Eine Frau steht in einer verspiegelten Ecke und ist daher auf dem Selfie zweimal zu sehen.

12 von 12 im Juni 2025 – Byebye, Inselleben!

Der 12. Juni 2025, ein Bilderbuchtag mit wolkenlosem Himmel, frischer Temperatur und Sonne. Als ich aufwache, zeigt der Wecker im Wohnwagen 11,2 Grad. Das geht ja. Heute kommt der Umzugswagen und holt den größten Teil meiner Habe von der Insel. Ich ahne, es wird schwierig werden, mich auf nur 12 Bilder zu beschränken. Umzug an zwei Locations und eine schöne Verabredung am Abend.

Also, let’s go!

1: Das doppelte Geißlein

Beim Fotografieren des Spiegel-Selfies dupliziere ich mich. Besser ist das, denn heute ist so viel zu tun, dass ich nicht weiß, wie ich allein alles schaffen soll.

Der Umzugswagen kommt gegen 11:30 Uhr, und an den Vortagen habe ich noch nicht fertig gepackt. Am Dienstag war ich sehr erschöpft nach der Arbeit, und am Mittwoch standen so viele Erledigungen an, dass es nicht viel besser war. Und die Entscheidungs-Power. Jetzt aber, es bleiben zwischen Aufstehen und Laden vier Stunden, das ist mehr als genug.

Gemeinsam sind wir stark 😄

2: Menschen hinterlassen Spuren

Mein erster Gang führt mich Richtung Toilette und Waschmaschine. Ich konnte meine Wäsche erst sehr spät gestern starten, zu spät, um sie wieder rauszunehmen. Jetzt will ich sie in den Trockner stecken, denn ein Teil soll heute mit dem Umzugswagen wegfahren. Auf dem kleinen Weg vor den Personal-Wohnwagen ist, den Spuren nach, viel los.

Fast schon ein Kunstwerk

3: Hex-hex!

Das Wetter fotografiere ich nicht, wolkenlos blauer Himmel ist ja wenig spannend. Ich koche Kaffee. Während die Bialetti getreulich ihren Dienst versieht, schmücke ich das Vorzelt ab. Lichterkette und Schutzhexlein sollen mit mir nach Hause kommen.

Noch hängt es, mein Häkelhexchen!

4: Packen auf die letzte Minute

Heute muss es sein. Was mit soll, kommt in Kartons. Ich habe nicht viele Umzugskartons und schneide ersatzweise Grifflaschen in stabile Kartons, die ich in größeren Mengen gesammelt habe. Dabei werfe ich auch vieles weg. Gern hätte ich einige Dinge auf der Insel verschenkt oder verkauft; leider reichte die Zeit nicht.

Der Berg wächst.

5: Strandkörbe, so weit das Auge reicht

Ich bin gut in der Zeit. Beim Packen trinke ich meinen Cappuccino, esse Mandeln und Käsebrote. Angemessen genährt und mit aufgefülltem Koffeinspiegel arbeitet es sich wie von selbst. Als ich fertig bin, setze ich mich vor mein Vorzelt, und kurz darauf kommt der Umzugswagen.

Hier ist nur die erste Station. Wir fahren zusammen im Laster nach Norddorf, wo meine Möbel lagern. Wir sitzen zu dritt im Cockpit, ich fühle mich privilegiert. Gestern war ich schon einmal in der Halle, um eine geschenkte Babyschale hinzubringen und die Miete zu bezahlen. Zu meiner Freude bekam ich einen deutlichen Nachlass, das tut gut.

Ich genieße die Kühle und den Holzgeruch in der Strandkorbhalle und bewundere die Ordnung.

Sehr ästhetisch, wie ich finde.

6: Handwerkerhinterhöfe

Hinter der Halle finde ich dieses Idyll. In meinem nächsten Leben werde ich Tischlerin oder etwas Ähnliches.

Spuren ehrlicher Arbeit

7:  Huhu, Huhn!

Ein wohlbekanntes Geräusch lässt mich aufhorchen. Ich gucke, woher es kommt.

Diese Schönheit war’s!

