen soviel Räumen und Schlichten 🙂
    Die Hortensien sind ja bei dir auch ein Traum, und um den Elstar beneide ich dich richtig.
    Das ist übrigens ein gutes Konzept, wegzuräumen, was auf einem Foto stört. Mache ich bei meinen Naturfotos immer, aber das könnte auch ein grundsätzlicher Ansatz für Ordnung daheim sein.
    Wir hatten den ganzen Tag Sonne, dafür aber keinen stacheligen Besucher.
    Hab einen schönen Sonntag!

    1. Liebe Ulrike,
      tschuldigung, ich fand den Tag so schön und erzählenswert. Dadurch mogele ich innere Bilder hinein, die im Außen die Anzahl 12 sprengen würden.
      Ja, die Hortensien, dieses Jahr haben sie es gut. Letztes Jahr sind sie dank Klimawandel schon Ende Mai verbrannt. Ich genieße das gerade sehr!
      Einige Aufräumcoaches empfehlen auch, vor jedem Anfang ALLE Räume zu fotografieren, von der Tür aus in jede Ecke, das hilft. Aber das, was den Blick im Foto stört, scheint sich gerade zu bewähren. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.

      Liebe Grüße
      Silke

    1. Danke dir, liebe Nicole!
      Ich gebe zu, ich habe auch Chucks. Ein Paar in einem wunderbaren Violett-Ton, und ein paar schwarze. Irgendwie überleben die sich nicht.
      Igel sind wirklich dankbare Gesellen, ich finde den so zuckersüß, wie er sich in den Untersetzer hängt.
      Liebe Grüße, Silke

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