Eine Fotocollage auf blauem Hintergrund. Fotos einer Zugreise bei beginnendem Tageslicht, Garteneindrücke, ein Einwegbecher und eine Brötchentüte. Aufschrift 12 von 12 im Juni 2023: der Weg nach Hause

12 von 12 im Juni 2023 – auf dem Weg nach Hause

Am Sonntagabend trete ich meine Rückreise nach fünf schönen Tagen in der Schweiz an. In Bern geht es los, Umsteigen in Basel. Der Zug startet verzögert und bleibt nach wenigen Minuten Fahrt gleich am Badischen Bahnhof erstmal für eine Stunde stehen. Gerade als darüber informiert wird, dass dieser Zustand auf unbestimmte Zeit so bleiben wird, trifft das bis eben fehlende Personal ein. Und schon fährt der Zug weiter. Um Mitternacht sind wir in  Mahlberg. Irgendwo ganz unten auf der Deutschlandkarte, aus Hamburger Perspektive.

Der 12. Juni ist angebrochen. Zeit für Fotos! Ich beginne um Mitternacht im Nachtzug zu fotografieren. Im Abteil ist sehr helles Licht, das erklärt die spezielle Optik besonders der ersten Bilder. Bis ca 2:00 Uhr steigen Menschen ein und aus, lagern ihr Gepäck und sich in die Gänge. Es ist voll und laut.

1/12: Die Gepäckreihe zeigt nur einen Bruchteil des Vergnügens. Baden-Baden verlassen wir um 0:30 Uhr.

3:30 Uhr: Weinheim. Der Zug fährt fast Schritttempo. Also stimmt es, was ich in einem Tatort gelernt habe: die Nachtzüge fahren extra langsam, damit sie nicht zu irgendwelchen unsinnigen Zeiten in Zielbahnhöfen ankommen. Um 4.00 Uhr überqueren wir bei Hemsbach die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen. Der Himmel hellt sich im Morgengrauen vorsichtig auf.

2/12; Der Mond ist natürlich auch dabei.

Es findet kein Wechsel der Fahrgäste mehr statt. Ruhe ist eingekehrt. Fast alle schlafen oder dösen. Tue ich auch immer wieder. Es riecht manchmal ein wenig gebraucht von irgendwo. Mein glücklicherweise besonders wohlriechender Sitznachbar, ein Gitarrist, steigt in Heidelberg aus. Sein Nachfolger verhält sich, auch geruchlich, unauffällig. Das lobe ich mir.

3/12: So oder ähnlich kauern wir alle. Hinter mir wird leise geschnarcht.

Es geht jetzt rasend schnell mit dem Hellerwerden.

4/12: Nordhessen fliegt vorbei

Eigentlich will ich in Hannover mit einer knappen halben Stunde Zeit in den ICE umsteigen, um mir die Füße zu vertreten, einen Kaffee zu trinken und schneller in Hamburg zu sein. Sieht gerade nicht so gut aus.

5/12: Ist jetzt auch egal.

Es ist heimatlich um mich herum. Diese Strecke fahre ich seit so vielen Jahrzehnten immer wieder. In letzter Zeit besonders häufig.

6/12: Ein sehr vertrauter Bahnhof

Es geht weiter durch Niedersachsen. Als ich mich gerade damit abfinde, in dem vollen IC zu bleiben, in dem ich die Nacht verbracht habe, holt dieser dermaßen auf, dass ich Kaffee und ein Brötchen holen UND meinen ICE erreichen kann. Leider war nicht genug Zeit, um meinen Mehrwegbecher aus dem Koffer zu holen. Ausnahmsweise wurde es ein Wegwerfprodukt.

7/12: Inzwischen ist die Sonne ganz draußen

Gleich komme ich am Hamburger Hauptbahnhof an und fahre nach Hause. Dort will ich mir eine Runde Schlaf gönnen, um nachher fit zu sein für mein CoBlogging in The Content Society. Unterwegs freue ich mich über die Schönheit meiner Stadt. Aber ich bin genervt: Alle Rolltreppen rollen auf mich zu. Mein Koffer ist schwer. Ich gehe zum Fahrstuhl. Der ist nicht innen im Bahnhof wie die blöden Rolltreppen, sondern außen. Und defekt. Die Treppe daneben ist gesperrt. Ich gehe zurück in den Bahnhof, zu den anderen Rolltreppen. Hoffe, dass gerade lange genug niemand kommt, so dass ich die Treppe in die Gegenrichtung auslösen kann. Fehlanzeige.

