Kommunikation umsonst? Ab in den Altwortcontainer!

Wenn die Kommuni­kation ins Leere läuft

Aus aktuellem Anlass: ich verbrachte Zeit mit jemandem, der überhaupt keinen Sinn für das hat, was mich beschäftigt. Hätten wir nicht eine semifamiliäre Bindung, kämen wir nicht (mehr) auf die Idee, uns zu treffen. Wir sind nicht feindselig, kommunizieren aber auf komplett unterschiedlichen Kanälen. Es gibt einige handwerkliche Tätigkeiten, bei denen wir uns bestens verstehen.

Wünsche ich mir aber, dass er versteht, was ich meine – und es gibt ein gemeinsames wichtiges Thema – spreche ich anscheinend nicht seine Sprache. Er unterbricht, versteht miss, tut ab – insgesamt ist das Kommunikationserlebnis (lateinisch: communication = Mitteilung) des „com“(lateinisch: mit) ziemlich komplett beraubt. Nun sitze ich da mit all dem, worüber ich mich gern austauschen wollte, und es staut sich nutzlos in mir an.

Das passiert mir, je achtsamer ich werde, immer seltener, aber in Zeiten bevorstehender Wortverstopfung erfand ich ihn, den Altwortcontainer.

Wohin mit dem Unausgesprochenen? Ab in den Altwortcontainer?

Altwortcontainer, der (Grammatik und Bedeutung)

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Altwortcontainers · Nominativ Plural: Altwortcontainer
Worttrennung Alt-wort-con-tai-ner
Wortzerlegung  Altwort Container

Bedeutung: Altwörter, Sätze und Diskussionsbeiträge aus Versuchen mühsamer Beziehungsarbeit und wenig zielführender Kommunikationsanstätze werden in Altwortcontainern oder in der Literarischen Tonne gesammelt und so der Wiederverwertung zugeführt.

Beispiele: 71 Prozent der gesprochenen Sätze und Fragen landeten im Jahr 1997 im Altwortcontainer. [fiktiver Zeitungsartikel, 06.08.1999] Und die Bushaltestelle […] [war] verlegt worden, weil man auch in unserem Viertel nun endlich einen Altwortcontainer aufgestellt hatte.

P.S. am 20.12.2021: Da hat doch tatsächlich vor mir schon jemand den Altwortcontainer erfunden: *klick*

Du kannst es nicht immer steuern

Manchmal hilft es nichts: Du musst mit Menschen interagieren, mit denen es einfach menschlich nicht passt. Das kann je nach grundsätzlicher Konstitution und Tagesverfassung sehr kräftezehrend sein. In Arbeitsbezügen wie in Vereinen kannst du ihnen nicht immer entgehen. Wie du damit am besten umgehen kannst, behandle ich demnächst in einem weiteren Artikel.

Aber besonders in der Weihnachtszeit treffen wir immer wieder mit Familienmitgliedern und deren Partnern zusammen, mit schwierigen eigenen Eltern sowie getrennten Elternteilen unserer Kinder. Und immer wieder gehen wir mit dem Wunsch zu all diesen Treffen, es doch dieses Mal harmonisch zu gestalten, egal wie lange wir glauben, mit der lieben Verwandtschaft zusammenbleiben zu müssen.

Die Alternative: bessere Gespräche, nährende Kontakte

Zunächst hilft die Frage, wieviel Kontakt zu nicht so passenden Menschen wirklich sein muss. Traditionen hin oder her, es ist deine Pflicht, auf dich selbst zu achten. Vielleicht lassen sich die Treffen kurz halten. Nur weil es immer so war, musst du auch nicht in deinem alten Kinderzimmer schlafen. Oder umgekehrt die Eltern in deinem Haus im Schlafzimmer, während du im Kinderzimmer auf der Besuchercouch übernachtest. Es gibt an Festtagstraditionen einiges, was wir überprüfen dürfen.

