Auf dem Bild drei LKW, durch eine violette Brille fotografiert. Die Tochter der Autorin macht während der Fahrt die Fotos.

12 von 12 im Dezember 2022 – ein ungeplanter Roadtrip

„Life is what happens to you while you’re busy making other plans“. Sagte einst John Lennon, und in diesen Zeiten beweist es sich. Am 12. Dezember fällt es mir schwer, mich an die traditionellen 12 Bilder des kleinen bebilderten Tagesrückblicks zu halten, weil … ja weil…
komm, ich nehme dich einfach mit durch meinen Tag:

Hier ruht noch still und starr der See …

… doch dann kommt der Anruf, der alles ändert: in der Klinik, in die meine Mutter verlegt werden soll, ist ein Coronaausbruch genau auf der Station, auf die sie kommen soll. Das abgebende Krankenhaus denkt laut über häusliche Pflege nach, was für uns sehr beunruhigend klingt.

Schnell und unorthodox packen wir viel zu viel ein …
… kratzen stoisch uraltes, karstiges Eis von der Windschutzscheibe …

… und fahren los. Wir sind keine gewohnheitsmäßigen Autofahrer, haben aber das Auto meiner Mutter vor der Tür, um flexibel zu sein. Jetzt noch volltanken, beim Bäcker belegte Laugencroissants und Franzbrötchen holen, und auf geht’s Richtung Nordhessen. Das Gebäck schmeckt so gut wie nie. Vor lauter Stress zeigt sich der Hunger erst beim Losfahren.

Die Köhlbrandbrücke vor Bilderbuchhimmel …
… und langsam entspannen wir uns.

Die ganze Zeit über erzählt uns das Navi von einem ewig langen Stau auf der A7, dem wir zumindest teilweise entrinnen können, wenn wir die Abfahrt Dorfmark nehmen. So tun wir das …

… fahren durch unglaubliche Panoramen …
… an Lost Places vorbei …
… stellen uns dem Unvermeidlichen.
Unmöglich, sich hier sattzusehen.
Der Nebel schluckt die scharfen Konturen
Der Blick von der Brücke verheißt nichts Gutes

Nachdem wir vor der vom Navi geplanten Wiederauffahrt über eine Stunde für vier Kilometer brauchen, fühle ich mich mental nicht in der Lage, noch den Rest des Staus AUF der Autobahn mitzunehmen. Wir fahren ein weiteres Stück über Land, dann wieder auf die Autobahn. Nach einem entspannten Stück landen wir in einem neuen Stau. Ein LKW ist havariert, hat eine riesige Ölspur auf der Autobahn hinterlassen. Nach der Vollsperrung, um die Ölspur mit Sand abzustreuen, erleben wir noch die Verengung von drei auf erst zwei Spuren, dann nur noch eine.

Bei der Abfahrt hatten wir geplant, Muttern noch im Krankenhaus zu sehen, sie im schlimmsten Fall mit einer pflegerischen Notversorgung zuhause zu empfangen, aber das entfällt. Zum Glück darf sie noch in der Klinik bleiben, in der sie jetzt ist, bis eine gute Verlegungsmöglichkeit gefunden ist. Für einen Besuch ist es durch die massiven Verzögerungen längst zu spät, so fahren wir zum Haus der Mutter.

Ein Roadtrip, der gestern Abend noch nicht geplant ist. Hektisch zusammengeworfene Kleidungsstücke, eine Enteisung und zauberhafte Entdeckungen auf dem Weg. Zeit genug, im Stau nachzudenken und den Nebel zu bewundern. Heftig. Aber im Team machbar.
Auf dem Weg die Kirche, in der ich konfirmiert wurde.

Die Auffahrt bei Muttern glitzert uns, mit leichtem Schnee bedeckt, entgegen. Wir machen uns Essen warm und essen auf Relax-Sesseln beim Weihnachtsfilm „Ein Taxi zur Bescherung“.

Das war’s für heute mit dem letzten 12 von 12 des Jahres 2022. Die Fotos sind überwiegend von meiner Tochter, meist aus dem fahrenden Auto, teils mit Scheibenreflexionen. Du findest diesen Tagesrückblick traditionell mit vielen anderen großartigen Einblicken auf dem Blog Draußennurkännchen. Lies dich dort mal um, ist sehr spannend und vielfältig!

Und wir lesen uns wieder in 2023, ich freue mich auf dich!

6 Kommentare zu „12 von 12 im Dezember 2022 – ein ungeplanter Roadtrip“

  1. Love your Einblick in diesen besonderen Tag! Danke fürs Mitnehmen, Teilhaben lassen und inspirieren. Danke auch an Deine Tochter für die stimmungsvollen Bilder, die sehr stark zeigen, wie es Euch dabei ging.

    Big hug us dä Schwyz
    Christine

    1. Liebe Christine, oooh, hugs! DAnke, die brauche ich jetzt sehr. Es ist so leicht, in eine berührungslose Starre zu fallen in solchen Situationen. Gut, dass es auch anders geht.

      Schade, dass es kein Ritual für den 16. Tag gibt, das hätte auch einen guten Artikel gegeben. Spektakuläre Licht- und Schatten- und Eiskristallbilder. Das Schöne am Wegesrand zu sehen, ist ein großer Trost.

      Liebe Umarmung in die Schweiz-
      Silke

  2. Oh je! Was für eine Hiobsbotschaft am frühen Morgen und dann noch dieser gruselige Verkehr. Gut, dass Ihr wenigstens zu zweit wart, das macht solche Dinge immer ein bisschen besser erträglich. Ich hoffe, dass am Ende alles gut wird.

    Schöne Weihnachten und bis im neuen Jahr!
    Liebe Grüße, Marita

    1. Liebe Marita,

      da hast du recht, zu zweit war es wirklich besser. Zumal meine Tochter sehr unterhaltsam und witzig ist und uns musikalisch mit passenden Stücken unterstützt. Die Fahrt ist immer noch lang genug, aber allein würde ich das mit meinem augenblicklichen Energielevel nicht schaffen.

      Die wünsche ich auch feine Weihnachten und freue mich, nächstes Jahr weiter mit dir verbunden zu sein.
      Liebe Grüße, Silke

  3. Liebe Silke,

    hoffentlich findet Ihr schnell eine gute Lösung für deine Mutter!

    Ich habe in den letzten drei Monaten oft das Gefühl, eine Turboausbildung zur Elternbetreuerin zu durchlaufen.

    Dabei fühle ich mich oft so, wie du Eure Fahrt nach Nordhessen beschrieben hast: Es kommen schlechte Nachrichten, die einen erst einmal kopflos werden lassen. Die geplanten Wege funktionieren nicht, man muss immer wieder neue Möglichkeiten zum Weiterkommen suchen.

    Insgesamt ist das alles sehr anstrengend, auf allen Ebenen und fühlt sich für mich ähnlich an wie eine Irrfahrt durchs Verkehrschaos.

    Ich wünsche Euch allen viel Kraft für die weiteren Wege!
    Viele Grüße von Ilka

    1. Liebe Ilka,

      du beschreibst das unglaublich treffend, wie solche Prozesse ablaufen. Zum Glück ist eine kopflos begonnene Woche recht beruhigend zu Ende gegangen.

      Ja, es ist unfassbar anstrengend. Danke fürs Teilen, das macht es gleich ein bisschen leichter. Und gut, dass wir einander zumindest in Worten in solchen Zeiten beistehen können. Ich denke an dich und wünsche dir ebenfalls Kraft für unsere gemeinsame Turboausbildung.

      Liebste Grüße
      Silke

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