8/12: Wann hat es eigentlich aufgehört, dass gelegentlich mal jemand Hilfe angeboten hat?

Mein Koffer und ich schaffen es gemeinsam in die Bahn. Dort schlafe ich fast ein. Zu allem Überfluss fährt „meine“ Bahn nicht über Blankenese hinaus, wie es angekündigt war. Das passiert häufiger, und die nächste Bahn zu nehmen ist kein Problem. Kleine Erläuterung: Die Linie S1 fährt alle zehn Minuten bis Blankenese, aber außer zu den Stoßzeiten nur alle zwanzig Minuten die vier weiteren Stationen bis zur Endstation Wedel. Ich bin noch zur Stoßzeit unterwegs, die Bahnanzeige lautet auf Wedel. Ich gehe davon aus, in der richtigen Bahn zu sitzen. Tja, stattdessen verschlafe ich die Durchsage und – fahre eine Station zurück in die falsche Richtung. Auch das lässt sich schnell korrigieren. Brauche ich heute nur nicht ganz so dringend. Nochmal aussteigen, nochmal warten. Nach Hause komme ich dann trotzdem. Die Katze schreit mich gleich an. Ich war nie da, habe ihr nie Streicheleinheiten gegeben undsoweiter. Dass sie sich gefangen hat, siehst du an den Haaren auf meinem Top.

Freuen geht nicht sofort. Erst später,und dann sehr haarig.

Heute ist einer dieser seltenen Glückstage, an denen meine Putzhilfe kommt. Sie hat einen Schlüssel zum Haus, das ist gut. Ich bin so müde, dass ich nicht sicher bin, ob ich sie höre, wenn sie klingelt.

10/12: Sicherheitshalber warne Ich sie vor.

Ich halte einen kleinen Mittagsschlaf und gehe ums Haus. Im Garten ist viel zu gucken: Es ist Rosenzeit, und es ist furchtbar trocken. Ich inspiziere, was zu tun ist, schneide, gieße, stelle den Sonnenschirm auf. Es ist mir zu heiß, ich werde heute Abend weitergießen. Der Rasen ist grau-gelb, das ist mir egal. Für Rasen verschwende ich kein Wasser. Ich erwäge, eine Blumenwiese anzulegen, dafür fehlt mir aber dieses Jahr die Zeit. Und schon ist Zeit für den Themenvorschlag der Woche in TheBlogBang, dem Grundlagenkurs von TheContentSociety. Direkt im Anschluss an die Live-Übertragung bin ich Gastgeberin des CoBloggings. Wir sind wieder eine nette Runde mit tollen Ideen. Leider vergesse ich, ein Foto zu machen. Die Abschlussrunde ist so inspirierend!

Stattdessen zeige ich dir das T-Shirt, das sich meine Tochter bedruckt hat, zu meiner speziellen Freude. Nun muss sie „es“ nicht mehr so häufig sagen.

Mein Lieblingswort

Während der CoBlogging-Zeit kommt meine Tochter von der Arbeit. Wir haben einander vermisst. Und möglicherweise fahre ich sehr bald zu meiner Mutter, die nach einer OP nach Hause kommt. Der Plan für heute: am Nachmittag unsere sommerlich-frischen Hülsenfrüchtesalate essen und drin sein, am Abend wässern und früh ins Bett. Es geht nicht mehr viel bei uns.

Sommerliche, die liebe ich deutlich mehr als die Temperaturen

Das war’s schon wieder, zu schade! Du findest meinen Artikel wie immer, neben vielen anderen, sehr unterschiedlich kargen oder wortreichen Beiträgen, auf dem Blog Draußennurkännchen von Caro aus Hamburg. Manche Tage spielen sich nur zuhause ab, andere Bloggerinnen planen für ihre 12 von 12 Ausflüge, es ist ein sehr breites Spektrum. Ich empfehle dir, nimm dir ein bisschen Zeit, lies einige der Beiträge, kommentiere, freue dich. 12 von 12 ist jeden Monat ein kleines Freudenfest. Wir lesen uns im Juli wieder!