Manches war früher „immer so“, aber jetzt sind alle älter, haben unterschiedliche und andere Be- und Empfindlichkeiten, Beschwerden, Gewohnheiten. Menschen ändern sich, das wird häufig bei Festtagstraditionen übersehen. Konstellationen ändern sich. Manche sind nicht mehr dabei, Neue rücken nach. Manches passt, anderes nicht.

Ich will auf keinen Fall alle Traditionen in Grund und Boden verdammen. Familien zu spalten ist nicht mein Anliegen. Es kann sich auch lohnen, zugunsten der gemeinsam verbrachten Zeit mit der Ursprungsfamilie und ihren Ausläufern (Schwäger:innen, Kinder, Enkel) Dynamiken zu beobachten, auszuhalten, Gemeinschaft zu tanken, zu wissen, wo die eigenen Wurzeln sind und die Zeit zu genießen.

Ich möchte eher auf das Fünf-Personen-Modell eingehen. Der US-Erfolgscoach Jim Rohn behauptet, jeder sei das Ergebnis der fünf Menschen, mit denen er die meiste Zeit verbringt. Das ist ziemlich erschreckend, finde ich. Wenn du bedenkst, dass deine Haltung zum Leben, zu Arbeit und Liebe, zu allem, maßgeblich von fünf Personen beeinflusst wird Das alles, weil die Spiegelneuronen – extrem verkürzt erklärt – dafür sorgen, dass Menschen einander spiegeln. Gähnen, Lachen, aber auch der Umgang mit Geld unterliegen dem Einfluss deiner Umgebung. Im Artikel von Alexandra Graßler ist dieses Phänomen sehr eindrücklich beschrieben.

Umgibst du dich mit Menschen ohne Energie und Arbeitswillen, fällt es dir selbst unter Umständen schwer, den Hintern hochzukriegen. Hast du nur Leute in deinem Umfeld, die dir nicht zuhören und die dir nichts geben… sieh lieber zu, dass du keine oder so wenig Zeit wie möglich mit ihnen verbringst. Suche dir Leute aus, die dich in deinem Selbstbild stärken und nähren, mit denen du den Austausch genießt. Es ist so schwierig, das eigene Selbstbild wieder mühsam zu flicken, wenn du von missgünstigen oder unflexiblen Menschen demontiert wurdest.

Je mehr Zeit du mit Menschen verbringst, mit denen du nicht in Resonanz bist, desto länger brauchst du, um dich selbst wieder zu reparieren. Es ist so wichtig, sich verbunden zu fühlen. Auch und vielleicht besonders in diesen schwierigen Pandemiezeiten entwickeln viele Menschen große Einsamkeitsgefühle, die durch schädlichen Umgang mit Energievampiren befeuert werden. Ein paar kleine Tipps, wie du mit Einsamkeit umgehen kannst, findest du in einem meiner Artikel zum Reframing.

Ich brauchte selbst ewig lange, bis ich bemerkte, wie sehr ich mich mit einigen Menschen quälte. Dann hinterfragte ich, was ich eigentlich wirklich MUSS. Versuche das mal, es bleibt nicht viel. Alles was bleibt, darfst du selbst entscheiden. Mit wem du Zeit verbringst, wieviel und unter welchen Umständen. Was du dir anhörst, was du annimmst, was du mit dir herumträgst und womit du einschläfst.

Kommunikation in Resonanz
So kann erbauliche Kommunikation aussehen

Wenn du dich nicht gut abgrenzen kannst, dich mental auf die Weihnachtstage vorbereiten möchtest oder sonstige Hilfe suchst, sprich mich gern an.
Keine Sorge, der Altwortcontainer war nur ein Produkt meines Galgenhumors.
Ich habe noch einzelne Termine für kurze Coachings frei.

2 Kommentare zu „Wenn die Kommuni­kation ins Leere läuft“

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