Silke Geissen träumt

Welchen einen Tipp ich vor zwanzig Jahren gern bekommen hätte

Heute ist Tag 3 der Blogdekade in der Content Society. Zehn Artikel in zehn Tagen. Beim Acht-Uhr-morgens-Kreativgewitter meldete ich mich für eine Ladung Überraschungs-Input. Dies ist nun herausgekommen: Welchen einen Tipp ich vor zwenzig Jahren gern bekommen hätte.

Der Traum

Die Autorin vor zwanzig Jahren

Es ist Frühjahr 2002, ich bin ziemlich schwanger. Vor einigen Tagen schoss ich den Knopf vom Bund meiner letzten (bis dahin) passenden Hose an die Toilettenwand, wo er zerschellte. Mit Umstandshosen, die ich noch am selben Abend kaufe, bin ich einen Schritt weiter im Abenteuer Schwangerschaft. Ich arbeite noch immer gern im Veranstaltungshaus, und ab Ende Juni werde ich in die Elternzeit gehen. Diese Phase meines Arbeitslebens werde ich mit einem großen Ball abschließen, bei dem ich die Veranstaltungsleitung innehabe.

Dann kommen Nestbau, Nestputz, Ängste, Freuden. Ich bin eine sehr gesunde und bewegliche werdenden Mutter, laufe jeden Tag viele Kilometer zu Fuß und fühlte mich gesund, fit und irgendwie auch sexy wie lange nicht mehr. (Bei der letzten Veranstaltung sagt auch prompt meine sizilianische Kollegin Francesca, die mich in meinem schwarzen Stretchkleid eine Treppe herunterschreiten sieht: „Ahhhh, eine errrotische Mamma!“)

Ich treffe zufällig eine Freundin, die ist Coach. Sie ist auf Umbruchsituationen spezialisiert. Jetzt fragt sie mich, was ich in den drei Jahren Elternzeit tun will außer mich an meinem Kind zu erfreuen. Ich weiß erstmal nicht und sage dann, ich könnte mir vorstellen, ein bisschen zu jobben, irgendwas Einfaches.

Sie sieht mich lange an und sagt, das wäre eine Möglichkeit, doch ob es wirklich das ist, was ich mir tief in meinem Herzen wünsche: ein bisschen jobben, einen kleinen Stundenlohn verdienen.
„Aufwands- und weitgehend folgenloses Arbeiten – ist es das wirklich, Silke?“

Ich bin verwirrt. Warum bringt sie mich so durcheinander? Warum verstört mich diese Frage so sehr? Natürlich ist es nicht meine Idealvorstellung, ein bisschen hier und dort zu jobben. Aber ich bin mir schon in der Schwangerschaft der Beziehung zum Vater meiner Tochter nicht sicher und rechne nicht mit viel echter Unterstützung. Deswegen denke ich, kleine Jobs anzunehmen, das schaffe ich gerade noch allein, mehr aber nicht.

Doch meine Coach-Freundin lässt nicht locker. Sie erinnert mich daran, wie ich schon immer Menschen erkenne, die mit ihrer Situation nicht im Reinen sind. Menschen, die ihre innere Balance aus den Augen verloren haben. Freundinnen und Freunde, die nicht wissen, in welche Richtung sie abbiegen sollen.

Sie führt mir vor Augen, wie ich diesen Freund, jene Kommilitonin, durch meine Fragen zum Nachdenken brachte. Dass ich im Grunde schon seit ich denken kann, nichts anderes tue als coachen. Dass die damaligen Wegbegleiter, inspiriert und ermutigt durch Gespräche mit mir, beherzt eine andere Richtung einschlugen als ursprünglich gedacht. Und sie erinnert mich daran, wie erfüllend es jedes Mal auch für mich ist, wenn es *klick* macht bei meinem Gegenüber, und dann sprudeln die Ideen.

Ich bin on fire!

Natürlich kennt sie eine gute Coachingschule mit einer Atmosphäre, in der sie sich mich gut vorstellen kann. Ich informiere mich über die Möglichkeiten. Die Präsenzmodule sehr kompakt und dadurch nicht so lang. Dazwischen kann ich vieles flexibel bearbeiten, das kann ich mir vorstellen. Ich überlege, dass das vielleicht auch mit Baby oder Kleinkind möglich sein könnte, zum Beispiel mit Unterstützung der Großeltern.

Die Saat ist gelegt.


Die Realität

Ich nahm verschiedene kleine Freelancer-Jobs an während der Elternzeit. Die Beziehung zum Vater meiner Tochter ging auseinander, seine Eltern waren nach der anfänglichen Begeisterung über ihre entzückende Enkelin bald nicht mehr sehr präsent, und meine Mutter musste sich bald um meinen schwerkranken Vater kümmern. Den Mut, eine offizielle Coachingausbildung zu machen, fasste ich erst später, und bis ich mich selbstständig machte, vergingen noch einige Jahre.

Manchmal bereue ich, nicht schon viel früher diesen Weg gegangen zu sein, weil er mir so viel Freude macht. Gänsehautmomente, Tränen in den Augen – ich liebe es, meine Coachees wachsen und strahlen zu sehen!


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