16 Kommentare zu „12 von 12 im Juni 2023 – auf dem Weg nach Hause“

  1. Was für eine Geschichte: Aus Roadmovie wurde bissi Horrortrip und dann alles gut. Ich mein, können diese Erdbeeren lügen? Danke für deine fetzige Beschreibung! Und Rasen wird eh überbewertet 😉

  2. Danke fürs Mitnehmen bei Deiner Nachtfahrt. Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr und dann fährt auch die S-Bahn nicht so wie sie soll. Sch*** Irgendwann ist man nur noch froh, wieder Zuhause zu sein.

    Die Nachricht für Deine Zauber(Putz)Frau ist sooo charmant.

    Liebe Grüße
    Marita

    1. Liebe Marita,

      vielen lieben Dank! Ja, echt, am Ende hatte ich wirklich keine Lust mehr. Und ich bin sehr froh, dass ich nicht, wie ursprünglich geplant, Mittwoch wieder losfahren musste. Ich genieße es gerade doppelt und dreifach.

      Liebe Grüße
      Silke

  3. Ach Silke, Du Wortspielerin und Bilderverführerin. „Atemlos durch die Nacht“ kam mir als Soundtrack zu Deinen Bildern in den Sinn, als ich mit Dir aus der Schweiz zurück nach Hamburg reiste. Danke vielmals, dass Du uns an Deinem besonderen 12. Juni hast teilhaben lassen.

    Wie fürsorglich Deine Putzhilfe vorzuwarnen. Ich kann mir ihr Gesicht dazu lebhaft vorstellen.

    Das mit dem T-Shirt ist echte Verständniserleichterung zwischen den Generationen. Vielleicht könnte sie da ein Business draus machen #justanidea.

    Danke für die Wortspiele, die Bilder die in meinem Kopf entstanden sind und Danke, dass Du so gut wieder zu Hause gelandet bist!

    Ich freue mich auf mehr von Dir – auf welchem Kanal auch immer.

    Liebste Grüsse aus der Schweiz
    Christine

    1. Ach, liebe Christine,

      vielen Dank für das wunderbare Feedback! Ich werde meiner Tochter den Businessvorschlag definitiv unterbreiten, finde ich ganz herrlich.

      Wir lesen uns, hier und überall.

      Liebe Grüße
      Silke

  4. Liebe Silke! Das liebe ich: „Der Himmel hellt sich im Morgengrauen vorsichtig auf.“ – „Es riecht manchmal ein wenig gebraucht von irgendwo.“ – „Alle Rolltreppen rollen auf mich zu.“ – „Ich bin nicht tot. Wahrscheinlich.“ – Was für ein Tag! Was für ein wunderbares Schreib! ICH WILL EINEN ROMAN VON DIR! Alles Liebe, Birgit

    1. Liebe Birgit,

      da habe ich doch Pippi in den Augen! Meine heimliche literarische Leidenschaft ist eigentlich auch, ein Buch zu schreiben, aber noch traue ich mich nicht. Du hast mich definitiv angeschubst.

      Vielen lieben Dank,
      Silke

  5. hey silke, wow was eine zugfahrt und oh gott ja, zum glück hast du es gut getroffen mit den körpergerüchen deiner mitreisenden – das kann im sommer ja schonmal sehr herausfordernd sein 😉 über die nachricht an deine putzfee musste ich echt schmunzeln :))) und das t.-shirt deiner tochter ist der hammer!!! wie geil ist das denn bitte schön!!! :))) teil doch mal das rezept zu deinem sommersalat, webb du zeit und lust hast! das würde mich sehr interessieren! danke für die tollen einblicke in deinen 12. juni 🙂 lg, iris

    1. Liebe Iris,

      viiielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar! Der augenblickliche Sommersalat besteht nur aus Bohnen, Öl und Zitrone plus Gewürze und Kräuter, und euren Anregungen folgend, werde ich an einigen Varianten arbeiten.

      Liebe Grüße
      Silke

  6. Liebe Silke, ich bin mit Dir gedanklich im Zug gefahren. Und gut, dass es (noch) keine Geruchsfunktion im Internet gibt. Ich kann es mir gut vorstellen, wie die Luft im Abteil war…

    1. Liebe Gesa, zum Glück war es nicht heiß, und niemand in meiner Nähe roch offensiv nach Schweiß. War insgesamt zu verkraften. Ob ich es noch einmal täte? Nur mit Schlaf- oder Liegewagen.

  7. Ich hoffe, du liegst nicht irgendwo herum, wenn du das liest, liebe Silke. 😅 Die Rückreise nach Hamburg klingt unfassbar anstrengend.

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