8: Salzwiesenblumen

Der Wagen ist bepackt, ich gebe den fleißigen jungen Männern ihr wohlverdientes Trinkgeld und sehe dem Lastwagen nach, wie er mit meinen Sachen davon fährt. Die Kartons und Möbel werden in Niebüll zwischengelagert und ab Ende Juni nach Hamburg gefahren. ich habe eine Beiladung gebucht, so dass ich die Fährkosten nicht exklusiv trage. Wenn ein Wagen voll ist, fährt er durchs Land und liefert an verschiedenen Orten aus. Meine Terminierung ist bewusst gewählt, weil ich mit den großen Gegenständen warten will, bis die Mitbewohnerin endlich ausgezogen ist. Ich hoffe, es stehen nicht noch Renovierungen und Spezialreinigungen an. Nachdem wir täglich das Zimmer kontrollieren, dürfte der Kammerjäger nicht nötig sein.

Ursprünglich wollte ich ein größeres Stück laufen, merke aber, dass nach dem Beladen die Luft raus ist. Jetzt will ich in der Klinik die Küchenchefin ein letztes Mal besuchen und erfreue mich mal wieder der vielfältigen Salzwiesenvegetation.

Wimmelbild mit Gänseblümchen

Mit der Kollegin ist es sehr herzlich. Sie hat Feierabend, und wir plaudern kurz, bevor sie los muss, um ihre Kinder abzuholen. Während wir sitzen, kommen zwei ehemalige Kolleginnen vom Service vorbei, das ist richtig fein. So sehe ich, kurz bevor ich gehe, die Menschen, die mir auf der Insel lieb waren und ich ihnen.

9: Späte Café-Liebe

Alle Welt schwärmt vom Café Schult in Norddorf, ich bis vor Kurzem nicht so. In meiner Zeit in Norddorf näherte ich mich versuchsweise an. Über das köstliche Brot kam ich wieder auf den Geschmack und war in letzter Zeit gelegentlich auf ein Stück Kuchen dort. So auch heute. Die Anspannung und die anschließende Entspannung mussten gebührend gefeiert werden. Kann auch sein, dass es zwei Stücke Kuchen waren, weil die Blaubeer-Schoko-Torte toll war, aber der Apfel-Karamell halt auch.

Blaubeer-Schoko-Torte. Lässt sich gut essen!

Nach dem Cafébesuch habe ich noch eine halbe Stunde Zeit. An der Bushaltestelle erreicht mich ein Mitarbeiter von ebay. Ich hatte den ganzen Mittwoch über mit vielen seiner Kolleginnen und Kollegen versucht, ein Anliegen zu klären, und er hatte am Abend avisiert, sich selbst zu kümmern, bis er eine Lösung für mich hat. Tatsächlich ist das Problem jetzt gelöst, und ich bin froh. Was war? Ich hatte seit Jahren eine Uhr im Angebot, die jetzt gekauft wurde. Und weil ich in den letzten Jahren bei ebay so wenig aktiv war, hatte ich im Herbst vergessen, mein Konto zu ändern. Nun war das Geld auf das geschlossene Konto unterwegs, und im letzten Schritt der Neueingabe kam immer eine Fehlermeldung. Wenn jetzt das Geld unverrichteter Dinge von meinem alten Konto zurückkommt, weiß es, wo es hin darf. Ein Glück!

10: Speedy Fasani

Der Bus kommt, und Ich eile zurück auf den Campingplatz, weil ich heute mit Doris verabredet bin, zu unserem Abschiedsabend in die Strandbar Seehund zu laufen. Ich bin den ganzen Tag in kurzen Hosen und Träger-Top unterwegs, jetzt ist das langärmelige T-Shirt mit der Jeansjacke dran. Die Hose bleibt, ein Wollpullover wird eingesteckt. Ich hole sie an der Spülstation ab, wo sie mit ihrem Geschirr gerade fertig ist. Unser Weg wird gekreuzt von Fasanenkindern, die aus dem Gestrüpp auf die Bohlenwege hüpfen und dort in unglaublicher Geschwindigkeit herumtrippeln. Ich habe noch nie Fasanenküken gesehen und muss mit der Bildermenge schummeln. Sie sind einfach zu putzig!

Die sehen noch so unfertig aus!

11: Zwei auf einem Weg

Doris lässt sich nicht gern fotografieren. Sie willigt ein, dass ich ihren Schatten zeige. Wegen des Sonnenstands ist das Foto etwas höher als die anderen.

Ewig lange Beine, alle beide!

