Warum ich es wichtig finde, auch als Coach eigene Schwäche(n) zu zeigen

In meinen Artikeln und besonders in meinem Newsletter erzähle ich viel aus meinem Leben, Schönes und weniger Schönes. Meist leite ich etwas daraus ab, was ich ins Coaching sinnvoll einbringen kann. Die Rückmeldungen sind unterschiedlich. Viele finden es mutig, so viel von sich zu zeigen, wie ich es tue. Es gibt aber auch Stimmen, die mahnen, es könnte auch zu viel sein mit der Offenheit, und schließlich offenbare ich mit einigem auch Schwäche, zumindest zeitweise.

Darüber habe ich mir in diesem Artikel ein paar Gedanken gemacht.

Was ich zeigen will, wenn ich Schwäche zugebe

Meine Coachees sehen, dass ich auch nicht perfekt bin; das erleichtert es für sie, ihre Stolperfallen, Fehler, Schwächen zu offenbaren, anzusehen und sich nicht dafür zu verteufeln. Im Gegenteil, sie entwickeln den Mut, nicht perfekt, sondern echt sein zu wollen. Die Motivation, daran zu arbeiten, ist so viel stärker als sich auf ein unrealistisches Ziel auszurichten.

Ich zeige mich authentisch und vertrauenswürdig. Erzähle ich meinen Coachees von Schwächen, die ich überwunden und gut integriert habe, erleben mich eine Kundinnen nicht als abgehoben, sondern als glaubwürdig, erreichbar, erfahren und sturmerprobt. Wenn ich von meinem eigenen Umgang mit Schwierigkeiten erzähle, mache ich meinen Kundinnen Mut, sich auf ihre Weise ihren eigenen Herausforderungen zu stellen und an ihnen zu wachsen. Indem ich erlebte Schwächen und Herausforderungen nicht tabuisiere, lade ich meine Coachees zur Selbstreflexion ein. Ich rege sie damit an, ebenfalls ihre Schwächen liebevoll anzunehmen und als Lernfelder zu sehen.

Ich bin, auch dank meines Respekts für das Scheitern und die Fehler anderer, empathisch und sorge für eine gute Verbindung zwischen meinen Kundinnen und mir. Sie fühlen sich bei mir sicher, geborgen und verständnisvoll begleitet. Ohne Scheitern kein Erfolgsgefühl. Wenn alles planmäßig verliefe, gäbe es für uns viel weniger zu lernen, und viele, auch schöne, Überraschungen und Wendungen blieben uns verborgen. Einer meiner Lieblingstexte zum Thema Scheitern ist das Lied „Wenn das Scheitern nicht wär“ von Uta Köbernick; hier in einem Artikel der Seite „deutschelieder“ kommentiert.

Ein kleiner spiritueller Exkurs zum Thema Schwächen und Scheitern

Erst, wenn wir nicht mehr nach Perfektion und glatter Fassade streben, alles schneller, weiter, höher wollen und das Scheitern als Teil des Ganzen sehen, sind wir wirklich frei. Laotse soll gesagt haben, „das Weiche besiegt das Harte“; da geht es um Wasser, das IMMER seinen Weg findet: über Hindernisse hinweg, durch die kleinsten Risse hindurch. Es kann sanft fließen oder sich hoch zu einer alles zerstörenden Tsunami-Welle auftürmen. Und mit der Zeit schleift es auch die härtesten Steine. Sich in den Fluss des Lebens zu begeben und sich mitnehmen zu lassen, ist häufig entspannender und gleichzeitig zielführender als der ewige Kampf, die oder der Beste zu sein.

Kann offenbarte Schwäche ein Fehler sein?

Wenn ich zu oft in Coaching-Stunden über aktuelle, unüberwundene Schwächen spreche, kann sich das negativ auf das Coach-Kundin-Gefüge auswirken. Die Coachee könnte das Gefühl bekommen, sie müsste mir helfen. Das soll natürlich auf keinen Fall passieren.

Ist eine Interessentin ausschließlich darauf bedacht, ihre perfekte Fassade zu wahren, kann ich sie mit meiner offen gezeigten Unvollkommenheit auch abstoßen. In dem Fall ist das dann auch gut; wir wären nicht richtig füreinander.

Zum Schluss

Was das Zeigen von Schwäche angeht, kommt es auf das richtige Maß, die richtige Balance, an. Bin ich im Reinen mit mir, kann ich auch gut über Fehler und überwundene Schwierigkeiten berichten. Es war in meinen Coaching-Stunden schon häufig sehr hilfreich.

Geht es mir aktuell nicht gut genug, um mit meinen Herausforderungen umzugehen, ist es besser, nicht so viel preiszugeben. Deswegen halte ich mich in Zeiten, in denen ich mich zu fragil fühle, um selbst zu coachen, lieber ganz zurück und sortiere mich neu.

P.S.: Während ich diesen 1. Artikel der aktuellen Blogdekade von TheContentSociety schreibe, liege ich mit einer echten Influenza flach, fühle mich matt und angreifbar. Deswegen findest du zurzeit auch keine direkten Coaching-Angebote von mir. P.P.S: Und deswegen gibt es von mir auch kein Selfie als Titelbild, sondern ein KI-Bild, das ich mit Canva Pro erstellt habe.
Zur Blogdekade: Das Ziel ist, zehn Artikel in zehn Tagen zu schreiben. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht. Ich fange erst einmal an; aufhören kann ich immer noch.

3 Kommentare zu „Warum ich es wichtig finde, auch als Coach eigene Schwäche(n) zu zeigen“

  1. Liebe Silke,

    ich sehe das genauso. Ich darf gerade eine spirituelle Begleitung erleben, die sehr offen mit den eigenen Themen umgeht. Das erlebe ich im „Lehrer-Schüler“- Bereich tatsächlich das erste Mal und finde es sehr entspannend.

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir ein Ausbilder im Coachingbereich mal von eigenen Learnings erzählt hätte, geschweige denn, in welchen Prozessen er im Moment steckt. Und was passiert dann? Ich fühle mich nicht in Ordnung mit dem, was mich beschäftigt, denn bei den anderen läuft ja alles rund.

    Aber das Leben läuft nicht immer rund. Warum auch. Und deshalb handhabe ich das ganz ähnlich wie Du: ich zeige mich. Genauso wie ich bin. Natürlich immer im Rahmen dessen, was ich preissgeben möchte und was für mein Gegenüber hilfreich sein könnte. Ich muss mich deshalb ja nicht „nackig“ machen 😉

    Ich möchte vorangehen und zeigen, was möglich ist. Um mein Gegenüber einzuladen, neue Perspektiven zu gewinnen und sich auf die innere Arbeit einzulassen.

    Liebe Grüße
    Marita

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