Erinnerungen können schöne Sonnenuntergänge sein

Was in Erinnerung bleibt oder: womit wir uns das Leben schwer machen

Bestimmt kennst du das: es passiert dir etwas im Alltag, was dich maaaaßlos ärgert. Du bist wütend, steigerst dich richtig rein, denkst, du wirst dich nie wieder beruhigen. Oder du blamierst dich, und du denkst, du kannst dich vor denen, die es mitbekommen haben, nie wieder sehen lassen. Du hast einen Unfall, der dich lange zuhause festhält oder im Krankenhaus. Alles erscheint blöd, zeitweise hoffnungslos. Ein dummer Streit unter Kollegen. Du hast einen Fehler bei der Arbeit gemacht, etwas vergessen, eine falsche Entscheidung getroffen.

Fast alles hat auch etwas Gutes

Unverhoffte Auszeiten

Meine Mutter erzählt immer gern die Geschichte von ihrer Blinddarmoperation. Zu ihrer Zeit noch absolut maximal invasiv, also mit riesiger Naht. Sie lag mit ihrem frisch operieren Bauch im Krankenhaus. Ihre Mutter, die sehr viel später meine Großmutter werden sollte, besuchte sie. Die beiden mussten furchtbar lachen – genau das, was meine Mutter nicht durfte.

Und nun rate, wovon sie am meisten erzählt – von den Schmerzen, dem Heilungsprozess….oder? Genau, es amüsiert sie auch noch nach vielen Jahrzehnten, wie verzweifelt sie darum bemüht war nicht zu lachen, um die Wunde nicht am Heilen zu hindern. Das ist eine unserer Lieblingsgeschichten.

Die Tochter der Autorin sitzt lachend im Bett und zeigt mit beiden Händen "Daumen hoch"
Meine Tochter hat die Situation flugs nachgestellt

Mein Unfall, von dem ich in unterschiedlichen Zusammenhängen berichte, zog eine lange Zeit mit vielen Schmerzen und noch mehr Ärger nach sich. Was aber im Gedächtnis bleibt, sind die langen Spaziergänge bzw. -fahrten mit dem Elektroscooter und meiner wacker laufenden Mutter durch den Hamburger Westen. Und die vielen langsamen Fahrten mit meiner Tochter auf dem Schoß, bei denen wir sehr innig waren.

Nicht genug oder falsch gearbeitet

Von meinen Coachees höre ich viel Arbeitsbezogenes:

  • Ich habe nicht genug gearbeitet
  • Seit Jahren kämpfe ich um die Anerkennung meiner Vorgesetzten
  • Bei dem und dem Projekt habe ich etwas vergessen, das wird mir ewig nachhängen
  • Der große Kunde kann mich nicht leiden und hat deshalb den siebenstelligen Auftrag anderweitig vergeben
  • Mein Büronachbar nervt, aber ich muss ihn ertragen
  • Ich wurde bei der Leistungsbeurteilung schlecht bewertet, bestimmt war ich nicht gut genug
  • Nachdem ich Führungskraft wurde, war ich nur noch einsam – die vielen Abende allein in Hotelzimmern sind kein Spaß, aber für die Karriere muss man Opfer bringen

Glaube mir, niemand bereut nach Jahren, nicht genug gearbeitet zu haben. Eher höre ich von zerschlissenen und zerrütteten Partnerschaften, zu wenig Zeit für Kinder, Eltern, Freunde. Von zu wenig Spaß und zu viel vermeintlicher Pflicht.

Während ich diesen Artikel schreibe, schlägt ein Freund Alarm. Er arbeitet an einem sehr heiklen IT-Projekt. Es ist durch viele Faktoren, die nicht in seiner Hand liegen, verzögert und aufgeblasen worden. Ein Kollege, dem es zu viel wurde, ist in eine gemütlichere Abteilung gewechselt. Der Freund sitzt allein an dem Projekt und arbeitet 50 bis 60 Stunden pro Woche. Nur er kann das, niemand kann so schnell eingearbeitet werden. Er hat den Erfüllungszeitpunkt nicht festgesetzt, das waren andere. Aber er muss es ausbaden, denkt er in seiner Loyalität und seiner Angst, den Job zu verlieren. Er ist derjenige, der sich sein Leben um die Ohren haut. Ich kann nur hoffen, dass er es ohne größeren Schaden übersteht.

Eine Frau sitzt am Schreibtisch
Stressig kann es sein am Rechner – diesmal von mir nachgestellt

Als meine letzte Angestelltentätigkeit zu Ende ging, war es vorher ähnlich. Ich hatte unmenschlich viel zu tun, es wurde täglich mehr, und vor lauter Arbeit konnte ich mich nicht um Vertretung kümmern. Dass der gesamte Auftrag mit mir und vielen anderen dran gekündigt wurde, war für mich die Rettung. So lange zu warten war aber nicht besonders schlau. Wenn wir krank sind, gibt es auch immer eine Lösung.

Wir wären alle so gern unersetzbar, aber gerade bei der abhängigen Arbeit sind wir das nicht. Es ist zwar blöd, wenn wir ein Ressort allein bearbeiten und dann gehen, aber es gibt immer eine Lösung. Weniger einfach ist das im Privaten. Da sind dann schon mal die Kinder unglücklich, der Partner weg, die Freunde vergrätzt. Und vor allem wir selbst laden unsere Batterien nicht auf, weil wir uns keine Zeit mehr für die schönen Dinge nehmen.

Recht behalten – aber um welchen Preis?

Wie oft sind wir verstritten mit engen Verwandten, ehemaligen Freunden. Es gibt erbitterte Diskussionen, immer wieder. Und irgendwann reicht es! Wir gehen und reden nicht mehr mit unseren Widersachern. Wer am meisten darunter leidet, sind meist wir selbst. Vielleicht kennst du das auch, dass du anfängst, so erbittert zu reden, immer wieder deine Position zu erläutern, weil du dir im Grunde selbst erzählen musst, dass es nur richtig ist, mit einer eigentlich nahen und geliebten Person schon seit Jahren nicht mehr zu sprechen. Wenn wir uns nicht häufig genug erzählen, was damals schief gelaufen ist, könnte es ja passieren, dass wir gar nicht mehr wissen, was der Anlass des Schweigeturniers war.

Manchmal gibt es wirklich keine Lösung. Wir suchen uns unsere Familien nicht aus und umgekehrt, ich will da nichts verharmlosen. Aber in so vielen Fällen ist es möglich, mal in den Schuhen des anderen zu gehen, selbst ein bisschen zurückzutreten oder sich einzugestehen, dass wir auch nicht immer alles richtig machen.

Deshalb mein Appell an dich:

Lebe jetzt!

Die Australierin Bronnie Ware sprach für ihr Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ (hier in einem Artikel der Welt ausgeführt) mit Menschen, deren letzte Wochen im Leben angebrochen waren. Und die Ergebnisse berühren mich immer wieder tief.

Die Hauptthemen sind

  1. Hätte ich nur den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.
  2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
  3. Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.
  4. Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrecht erhalten.
  5. Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt glücklicher zu sein.

Lebe jetzt! Mach dir nicht so viele Gedanken, wenn mal etwas schief läuft. Sieh nicht nur durch die schwarze Brille. Suche das Positive in Situationen, das Lustige. Das ist nicht immer da, aber so viel häufiger als wir es im Groll oder im Stress wahrnehmen. Lass dich nicht so leerlaufen, achte auf deine Körper- und Seelenbatterien.


Und wenn du aus deinen kreiselnden Gedanken nicht allein herauskommst, findest du in mir eine humorvolle und professionelle Sparringspartnerin:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner