Meine 5 besten Tipps zum Reframing

Was war noch gleich Reframing?

Reframing (englisch „frame“ = Rahmen; Reframing = Neu-Rahmen) ist eine Methode aus Psychologie, NLP und Coaching und beschreibt einen Perspektivenwechsel von schwächenden hin zu stärkenden Gedanken. Manchmal wird es auch als Weichspüler und Schönrednerei abgetan, aber statt ein Mindset, einen Glaubenssatz oder ein Gefühl mit einem „Alles gut“ wegzuwischen, sucht Reframing nach einer positiven Bedeutung im negativ Erlebten. Es will den Fokus erweitern und dem Coachee wieder in die Beweglichkeit verhelfen.

Jedes Gefühl hat seine Berechtigung und ist in einem Kontext wichtig und nützlich, im anderen hinderlich und ausbremsend. Hier sind meine besten Vorschläge bei Gefühlen, aus denen du mit Reframing wieder herauskommen kannst, anhand von Beispielen erläutert.

Meine fünf Tipps:

1. Reframing bei Wut

Die Situation

Du hast einen Termin mit deinem Vorgesetzten, ohne Agenda, geplant ist ein lockerer Austausch. Du kommst an, sitzt noch nicht richtig, als dein Chef eine verbale Latrine über dir auskippt, die nie leer zu werden scheint. Eigentlich hast du alles falsch gemacht in letzter Zeit, du bist eine einzige Enttäuschung, und er muss alles selbst machen.
Du schaffst es gerade mal, nicht zu weinen oder unsachlich zu werden, so überrumpelt bist du. Irgendwann ist es vorbei, du rennst raus, bist maßlos wütend und fragst dich, wofür du dich die ganze Zeit in diesem blöden Laden aufgerieben hast. Am liebsten willst du nur noch alles hinwerfen.

Maßnahmen

Du nimmst ein paar tiefe Atemzüge und gehst eine kleine Runde um den Block, die ja für sich schon ein Reframing des physischen Umfelds ist. Schon nehmen deine Gedanken eine andere Richtung, und es fällt dir wieder ein, der Typ ist doch dafür berüchtigt, andere für seine Fehler verantwortlich zu machen und im großen Verteiler anzuprangern. Es gab in dem Gespräch keine Argumente, keine echten Beispiele, nur einseitige persönliche Schuldzuweisungen, nichts war konstruktiv. Es hat also nur wenig mit dir zu tun. Ok, natürlich hast du – wie jeder andere auch – Fehler gemacht, besonders in den vielen Überstunden, aber von allen anderen bekommst du nur höchstes Lob.

Du fragst dich, ob du tatsächlich kündigen solltest, willst das aber nicht im Affekt tun.
Dir fällt das Gespräch mit dem ehemaligen Kollegen ein, der vor ein paar Tagen fragte, ob du nicht in seinem Ingenieurbüro anheuern möchtest, weil sie dort genau jemanden wie dich brauchen.
Beim weiteren Nachdenken überlegst du, dich nach den nächsten Gründerveranstaltungen zu erkundigen, weil du schon länger über die Selbstständigkeit nachdenkst.

Das Ergebnis

Du hast die Kraft der Wut genutzt, um dich aus der scheinbar ausweglosen Position heraus auf vielversprechende Perspektiven hindenken zu können und bist wieder handlungsfähig.

2. Perspektivenwechsel bei Frustration

Du hast eine tolle Maisonette-Wohnung in Winterhude besichtigt,einem der „anzeigenüblichen Quartiere“. Die Wohnung ist im fünften und sechsten Stock eines Jugendstilhauses und hat eins dieser unglaublichen halbrunden Fenster über die ganze Hausbreite. Nachdem du wieder bei Atem bist nach dem Aufstieg (das Haus hat keinen Fahrstuhl), siehst du eine offene Küche, relativ klein, etwas dunkel, aber mit einem kleinen Tresen. Du siehst dich schon mit Freunden einen Aperitif trinken, während du kochst und einer der Freunde schon den Tisch deckt. Das Bad ist ein recht enges Duschbad, aber das wird durch das tolle Schlafzimmer aufgewogen. Du stellst dir vor, wie du in deinem Bett vor diesem herrlichen Fenster im sechsten Stock aufwachst und dich jeden Morgen wieder darüber freust, in dieser Traumwohnung zu wohnen, die in einem so schönen Haus in einer tollen Straße ist. Rundherum sind fußläufig schöne Restaurants, Geschäfte, der Stadtpark, U-Bahn- und Busstationen, einfach alles leicht zu erreichen. Zur Innenstadt und zu deiner Arbeitsstelle ist es nicht weit, und nach ein paar Schritten bist du an der Alster. Du unterhältst dich angeregt mit der Maklerin, ihr verabschiedet euch, sie kündigt an, sich am nächsten Tag zu melden. Gegen Abend am nächsten Tag teilt sie dir mit, dass die Wahl auf jemand anderen gefallen ist.

Du bist unendlich traurig und frustriert, hast schon so viele nutzlose Wohnungsbesichtigungen hinter dir, und du warst ganz sicher, du würdest diese Wohnung bekommen, es konnte gar nicht anders sein – und doch! Ein paar Tage später sprichst du mit einer Bekannten, die eine Wohnung im fünften Stock ihres Hauses hat, auch ohne Fahrstuhl. Sie sagt, sie würde das nie wieder tun, auch nach so vielen Jahren habe sie sich nie daran gewöhnt, der fünfte Stock sei immer einer zu viel, und sie überlegte sich, wenn sie hochginge, immer sehr genau, ob sie wirklich alles dabei hat, was sie bis zum nächsten Morgen braucht. Du denkst über die verpasste Wohnung nach und erinnerst dich daran, dass der Aufstieg wirklich heftig war. Eigentlich wolltest du auch eine größere Küche, weil du gern kochst und gern Gäste hast, und so ein kleines Duschbad wolltest du nie wieder.
Ganz leise breitet sich Freude über die Absage in dir aus. Die Wohnung hätte der langen und nervigen Suche endlich ein Ende bereitet. Das hat die Hoffnung befeuert, aber du hattest schon beim Aufstieg und beim Anblick von Küche und Bad ein warnendes Bauchgefühl, dass die Euphorie sich eigentlich nur auf das Schlafzimmer mit dem riesigen Fenster bezog. Und in diesem Zimmer hättest du dich hauptsächlich schlafend aufgehalten. Du weißt nun, wie du die künftige Wohnungssuche noch weiter eingrenzen kannst und verbuchst das Erlebnis als Lernerfolg.

3. Neid sinnvoll nutzen

Deine neuen Nachbarn sind ganz furchtbar. Sie sind laut, lassen ihr Zeug überall stehen, so dass du und andere Nachbarn darüber stolpern. Sie nutzen die Gemeinschaftsflächen, um ihre sehr vielen Freizeitfahrzeuge abzustellen. Du und die anderen Reihenhausnachbarn müssen die vollgerümpelten Flächen ansehen. Die Kinder rennen in die Gärten und holen sich Blumen und Beeren, ohne zu fragen. Gespräche mit den neuen Nachbarn bringen nichts, es interessiert sie gar nicht, dass jemand sich an ihrer Grenzenlosigkeit stört. Du ärgerst dich, und, was dich irritiert, irgendwie bist du neidisch.

Hier lohnt es sich hinzugucken, was der Neid dir sagen will. Du bist doch nicht neidisch, weil sich die Nachbarn nicht benehmen können? Weil sie keine Umgangsformen haben, sich unsozial verhalten? Würdest du gern dein Kind in andere Gärten laufen lassen und das in Ordnung finden? Dein Zeug, das du auf dem eigenen Grundstück nicht willst, den Nachbarn vor die Nasen stellen? Eher nicht.

Was ist es dann? Vielleicht bist du selbst immer bemüht, nicht anzuecken, mit den Nachbarn gut klarzukommen. Harmonie ist dir wichtig, und diese Gleichgültigkeit der Nachbarn macht dich wahnsinnig. Sie bieten keine Angriffspunkte, und irgendwie bewunderst du genau das. Einfach machen ohne nachzudenken, nur auf dich gucken, das wär’s doch! Oder? Vielleicht nicht in diesem Ausmaß, aber ein Stückchen von dieser Dreistigkeit oder auch nur Unbekümmertheit wäre ganz schön. Wenn du dich nicht immer klein machst, kaum dass jemand dich angreift, den Fehler bei dir suchst, wenn etwas schief gelaufen ist. Das wäre fein!

Neid ist immer ein guter Indikator für etwas, was du gern hättest oder wärst. Statt sich dem Neid zu ergeben und mit den anderen Nachbarn zu lästern, ist es gesünder, hier mal näher hinzugucken. Reframing ist eine super Hilfe, um auszugraben, worum es wirklich geht. So wandelt sich der Neid vom schleichenden Gift zum Lehrer. Vielleicht probierst du dich hier mal aus? Schon NEIN-Sagen oder ohne Begründung ist ein Schritt in die Entwicklungsrichtung!

Spiele gern mit den Fragen, die du dir stellst.
Stelle sie provokativ, du kannst auf spannende neue Ideen kommen.

4. Langeweile

Du bist lange zuhause und langweilst dich. Wenn meine Tochter sich über Langeweile beschwerte, sagte ich immer, dass ich das richtig gut finde, weil aus Langeweile immer Kreativität entsteht. Wirklich IMMER. Das Hirn scheint nicht in der Lage zu sein, tatenlos liegenzubleiben. Und wenn es nicht beschäftigt wird, ergreift es selbst die Initiative.

Du kannst dich gleich selbst im Reframing üben, indem du dich über die Zeit freust, die du hast und dir, wenn es passt, proaktiv eine kreative Aufgabe suchst. Vielleicht willst du schon ewig die Platte des alten Gartentischs mit einem Mosaik verschönern, oder du ergibst dich einfach der Langeweile und lässt dich überraschen, was dir sonst einfällt. Sei offen, es hat sich noch niemand zu Tode gelangweilt. Manche empfehlen auch ein Buch mit Ideen oder ein Glas mit Zetteln, auf denen Tätigkeiten stehen, für die sonst keine Zeit ist.

Die hohe Kunst der Langeweile einfach mal auszuhalten und zu warten, bis eine Idee sprießt, ist allerdings die hohe Schule. Sitzen und atmen, Tagebuch führen, nichts Ablenkendes tun, es kann so erholsam sein und dich dir selbst näher bringen. Probiere es mal aus!

5. Einsamkeit

Es ist Sonntag, du bist allein zuhause, Freunde sind mit Partnern und Geschwistern unterwegs, und du hast NIEMANDEN. Immer wieder passiert es, dass scheinbar ALLE! jemanden haben, mit dem sie die Sonntage verbringen, nur du nicht. Es tut weh, und es fühlt sich nicht schön an. Jetzt ist auch noch Corona dazugekommen, und niemand mag gern mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Alle, die du kennst, hängen in ihrer eigenen Blase, und du fühlst dich schrecklich.

Hast du schon mal hinterfragt, ob du wirklich einsam bist oder allein?

Einsamkeit ist tatsächlich schlimm und kann krank machen, besonders, wenn sie in einer Beziehung stattfindet, die Halt und Geborgenheit geben sollte. Menschen, die in Verbundenheit leben, leben länger und sind glücklicher. Wenn du wirklich einsam bist und es eskaliert, ist es keine Schande, die Seelsorge anzurufen. Das habe ich auch schon getan und dort sehr nette und verständnisvolle Menschen vorgefunden.

Auf längere Sicht kannst du dir etwas suchen, wobei du dich nützlich und gebraucht fühlst oder einfach Spaß hast. Eine Lauf- oder Walking-Gruppe, einen Malkurs, ein Ehrenamt. Ehrenämter sind großartige Booster fürs Selbstwertgefühl. Oder du hast Nachbarn mit kleinen Kindern, die sich über Babysitting oder einen Topf Suppe freuen, da gibt es so vieles, was für beide Seiten ein Gewinn ist. Am besten schreibst du dir die Optionen auf, die für dich infrage kommen, weil sie dir im Moment akuter Einsamkeit nicht einfallen.

Alleinsein ist heute etwas Wunderbares und Nährendes, weil alles um uns herum so schnelllebig, laut, flashy und interaktiv ist. Unser Hirn und unsere Seele brauchen die Ruhe, um sich immer wieder neu auszurichten. Sich bewusst abzukoppeln, ohne die Technik, ohne äußeres Programm, ist ein Luxus, für den es allerdings wichtig ist, dass du dich selbst aushältst. Es gibt so viele Möglichkeiten, das zu lernen. Meditation ist eine davon, vielleicht magst du das gleich mal ausprobieren? Oder die Lächeltherapie von Vera F. Birkenbihl (nicht verlinkt, du findest den Videoclip bei YouTube) – einfach herrlich!

1 Kommentar zu „Meine 5 besten Tipps zum Reframing“

  1. Pingback: Lebe ich meine Träume oder einfach mein immer traumhafteres Leben? - Silke Geissen Coaching

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