12: Letzte Sonnenstrahlen

Während wir Meersalzkartoffeln mit Gedöns essen, wird es windiger und kälter. Wir machen uns auf den Rückweg und verabschieden uns mit Blick auf Doris’ Zelt.

Sieht doch sehr kuschelig aus.

Und das war’s mit dem Juni, was 12 von 12 betrifft. Ich verschwinde schnell in meinem Wohnwagen, telefoniere mit Anne, chatte mit einer Bekannten, versuche, den Artikel fertigzustellen, bin zu müde.

Du weißt ja, dass du ganz viele andere 12 von 12 auf Draußennurkännchen findest. So spannend, wie unterschiedlich Menschen denselben Tag verbringen. Jeden Monat aufs Neue!

Was in den letzten Jahren am 12. Juni los war, kannst du hier lesen:

Juni-12-von 12 der letzten Jahre

2024: Wo Fuchs und Has’ sich gute Nacht sagen – ein Tagesausflug nach Buxtehude

2023: Unterwegs aus der Schweiz nach Hause

2022: Ein schöner bewegter Sommertag mit Friedhofskunst

2021: Mein allererstes 12 von 12.

Was hat dir heute besonders gut gefallen? Bei dir oder bei mir? Schreibe es gern in die Kommentare; ich freue mich.
Wir lesen uns spätestens am 12. Juni!

12 Kommentare zu „12 von 12 im Juni 2025 – Byebye, Inselleben!“

  1. liebe silke, wer braucht schon ein doppeltes lottchen, wenn er oder besser gesagt sie ein doppeltes geißlein an der seite hat :))) hach, die letzten tage deines wilden inselabenteuers ziehen dahin. es war eine stürmische reise, auf der ich dir gerne gefolgt bin – aber da ich auch schon vor deinem inselabenteuer gerne bei dir vorbeigeschaut habe, werde ich das natürlich auch weiterhin tun, denn hey, die kommende zeit im drei generationen haus wird nicht minder abenteuerlich 😉 und die insel läuft dir ja nicht weg 🙂 und sie ist schon alleine für diesen blaubeerkuchen eine reise wert – außerdem will dein enkelkind sie auch bestimmt irgendwann entdecken 🙂 mir gefällt das letzte bild seeeehr sehr gut – dieses goldene abendlicht – wow! ich hoffe dein herz wird dir nicht allzu schwer von abschiedsschmerz, sondern ist prall gefüllt mit lebenserfahrung, meeresrauschen, salzduft – und diesem licht!!! ein alter pilgergruß lautet: Ultreya! Mutig voran! in diesem sinne wünsche ich dir ein herzliches come back im heimathafen hamburg :))) bis demnächst und liebste grüße

    1. Ultreya! Das klingt sehr kraftvoll; vielen Dank für diesen Pilgergruß, liebe Iris, und auch für dein intensives Mitreisen und Mitfühlen! Ja, ich habe sehr viel Wehmut im Herzen wegen meines Amrum-Abschieds. Es ist noch so vieles zu entdecken, was ich aus Kräftemangel nicht geschafft habe; die ganzen kleinen Geheimwege, die sich durch die Wäldchen schlngeln, die viel fotografierte Hängematte mitten am Strand irgendwo, wo ich sie noch nicht gefunden habe.
      Du sagst es, das Abenteuer ist hier, und ich bin mittendrin. Sehr schwangere, von Schmerzen geplagte Tochter – in ihrem Schwangerschaftsstadium kletterte ich auf Leitern rum und war dabei, das Nest richtig hübsch zu machen. Ich war unglaublich fit und aktiv, während sie sich mühsam durch die Gegend schleppt und viel liegen muss, das arme Ding.
      Insofern gehe ich auch diesem Abenteuer mutig entgegen und baue das nächste Nest!
      Vielen lieben Dank für deinen Hamburg-Willkommens-und-Amrum-Verarbeitungs-Aufsatz 😚.
      Liebste Grüße
      Silke

  2. Silke das duplizieren und „gemeinsam schaffen wir das“ ist klasse, danke fürs Lachen 😉
    Oh du verlässt die Insel, schade. Ich habe sieben Jahre an der Ostsee gelebt und dann sind wir nach Süddeutschland umgesiedelt. Noch heute vermisse ich das Meer und wenn ich über Dein Amrum las, konnte ich den Wind manchmal spüren.
    Alles Liebe für deinen Neustart!
    Marianne

    1. Liebe Marianne,
      jetzt hab ich Pipi in den Augen! Ja, der Wind auf der Haut, der ist so großartig! Hamburg ist auch deswegen meine Stadt, weil sie ein bisschen Meer-Flair hat mit Gezeiten in der Elbe und Möwen und Wind; der Hauch der Ferne ist hier spürbarer als zum Beispiel in Kassel oder Stuttgart. Und wenn du vom Lachen schreibst, sehe ich immer dieses herrliche Bild von dir vor mir, auf dem du so komplett eskalierst vor Lachen! Und „mein“ Amrum wird mir immer im Herzen bleiben.
      Danke für deinen schönen Kommentar!
      Silke

    1. Liebe Christine, dass ich immer so powermäßig rüberkomme! Ich glaube, ich muss mal an der Übereinstimmung von Selbst- und Fremdwahrnehmung arbeiten.
      Die Küken sind entzückend, nicht wahr? Zu gern hätte ich auch Austernfischerküken gesehen, die sind auch so unendlich putzig. Aber welches Küken eigentlich nicht?
      Liebe Grüße von drüben,
      Silke

  3. Liebe Silke,
    sich selbst im Spiegel verdoppeln, um die Arbeit nicht allein schaffen zu müssen, diesen Tipp werde ich mein Lebtag nicht wieder vergessen!
    Ich bin deinem Amrum-Abenteuer sehr gern gefolgt, weil ich diesen Traum sehr sehr gut nachempfinden kann, und ich bin traurig, dass es nicht länger dauern konnte. Mir kommt aber auch in den Sinn, dass Menschen am Ende ihres Lebens nicht bereuen, was sie getan, sondern was sie nicht getan haben. Du hast es getan; du bist deinem Traum gefolgt. Das andere lag nicht in deiner Macht.
    Ich hoffe, du kehrst mit vollem Herzen nach Hamburg zurück,
    alles Liebe,
    Susanne

    1. Liebe Susanne,
      hahaha, das mit dem Verdoppelungstrick scheint nur am 12. zu klappen; so sehr ich es danach probiert habe, so wenig funktioniert es. Dabei bräuchte ich hier in Hamburg auch zwei von mir. Tochters Schwangerschaft ist nicht so ein Spaziergang wie meine war, und ich stehe ziemlich allein vor allem, und das ist sehr viel alles.

      Und das mit dem Bereuen sage ich mir auch. Ich hatte den Mut, ich habe es getan, und auch wenn mein Weg dorthin und auch vor Ort steinig war, bin ich ihn gegangen. Niemand, niemand kann mir das je mehr nehmen, und ich bin sehr froh über diese Erfahrung. Mal sehen, was ich als nächstes tue. Eine gewisse Abenteuerbereitschaft kann ich mir ja nicht absprechen.

      Danke für deine lieben Worte.
      Silke

  4. Es war schön, dich an einem der „letzten“ Inseltagen virtuell zu begleiten. Aber: Auch wenn du aufs Festland zurückziehst, die Insel steht ja dennoch stets zu deiner Verfügung bereit. Alles Liebe für das Coming-Back nach Hamburg.
    LG – Uli

    1. Danke für dein Reinlesen; ja, das mache ich mir auch bewusst. Gestern Abend war es wieder so schmerzhaft schön mit den silbrigen Grashalmen im goldenen letzten Licht. Windzerzaust, poetisch geradezu! Da MUSS ich wiederkommen!

      Danke für deine guten Wünsche.
      Liebe Grüße
      Silke

  5. Liebe Silke,

    vielen Dank, dass ich dich durch deinen Tag begleiten durfte! Ich werde deine Geschichtchen und Fotos aus Amrum vermissen.

    Ich wünsche dir alles Gute für deinen Rückzug aufs Festland und freue mich schon, dich demnächst wieder lesenderweise in Hamburg zu begleiten!

    Viele Grüße
    Ilka

    1. Liebe Ilka,

      schön, dass du mir auch in Hamburg treu bleibst. Ich vermisse die Amrumer Fotografiererei schon jetzt! Zum Glück bietet Hamburg auch das ein oder andere ansprechende Motiv.

      Liebe Grüße
      Silke

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